Das dritte Ufer des Flusses (2014)

Drama | Argentinien/Deutschland/Niederlande 2014 | 83 Minuten

Regie: Celina Murga

Ein Arzt frönt seinem Macho-Leben, indem er sich neben seiner Familie noch eine weitere Frau samt Sohn leistet, was erst zu Friktionen führt, als sich der 17-jährige Sohn nicht länger mit der Situation abfinden will. Die argentinische Regisseurin Celina Murga nimmt in ihrem fünften Spielfilm ganz die Perspektive des ältesten Sohns ein, der sich in jeder Beziehung zwischen allen Stühlen befindet. Die ruhig beobachtende Coming-of-Age-Geschichte überzeugt mit Detailfreudigkeit und verlässt sich auf das ausdrucksstarke Mienenspiel der Darsteller. Bei aller Sympathie für die strenge filmische Erzählung ist der Verzicht auf psychologische Erklärungen mitunter problematisch. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LA TERCERA ORILLA
Produktionsland
Argentinien/Deutschland/Niederlande
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Tresmilmundos Cine/Rommel Film/Waterland Film/ZDF/Das kleine Fernsehspiel/ARTE
Regie
Celina Murga
Buch
Celina Murga · Gabriel Medina
Kamera
Diego Poleri
Schnitt
Eliane D. Katz
Darsteller
Alian Emanuel Devetac (Nicolás) · Daniel Veronese (Jorge) · Gabriela Ferrero (Nilda) · Irina Wetzel (Andrea) · Tomás Omacini (Esteban)
Länge
83 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
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Diskussion

Alles tanzt nach seiner Pfeife: Wenn Jorge zu der nicht mehr ganz jungen Nilda und ihren drei gemeinsamen Kindern Nicolás, Andrea und Esteban ins Haus kommt, steht er im Mittelpunkt. Erst spielt der wohlgenährte Pascha mit den weißen Bartstoppeln ein wenig mit den Kindern, verteilt Geschenke und zieht sich danach mit Nilda ins Schlafzimmer zurück. Abends fährt er dann ans andere Ende der Stadt, wo er noch eine zweite Familie hat, bestehend aus der jüngeren, hübschen Beatriz und seinem Sohn Lautaro. Dieses zweifache Leben betreibt Jorge als allgemein angesehener Arzt und Besitzer einer Ranch in aller Öffentlichkeit, und auch die beiden Familien zeigen zumindest in seiner Gegenwart nicht offen, dass sie mit dem Arrangement nicht einverstanden sind. Die Kinder besuchen dieselbe Schule und müssen am Wochenende alle gemeinsam mit Jorge Ausflüge im Pick-Up unternehmen, und wenn die Mütter nicht dagegen wären, würde der Vater darauf achten, dass auch sie Zeit miteinander verbringen. Die argentinische Regisseurin Celina Murga konzentriert sich in ihrem fünften Spielfilm „La tercera orilla“ nicht, was am nächsten gelegen hätte, auf eine von Jorges Frauen, sondern nimmt die Perspektive des ältesten Sohns Nicolás ein. Dieser befindet sich in jeder Beziehung zwischen allen Stühlen: Einerseits führt er das Leben eines normalen Jugendlichen, der mit seinen Kumpels Auto fährt, sich betrinkt und danach mit Steinen die Flaschen zerwirft. Andererseits aber muss er sich durch die häufige Abwesenheit des Vaters um seine Mutter und seine jüngeren Geschwister kümmern, inklusive seines Halbbruders, wenn der in der Schule gehänselt wird. Und dann ist da noch Jorge, der für seinen Ältesten das gleiche Leben vorgesehen hat, dass er selbst führt: Nicolás soll Arzt werden, die Leitung der Ranch übernehmen, und wenn auch der Sohn mehr als eine Frau zu seiner Erfüllung bräuchte, hätte er als Vater nichts dagegen.

Celina Murga löst diese Coming-of-Age-Geschichte in viele kleine Szenen auf, zeigt, wie Nicolás von seinem Vater in eine Bar mitgenommen wird und sich dort entscheiden soll, welche der Frauen er gern hätte, oder wie der Junge es auf der Ranch nicht fertigbringt, ein verletztes Schwein zu erschießen. Murgas ruhig beobachteter Film will mit Detailfreudigkeit überzeugen und verlässt sich vor allem auf das Mienenspiel ihrer Darsteller, um Emotionen auszudrücken. Dass Nicolás durch das Verhalten des Vaters abgestoßen wird und nicht die geringste Absicht hat, dessen Lebensstil fortzuführen, muss man dem abweisenden Gesichtsausdruck des jungen Laienschauspielers Alián Devetac entnehmen, oder auf den gewaltsamen Schnitt warten, den Nicolás am Ende vollzieht. Dieser wirkt allerdings wie aus der Not geboren und nicht, als würde er sich logisch aus dem vorher Gesehenen ableiten lassen. Die völlige Offenheit des Ganzen ist daher – bei aller Sympathie für ein filmisches Erzählen, das auf psychologische Erklärungen verzichtet – auch das Hauptmanko des Films.

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