In den Kinderzimmern hat sich „Ritter Trenk“ dank Büchern und Fernsehserie längst als populäre Marke breit gemacht. Jetzt wurde mit der Umsetzung in einen Kinofilm die nächste Stufe der Verwertungskette erreicht. Ganz wie in den Vorlagen der Autorin Kirsten Boie steht auch in der Leinwandversion der arme, aber sehr mutige Bauernjunge Trenk Tausendschlag im Zentrum des Geschehens. Als dessen Vater vom ausbeuterischen Lehnsherren Wertolt unschuldig in den Kerker geworfen wird, entschließt er sich, Ritter zu werden. Kein einfaches Unterfangen, denn dafür muss er zunächst einmal das Ritterturnier des Fürsten gewinnen. Kann er dann auch noch einen Drachen, der im tiefen Wald sein Unwesen treibt, besiegen, hat Trenk einen Wunsch frei, mit dem er dann die Freiheit seines Vaters wiedererlangen will. Auf seiner abenteuerlichen Mission wird der tapfere Knabe von vielen getreuen Gefährten unterstützt, darunter das lustige Hausschwein Ferkelchen, der listige Gaukler Momme-Mumm und Thekla, die Tochter des edlen Ritters Hans von Hohenlob, die alles andere als ein braves Burgfräulein ist. Sie alle sorgen dafür, dass Trenks Anstrengungen am Ende auch belohnt werden.
Bei der Umsetzung der launigen Story, die einige aufregende und viele komische Elemente enthält, setzen die genreerfahrenen Filmemacher um Regisseur Anthony Power („Die Abrafaxe“;
(fd 35 109)) und Produzentin Corinna Mehner („Hexe Lilli“;
(fd 39 139)) auf klassischen Zeichentrick ohne digitalen Schnickschnack und ohne dreidimensionale Tiefe. So erinnern die meisten Figuren mit ihren klaren, einfach strukturierten, dafür aber umso lieblicheren wie putzigen Gesichtern an Wicki, Heidi und Maja, die legendären Serienhelden der 1970er-Jahre aus der japanischen Animationsschmiede Zuiyo Enterprises. Dass den Bildern die Tiefe fehlt und die Hintergründe simpel gezeichnet sind, fällt kaum ins Gewicht. Stattdessen dominiert eine variantenreiche Farbpalette, die von den düsteren, schwarz-grauen Tönen des Köhlerwaldes bis zu kräftigem Gelb, Grün und Rot der an den goldenen Herbst erinnernden Bäume um den Palast des Fürsten reicht.
Darüber hinaus lebt „Ritter Trenk“ von der exakten Zeichnung seiner Haupt- wie auch Nebenfiguren. So sorgen Sidekicks wie das getreue Ferkelchen oder der hilfsbereite Anführer der Gauklertruppe Momme-Mumm für viel Harmonie und Humor, während im fiesen Ritter Wertolt ein glaubwürdiger Bösewicht den kleinen Helden das Leben schwer macht, am Ende aber seiner wohlverdienten Strafe zugeführt wird. Wie gut sich Spannung und Spaß die Waage halten, wird auch im Charakter des nur auf den ersten Blick furchteinflößenden feuerspeienden Drachen deutlich, der sich letztlich als treusorgende Mama und eingefleischte Vegetarierin entpuppt.
Unterstützt wird das Ritter-Abenteuer, das in seiner Verspieltheit und optimistischen Grundstimmung auch für Kinder im Vorschulalter bereits geeignet ist, von gut gewählten Synchronstimmen (allen voran Axel Prahl als Erzähler und Hans von Hohenlob) sowie einem ansprechenden Mix aus fröhlicher Orchestermusik und hippen Pop-Songs wie „Ritterlich“ der Hamburger HipHop-Formation Deine Freunde. Und wer aus der Coming-of-Age-Geschichte etwas Lehrreiches über Kameradschaft und Zusammenhalt sowie Treue und Vertrauen ziehen möchte, ist hier ebenfalls gut aufgehoben.