Zwei Zielfahnder des LKA in Nordrhein-Westfalen verfolgen einen rumänischen Gewaltverbrecher, der aus der Haft entflohen ist, bis in seine Heimat am Fuß der Karpaten. Dort prallen sie mit der ihnen unvertrauten, postsozialistischen Welt und Mentalität zusammen. Regisseur Dominik Graf inszeniert eine spannende, flirrend-ekstatisch erzählte Mischung aus Krimi und Road Movie, die sich jenseits der Pfade funktionaler Ermittlerlogik mit ihren Hauptfiguren auf die Erkundung eines fremden Welt einlässt.
- Sehenswert ab 16.
Zielfahnder - Flucht in die Karpaten
Krimi | Deutschland 2016 | 113 Minuten
Regie: Dominik Graf
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Wiedemann & Berg Television
- Regie
- Dominik Graf
- Buch
- Rolf Basedow
- Kamera
- Alexander Fischerkoesen
- Musik
- Florian van Volxem · Sven Rossenbach
- Schnitt
- Claudia Wolscht
- Darsteller
- Ulrike C. Tscharre (Hanna Landauer) · Ronald Zehrfeld (Sven Schröder) · Arved Birnbaum (Karl Vieth) · Axel Moustache (Florin) · Dragos Bucur (Liviu Caramitru)
- Länge
- 113 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Krimi
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Aus Filmen von Emir Kusturica kennen wir die treibende, rauschhafte Energie, die Balkan-Blasmusik entfachen kann. Dominik Grafs Rumänien-Thriller sucht nach einem solchen Energielevel. Bisweilen verzettelt sich sein Bewegungsdrang dabei in hektischen Turbulenzen, insgesamt aber gelingt ihm eine flirrende, ekstatische Erzählweise, die die Grenzen des Genres auf erfreuliche Weise sprengt. Ein inhaftierter rumänischer Gewaltverbrecher ist in Düsseldorf aus dem Gefängnis ausgebrochen. Die Zielfahnder des LKA in Nordrhein-Westfalen, Hanna Landauer (Ulrike C. Tscharre) und Sven Schröder (Ronald Zehrfeld), jagen ihm hinterher. Der Versuch, ihn mit großem fahndungstechnischem Aufwand an der deutsch-polnischen Grenze zu stellen, misslingt, die Abhörspezialisten orten ihn in Rumänien. Also geht die Reise weiter nach Bukarest und schließlich zu einem Dorf am Fuße der Karpaten, wo die Schwester des Flüchtigen eine prächtige ländliche Hochzeit feiert.
Die Konfrontation der Welten setzt Dominik Graf spannungsreich in Szene. In Deutschland findet die Fahndung in einem Kontext von Bürokratie, Hightech und politischen Einflussnahmen statt. In Rumänien wird daraus eine vergleichsweise archaische Roadmovie-Täterjagd. Die deutschen Fahnder müssen sich in die fremde, postsozialistische Welt und Mentalität hineindenken. Misstrauisch begegnen sie den eigenwilligen Methoden ihrer rumänischen Kollegen, vermuten dahinter Käuflichkeit und Korruption und müssen ihre Vorurteile immer wieder revidieren. Schön, wie die Geschichte immer ausschweifender wird, wie sie Pfade funktionaler Ermittlerlogik verlässt und die Lust an der Erkundung der fremden, labyrinthischen Welt schließlich zur treiben Kraft wird. Man spürt förmlich die Neugier und Entdeckerfreude, mit der die Kamera in Orte und Landschaften eintaucht. Das beginnt schon in Bukarest beim Durchstreifen der Clubs, Kneipen und Altstadtgassen, und findet seine Apotheose bei der dörflichen Hochzeitsfeier mit ihrer wunderbaren Blasmusik.
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