Zwischen zwei Katastrophen spielt sich hier eine Unmenge Nonsense ab. Diese beiden Sequenzen, die das nur scheinbar wichtige Mittelmaß einklammern, lassen sich als Kommentare zur Zerstörungsästhetik des modernen Blockbuster-Kinos lesen – alles andere ist ein hektisches, überambitioniertes, unentschlossenes Sammelsurium von Mythologemen der Popkultur, von individueller und Sozialpsychologie, ein reichlich krudes Durcheinander, für das zweieinhalb Stunden nicht genügen, um es zu sortieren.
So ganz überraschend kommt dieses Scheitern freilich nicht. Was musste nicht alles hineingezwängt werden in diesen Film und alleine schon in dessen Titel: Zwei sehr unterschiedliche Superhelden, wobei Zack Snyders „Man of Steel“
(fd 41 784) schon einiges getan hat, um den strahlenden Superman in die Richtung seines grüblerisch-getriebenen Gegenparts im Fledermaus-Cape zu schubsen. Ein neuer Superschurke, unglaublich enervierend gespielt von Jesse Eisenberg, der seine Figur Lex Luthor als zappeligen Technik-Nerd anlegt. Und der Ausblick auf ein neues Superhelden-Universum, das der „Justice League“, deren Protagonisten in Hoffnung auf den Erfolg von Marvels „Avengers“ in den kommenden fünf Jahren zehn Filme bevölkern sollen.
Die luftige Ironie der Marvel-Spektakel ersetzen die DC-Comic-Verfilmungen von Warner allerdings in aller Regel durch bleierne Ernsthaftigkeit. Manchen Momenten bekommt das hervorragend: Die erste Katastrophe, die Snyder im neuen Film re-inszeniert, ist die Zerstörung von Metropolis, die größenwahnsinnige finale Schlacht des „Man of Steel“ im Vorgängerfilm. Dabei wechselt er die Perspektive, erhebt die sogenannten „Kollateralschäden“ in einer Parallel- und Gegenerzählung zu den eigentlichen Hauptfiguren des überwältigenden Effektgewitters. Bruce Wayne kann nur hilflos zusehen, wie die Laseraugen der Kryptoniten seinen „Wayne Tower“ und dessen Angestellte verglühen lassen; als Batman nährt er so seinen Hass auf den anderen Helden, den Übermenschen mit seinen unkontrollierbaren Fähigkeiten.
Zur Verbissenheit und der (nicht immer nur) latenten Gewalttätigkeit, die Ben Affleck in jeder Einstellung verströmt, gesellt sich ein neuer, sanft gewordener Superman, dessen Präsenz zwar erhaben sein soll, dessen Blick Henry Cavill aber immer wieder weniger entschlossen als vielmehr zweifelnd in die Ferne lenkt. Eine schiefgegangene Rettungsaktion für seine geliebte Lois Lane, bei der Dutzende ums Leben kommen, bringt ihm den Zorn von Öffentlichkeit und Politik ein. Während Zack Snyder sich indes nicht so recht entscheiden will, ob er die göttlichen Posen, die Untersicht des schwebenden Supermans im Gegenlicht, nun ideologiekritisch, einfach nur schick oder gar als dieser Figur angebracht präsentieren will, rücken Superman nicht nur ein Ausschuss des US-Senats und der grimmige Batman, sondern auch der Zappelphilip Luthor mit einem teuflischem Plan auf den gestählten Leib.
Es ist keine Frage, dass, nachdem die Handlungsstränge notdürftig geordnet und die Andeutungen auf all die Fortsetzungen gestreut sind, wieder zum ganz, ganz großen Kampf gebrüllt werden muss. Hier allerdings bleibt Snyder der Exposition treu; die Städte Metropolis und Gotham werden – sofern die Inszenierung überhaupt eine solche Orientierung im filmischen Raum zulässt – weitgehend verschont. Stattdessen wird die Verwüstung zum beinahe abstrakten Akt, zu einem riesigen Energiefeld, einem blitzend zuckenden Lichtnetz rund um den Bösewicht, das nichts mehr zu zerstören hat, weil alles schon in Trümmern liegt. Asche verdampft aschiger, Schutt wird noch ein bisschen weiter zerkleinert. Hier offenbart sich, wie die Effekt-Eskalation des modernen Superhelden-Kinos im Leerlauf rotiert, wie deren Feuersbrünste sich selbst verzehren müssen, wie die Explosionen ohne Echo verhallen.
Die Möglichkeiten, die dem Genre sinnvollerweise noch bleiben, sind von hier aus überschaubar; sie reichen von der Reduzierung bis zur Redundanz, und irgendwo zwischendrin gäbe es noch den Humor – oder den Mut, von der bitteren Welt auch bitter und schmerzhaft zu erzählen statt nur im Modus des jugendfreien Staunens.