Als der elfjährige Alex in den Feldern in der Nähe seines rumänischen Heimatdorfs, das 1944 von den Deutschen besetzt ist, die Leiche eines jungen deutschen Soldaten findet, stürzt das den Ort in eine akute Bedrohungssituation: Sollte der Mörder des Deutschen nicht gefunden werden oder sich stellen, droht der Kommandant der Besatzungstruppe an, die zehn wichtigsten Würdenträger der kleinen Gemeinde hinzurichten. Die verzweifelten Honoratioren, unter ihnen der Dorfpfarrer (Harvey Keitel), würden diesem Schicksal gerne entgehen: Wäre es nicht besser, wenn einer die Schuld auf sich nehmen und als Märtyrer für die anderen sterben würde? Diese heldenhafte Aufgabe will freilich keiner der Herren selbst übernehmen; stattdessen versuchen sie, dem naiven „Dorftrottel“ Ipu (Gérard Depardieu) das freiwillige Opfer mit viel Honig ums Maul schmackhaft zu machen. Ipu ist allerdings der beste Freund und Spielgefährte von Alex, und der Junge ist nicht damit einverstanden, was da im Schilde geführt wird. Bogdan Dreyer inzeniert eine bittere kleine Groteske, die sich viel Zeit nimmt, den dörflichen Kosmos zu erkunden. Wenn der Krieg, den Alex und Ipu zuvor spielerisch nachgestellt haben, realiter bei ihnen ankommt, tut er das nicht in Form heroischer Schlachtgemälde, sondern als Angstszenario, das deswegen so perfide ist, weil sich nicht einfach „die Guten“ und „die Bösen“ gegenüberstehen, sondern weil die Bedrohung durch die Deutschen das Schlechteste in den Dorfbewohnern selbst hervor holt. Der Zweite Weltkrieg wird hier zum Hintergrund für eine zeitlose Parabel darüber, wie schnell in Extremsituationen Solidarität, Anstand und Mut dem eigenen Überlebenstrieb geopfert werden, und was für ein Missbrauch mit Idealen wie Heldentum und Opferbereitschaft getrieben werden kann.