Als Sechsjährige wurde die Nepalesin Urmila Chaudary als Kindersklavin verkauft; heute setzt sie sich für die endgültige Abschaffung des Kamalari-Sklavensystems und die Rechte der betroffenen Frauen ein. In einem filmischen Porträt, das sich ganz auf die Protagonistin konzentriert, würdigt die deutsche Regisseurin und Kamerafrau Susan Gluth sie als moderne Heldin. Fünf Jahre begleitete sie die umtriebige junge Frau bei ihrem unermüdlichen Kampf um Anerkennung, um einen Schulabschluss und um ein Leben mit Zukunft. Der Film ist nicht nur ein starker Appell gegen jede Form von Sklaverei, sondern informiert auch sensibel und aufschlussreich über andere Lebensrealitäten. (O.m.d.U.)
- Ab 12.
Urmila für die Freiheit
Dokumentarfilm | Deutschland 2016 | 87 Minuten
Regie: Susan Gluth
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Gluthfilm/Zero Fiction Film
- Regie
- Susan Gluth
- Buch
- Susan Gluth
- Kamera
- Susan Gluth
- Musik
- Dominic Miller · Hagay Sofer · Christian Conrad
- Schnitt
- Xavier Box · Susan Gluth
- Länge
- 87 Minuten
- Kinostart
- 26.05.2016
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Die Nepalesin Urmila Chaudary kämpft gegen Sklaverei und für die Rechte der Frauen
Diskussion
„Dieser Fluss hat mein Leben verändert!“ Als Sechsjährige wurde die Nepalesin Urmila Chaudary von ihrem älteren Bruder auf die andere Uferseite getragen, um fern von ihrer Familie als sogenannte Kamalari in einer reichen Familie zu arbeiten. Kamalari heißt auf Deutsch „hart arbeitende Frau“, aber in der Realität bedeutet dies für die betroffenen Mädchen weitaus Drastischeres. Zwölf Jahre lang schuftete Urmila als Kindersklavin im Haushalt und wurde wie die meisten Kamalari von ihren Herren erniedrigt und misshandelt. Heute ist sie 23 Jahre alt, als freier Mensch zurück über den Fluss in ihr Heimatdorf gekommen und erzählt einem kleinen Mädchen von ihrer Vergangenheit. Der Fluss, sagt sie, sei immer bei ihr.
Auch das filmische Porträt, das die deutsche Regisseurin und Kamerafrau Susan Gluth über Urmila Chaudary angefertigt hat, kehrt immer wieder zum Motiv des Flusses zurück. Es ist ein passendes und schönes Bild für den Lauf des Lebens, der Urmila trotz verlorener Kindheit und traumatischer Erlebnisse stetig vorwärtstreibt. Seit ihrer Befreiung kämpft sie mit unerschöpflicher Energie für die Abschaffung von Sklaverei und die Rechte der Kamalaris in Nepal. „Mein erlebtes Leid macht mich stark“, sagt sie. Fünf Jahre lang ist Susan Gluth, die durch eine SPIEGEL-Reportage auf Urmila aufmerksam wurde, der jungen Frau gefolgt. Davon, was es im Einzelnen bedeutet, als Kamalari aufzuwachsen, erfährt man indes nur in Andeutungen. Susan Gluth konzentriert sich so wie ihre Protagonistin auf das Hier und Jetzt. Viel Zeit, um in der Vergangenheit zu wühlen, bleibt eh nicht. Denn Urmila verfolgt gleich zwei große Träume und ist entsprechend umtriebig. Sie will Anwältin werden, um eines Tages in Nepal zu den Entscheidungsträgern in punkto Menschenrechte zu gehören. Doch sie muss zunächst ihren Schulabschluss nachholen, was sie viel Zeit und Anstrengung kostet. Zudem gehört Urmila zu den treibenden Kräften der NGO „Freed Kamalari Development Forum“ (FKDF), die nicht nur Demonstrationen organisiert und Lobbyarbeit in der Politik betreibt, sondern in gezielten Aktionen Kindersklavinnen befreit und deren Eigentümer zur Verantwortung zieht – 2013 beschloss die Regierung Nepals die Abschaffung des Kamalari-Sklavensystems; Kinderarbeit ist seit 2000 offiziell verboten. In dieser Funktion veranstaltet Urmila unter anderem Pressekonferenzen, prüft die Rechnungsbücher des FKDF, bietet befreiten Mädchen Halt und Rat, reist zu Friedenskonferenzen und wird an vorderster Front bei einer Demonstration verletzt. Das sei alles zu viel, warnt sie ihr aus Deutschland stammender Ratgeber und Unterstützer Andreas. Sie laufe Gefahr, keines ihrer Ziele zu erreichen.
Es sind in der Tat viele Spagate, die Urmila in ihrem Alltag zu meistern hat: Mal glänzt sie als selbstbewusste Rednerin im Büro der Bildungsministerin oder beim mondänen „Freedom Forum“ in Oslo. Mal putzt sie mit den routinierten Gesten einer ehemaligen Haushälterin ihr spartanisches Zimmer im Wohnheim für befreite Kamalari. Eine Ahnung von Urmilas Vergangenheit flackert auch in der elterlichen Lehmhütte auf, als sie mit Mutter und Vater das Gespräch über ihren Verkauf als Kamalari sucht, oder wenn sie auf staubigen Dorfplätzen ihre Lebensgeschichte als Theaterstück aufführt, um über Versklavung aufzuklären.
Während all diese Welten und Ereignisse aufeinanderprallen, bleibt der Film stets dicht an Urmila dran. Das Ergebnis ist ein von Sympathie und Bewunderung getragenes Porträt einer modernen Heldin. Die schiere Menge an unterschiedlichsten Beobachtungen und deren feinfühlige, zurückhaltende Montage zum Film lassen den größeren Kontext trotz eingeschränkter Perspektive ausreichend durchschimmern. „Urmila für die Freiheit“ ist freilich ein Vehikel für die Rechte und Anliegen aller Kamalari bzw. letztlich aller Menschen, die heute unter Formen von Sklaverei leiden. Und es ist ein Film, der sensibel und aufschlussreich über andere Lebensrealitäten informiert.
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