Es lebt sich gut im Frauenhaushalt, völlig ohne störenden Mann. Mai und ihre Mutter Julia genießen das bequeme Leben in München, wo Julia als bekannte Opernsängerin ausreichend Geld und Glamour umgeben, um sich glücklich zu wähnen. Doch als sie ihrer Tochter eröffnet, dass ihr Freund Marc mitsamt zwei Söhnen bei ihnen einzieht, stürzt für Mai eine Welt zusammen. Das zahme Mädchen mutiert zur titelgebenden kleinen Ziege und verlangt nach ihrem bis dato unbekannten Vater. Sie wolle so lange bei ihm bleiben, bis die Mutter die unerwünschten Mitbewohner wieder losgeworden sei.
Jakob geht auf die 40 zu, und feste Beziehungen sind nicht „sein Ding“. Stabile Verhältnisse allerdings ebenso wenig, weshalb er sich durchs Leben jobbt. In seinen glanzvollsten Momenten bringt er Altersheime als Elvis-Imitator zum Rocken und junge Pflegerinnen zum Höhepunkt. Bei Mutti gibt es dann eine warme Mahlzeit und einen Mietzuschuss. Kurz bevor Jakob sich in einem schrottreifen Kastenwagen auf Kurierfahrt nach Norwegen macht, um sich etwas dazu zu verdienen, klingelt sein Telefon. Julia ist am Apparat und erzählt dem verdutzten Jakob erstmals von der gemeinsamen Tochter. Jakobs Einwänden wird kein Gehör geschenkt, und so macht er sich schließlich mit dem launischen Mädchen und einem wertvollen Zuchtschafsbock im Gepäck auf den Weg nach Norwegen.
Es sind zwei gegensätzliche Welten, die hier aufeinanderprallen, wie überhaupt in dem von Johannes Fabrick inszenierten Film das Mittel der Kontrastierung reichlich strapaziert wird. Auf der einen Seite steht ein verwöhntes, ehrgeiziges und berechnendes Mädchen, das selbst während der langen Autoreise nicht vergisst, Cello zu üben. Sie will den leiblichen Vater zunächst nur kennenlernen, um der Mutter eins auszuwischen. Auf der anderen Seite verteidigt ein unangepasster Mann seinen Drang nach Ungebundenheit, obwohl der längst in Einsamkeit und Mittellosigkeit gekippt ist. Er ist dementsprechend beglückt von seinem überraschenden Vatersein. Hochkultur (Oper! Cello!) und an Luxus gewöhnte Frauen mit Verantwortungsbewusstsein treffen auf Popkultur (Elvis!) und einen freiheitsliebenden Schlendrian mit schmalem Geldbeutel.
So wenig subtil wie die Figurenzeichnung fällt die Inszenierung dieser Unterschiede aus, die schon durch eine Parallelmontage im Vorspann mehr als deutlich herausgestellt werden. Zudem wird häufig ausgesprochen, was längst verstanden ist („Jakob, in deinem Alter übernimmt man Verantwortung!“). Und die verhandelten Konflikte hauen alle in dieselbe Kerbe. Die immer weiter werdende Landschaft Skandinaviens gibt den schablonenhaft symbolischen Hintergrund für die Annäherung der Schicksalsgemeinschaft im Kastenwagen ab, im Kontrast zum „unvollständigen“ Dasein der beiden Protagonisten in den Großstädten. Der Schafbock als ultimatives Gegenbild zum gediegenen Opernmilieu und zugleich als Sinnbild für Jakobs Festhalten an seinem Lebensentwurf kann als anarchisches Element verstanden werden, das die vorhersehbare Handlung komisch unterwandern soll, was sich allerdings auf Momente des Bockens und andere tierische Verhaltensweisen beschränkt.
Kurzum: Die nicht uninteressante Identitätskrise und -findung von Tochter und Vater hängt sich an abgedroschenen Klischees der Fernsehfilmunterhaltung auf, anstatt die Möglichkeiten eines raffinierteren Erzählens und der großen Leinwand in Betracht zu ziehen.