Ein alter Schlosser trauert einer verlorenen Liebe nach. Angesichts der Sehnsucht nach dieser Frau, die er in seiner Erinnerung ins Überlebensgroße verklärt hat, scheinen ihm alle Menschen, mit denen er es zu tun hat, banal - selbst sein eigener Sohn und eine liebenswerte Bankangestellte, die ihm gern näherkommen würde. Erst allmählich merkt der alte Mann, dass er sich damit selbst im Weg steht. Einfühlsam inszeniertes Melodram voller vielschichtiger Arabesken. Zusammengehalten vom eindrucksvoll aufspielenden Al Pacino, lebt der Film von einem inszenatorischen Überschuss, der der Geschichte eines späten Reifeprozesses mal poetische, mal skurrile, mal sozialrealistische Weitungen verpasst.
- Sehenswert ab 14.
Manglehorn - Schlüssel zum Glück
Drama | USA 2014 | 98 Minuten
Regie: David Gordon Green
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Filmdaten
- Originaltitel
- MANGLEHORN
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2014
- Produktionsfirma
- Worldview Ent./Dreambridge Films/Muskat Filmed Properties/Rough House Pic.
- Regie
- David Gordon Green
- Buch
- Paul Logan
- Kamera
- Tim Orr
- Musik
- Explosions in the Sky · David Wingo
- Schnitt
- Colin Patton
- Darsteller
- Al Pacino (A.J. Manglehorn) · Holly Hunter (Dawn) · Chris Messina (Jacob) · Harmony Korine (Gary) · Marisa Varela (Patricia)
- Länge
- 98 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Eigentlich ist das Öffnen sein Metier: Manglehorns Schlüsseldienst kommt anderen zu Hilfe, wenn sie sich aus ihren Autos oder Häusern ausgeschlossen haben. Sich selbst anderen Menschen zu öffnen – das ist etwas anderes; da blockt der alte Mann gerne entschieden ab: Manglehorn trauert einer verlorenen Liebe nach, und die ins Überlebensgroße vergrößerte Erinnerung an diese Frau macht ihn blind für all die Normalsterblichen, die seinen Weg kreuzen.
Diskussion
Eigentlich ist das Öffnen sein Metier: Manglehorns Schlüsseldienst kommt anderen zu Hilfe, wenn sie sich aus ihren Autos oder Häusern ausgeschlossen haben. Sich selbst anderen Menschen zu öffnen – das ist etwas anderes; da blockt der alte Mann gerne entschieden ab: Manglehorn trauert einer verlorenen Liebe nach, und die ins Überlebensgroße vergrößerte Erinnerung an diese Frau macht ihn blind für all die Normalsterblichen, die seinen Weg kreuzen. Selbst wenn diese so liebenswert sind wie die Bankangestellte Dawn (Holly Hunter): Manglehorn lässt sich zwar gerne auf einen Flirt ein, doch als Dawn versucht, ihm näher zu kommen, stößt er sie ziemlich rüde vor den Kopf. Auch sein eigener Sohn kommt nicht richtig an Manglehorn ran; Treffen der beiden knistern vor Spannung und gegenseitigen Vorwürfen. Doch allmählich begreift Manglehorn, dass er sich hinter seiner unerfüllten Sehnsucht so verschanzt hat, dass er sich jeden Weg zum Glück zu verbauen droht.
Eigentlich ist es eine sehr simple Geschichte, die Regisseur David Gordon Green („Prince Avalanche“, „Joe – Die Rache ist sein“) hier erzählt: Ein alter Einzelgänger beginnt langsam, sich selbst und seine Mitmenschen neu zu entdecken. Aufgewertet wird sie nicht nur durch ein vortreffliches Darstellerensemble, sondern auch durch etwas, das man im positiven Sinn als inszenatorischen Überschuss bezeichnen kann. Green lässt die Bilder, die Manglehorns Alltag und seine Begegnungen mit diversen Zeitgenossen zeigen, kollidieren mit Al Pacinos Off-Stimme: Sie zitiert aus den zutiefst romantischen Briefen, die Manglehorn regelmäßig an seine entschwundene große Liebe schreibt (und die regelmäßig wieder mit der Notiz „return to sender“ in seinem Briefkasten landen). Und die Regie räumt Platz ein für zwischen Realismus, Hyperrealismus und Surrealismus changierende Arabesken, die genau das tun, was der Protagonist verlernt hat: den Blick öffnen für all das Leben, das da um den alten Mann herum pulsiert, auf Menschen, Dinge und mal schöne, mal hässliche Erlebnisse am Rande. Zusammengehalten durch Al Pacinos überragende Leinwandpersönlichkeit, rundet sich all dies zum atmosphärischen tragikomischen Hymnus auf den sprichwörtlichen „Spatz in der Hand“, auf das Leben, das vielleicht nicht den Idealen standhalten mag, aber allemal erfüllender ist.
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