»Nichts ist, wie es scheint«, lautet ein beliebtes Thema, auch im Genrefilm. Dementsprechend ist das Leben Simon Kellers eine große Lüge. Der 40-jährige, verheiratete Lehrer ist beliebt bei seinen Schülern, die ansonsten inmitten der Pubertät keine pädagogische Autorität an sich heranlassen. Zu Simons Themen gehören nicht nur der Gallische Krieg oder Binomische Formeln, sondern auch Greifbareres: das Internet und dessen Gefahren… Wie seine Schüler bewegt auch er sich in den sozialen Netzwerken und deren dunklen Randgebieten. Und erregt sich bei der Schulsport-Unterrichtsvertretung im Geräteraum angesichts schwitzender junger Mädchen. Die 13-jährige Sara gehört nicht gerade zu den Fegern der Schule und ist froh, wenn sie im Netz jene Kontakte anbahnen kann, zu denen ihr in der Realität der Mut fehlt. Noch weiß sie nicht, dass sich im Chat hinter dem Namen Benny und dem Alias des Weißen Kaninchens Simon verbirgt. Dafür weiß sie, wie umwerfend ihr sehr realer Mitschüler Kevin aussieht, als sie sich zu einem ersten Date mit ihm trifft. Doch auch der 16-Jährige hegt dunkle Motive... Michael Proehl und Holger Karsten Schmidt schrieben das Drehbuch zu diesem perfiden Psychothriller, der nur so strotzt vor falschen Fährten und abgründigen Figuren. Regisseur Florian Schwarz komponiert aus diesem bewundernswert komplexen Drehbuch einen mitunter surreal anmutenden Albtraum, der dichter an der Realität ist als man wahrhaben möchte. Devid Striesow spielt eindrucksvoll den Lehrer Simon: als an sich unmögliche Mischung aus Peter Lorre in »M – Eine Stadt sucht einen Mörder« und Joachim Fuchsberger in »Das fliegende Klassenzimmer«.