Eine engagierte Notfallseelsorgerin gerät über einem tödlichen Unfall mit Fahrerflucht selbst in eine tiefe Krise. Dieser kostet der jungen Beifahrerin, die eine Freundin ihres Sohnes ist, das Leben. In der Pfarrerin meldet sich der schreckliche Verdacht, dass ihr Mann schuld an der Tragödie sein könnte. Tief bewegendes, brillant gespieltes (Fernseh-)Drama über Ernst und Verantwortung der Seelsorge und die schwere Pflicht, Trost zu spenden. Die am Kino orientierte Ästhetik zeichnet es dabei ebenso aus wie seine Weigerung, sich auf einfache Lösungen zu verlassen.
- Sehenswert ab 16.
Im Zweifel
Drama | Deutschland 2015 | 86 Minuten
Regie: Aelrun Goette
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- UFA FICTION
- Regie
- Aelrun Goette
- Buch
- Dorothee Schön · Aelrun Goette
- Kamera
- Leah Striker
- Musik
- Annette Focks
- Schnitt
- Monika Schindler
- Darsteller
- Claudia Michelsen (Judith Ehrmann) · Henning Baum (Christoph Ehrmann) · Thomas Loibl (Kommissar Markus Minow) · Thomas Thieme (Theo Schwarzberg) · Jordan Elliot Dwyer (Paul Ehrmann)
- Länge
- 86 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Tief bewegendes Drama über ein außerordentliches Thema: Ernst und Verantwortung der Seelsorge. Über die Fähigkeit, Trost zu spenden, wirklichen Trost, jenseits der Sprücheklopferei. Aelrun Goettes Geschichte um eine Pfarrerin und Notfall-Seelsorgerin (Claudia Michelsen) meidet Betulichkeit, fächert dramatische Lebenstragik auf und beginnt an einem Unfallort, wo Notärzte, die nur mehr den Tod eines sechzehnjährigen Mädchens feststellen können, die Pfarrerin bitten: „Vielleicht können Sie noch etwas sagen?“. Sie segnet die Tote: „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand!“ Der Kommissar findet das „gut gesagt und schön“, im Gegensatz zu „dem Quatsch, den Ihr Kollege sonst immer verzapft“. Während die beiden sich auf das Allerschwierigste vorbereiten: die Überbringung der Todesnachricht an die Eltern des Mädchens, entspinnt sich zwischen ihnen ein zarter, höflicher Flirt.
Aelrun Goette zeichnet alle Figuren liebevoll, auch die Männer, die viril-attraktiv sein dürfen ohne schlechtes Gewissen. Sie lässt die handelsübliche Handkamera beiseite, komponiert sorgfältig ausgeleuchtete Großaufnahmen, macht sogar richtig lange Abblenden wie im klassischen Kino, wenn es um Momente der Nachdenklichkeit und Selbstbesinnung geht, um die Wendung nach innen zu den zentralen Fragen: Warum gehören Wahrheit und Liebe immer zusammen? Wie begegnen wir Tragik und Trauer? Wie den Versteinerungen der eignen Existenz? Manchmal entsteht ein existentieller Taumel wie in Rohmers „Moralischen Erzählungen“: man tut Dinge, die man eigentlich nicht will, aber sich untergründig doch wünscht. Brillant gespielt, tolle Besetzung auch in den Nebenrollen, wo Paula Knüpling als Schwester der Verstorbenen - sie fühlt sich mitschuldig an deren Tod - den stärksten Eindruck hinterlässt.
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