An den Ufern der heiligen Flüsse

Dokumentarfilm | Indien/Frankreich 2013 | 122 Minuten

Regie: Pan Nalin

Wo die Flüsse Ganges und Yamuna zusammentreffen, feiern alle zwölf Jahre bis zu 100 Millionen hinduistische Pilger die Kumbh Mela, das weltweit größte Fest des Buddhismus. Sehr atmosphärisch und hautnah schildert die Dokumentation das Innenleben des Jahrgangs Jahr 2013, wobei sie die Schicksale dreier Kinder mit den infrastrukturellen Unwägbarkeiten der gigantischen Pilger-Zeltstadt verbindet. So vermitteln sich zahlreiche Facetten der Festlichkeiten zwischen Volksfeststimmung und Spiritualität und verbidnen sich zu einem ebenso kurzweiligen wie dichten Dokumentarfilm ohne religionsdidaktische Ambitionen oder missionarischen Eifer. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
FAITH CONNECTIONS | KUMBH MELA: SUR LES RIVES DU FLEUVE SACRÉ
Produktionsland
Indien/Frankreich
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Jungle Book Ent./Cité Films/Virginie Films
Regie
Pan Nalin
Buch
Pan Nalin
Kamera
Anuj Dhawan · Pan Nalin · Swapnil S. Sonawane
Musik
Cyril Morin
Schnitt
Shreyas Beltangdy · Julie Delord
Länge
122 Minuten
Kinostart
30.04.2015
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
NFP/EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 Hindi/dt.)
DVD kaufen

Kurzweiliger und dichter Hinduismus-Dokumentarfilm

Diskussion
Alle zwölf Jahre entsteht am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna eine gigantische Zeltstadt mit provisorischen Brücken und Zufahrtsstraßen. Dort, wo der mythologische Strom Saraswati in die beiden heiligen Flüsse münden soll, strömen bis zu 100 Millionen Pilger zur Kumbh Mela zusammen, dem weltweit größten Fest des Hinduismus. Ein Bad im Flusswasser soll die Pilger von allen Sünden reinigen und den Zyklus der Reinkarnationen beschleunigen. Doch auch im Plastikkanister abgefüllt, ist das Wasser in der oft weit entfernten Heimat hilfreich. Hier, so erklärt die freundliche Stimme des Regisseurs aus dem Off, „kommen die zusammen, die in dieser Welt leben, und die, die ihr längst entsagt haben.“ „An den Ufern der heiligen Flüsse“ ist ein sehr atmosphärischer Dokumentarfilm über das größte religiöse Fest der Welt. Regisseur Pan Nalin hat die Kumbh Mela 2013 mit der Kamera begleitet und taucht tief ins Bad in der Menge, bringt aber auch einzelne Menschen nahe: Familienväter, Mütter und Kinder, Yogalehrer, Asketen und Polizisten. Vorrangig konzentriert er sich dabei auf die Schicksale von drei Kindern und deren Angehörigen. Der 11-jährige Kishan Tiwari ist bei zwei Polizisten im Zelt untergekommen. Er schlägt sich mit Spenden und kleinen Dienstleistungen durchs Leben und erzählt allen, dass er ein Waisenkind sei, obwohl der in Wirklichkeit von seiner Familie abgehauen ist. Der kleine Bajrangi lebt mit dem Yogalehrer und Asketen Hatha Yogi Baba zusammen, der den ausgesetzten Säugling nach der Geburt auf der Straße fand. „Er zieht an meinem Bart und sagt Mama zu mir“, erzählt der hagere Alte und lacht. Für seinen Adoptivsohn, den er vehement gegen Jugendbehörden und Waisenheime verteidigt hat, will er ein besseres Leben. Der dreijährige Sandeep schließlich ist verschwunden, als seine Familie gerade beim heiligen Bad war, angeblich wurde er von Soldaten mitgenommen. Jetzt suchen ihn seine Angehörigen so verzweifelt wie vergeblich. Die drei Kinderschicksale helfen dem Zuschauer dabei, sich in der visuell üppigen und verwirrenden Vielfalt der religiösen Feierlichkeiten zurechtzufinden. 55 Tage lang dauert das Fest, dessen Logistik, die Verpflegung und Unterkunft der Millionen, allein schon beeindruckend ist. Kameramann Swapnil Sonawane ist immer mittendrin, bleibt auf Augenhöhe und oft auch darunter, nimmt die Perspektive der Kinder ein und schickt die Kamera mitten in die schier endlos wirkende Menschenmasse, die aber niemals bedrohlich wirkt. Die Handlungsfäden der einzelnen Protagonisten sind dabei geschickt gespannt, um die verschiedenen Facetten der Kumbh Mela zu zeigen. Insbesondere mit Kishan gelangt der Film zu ganz unterschiedlichen Gläubigen, von den Polizisten bis zu den „Sadhus“, die nur für ihre Spiritualität leben. Die Odyssee der Familie von Sandeep auf der Suche nach ihrem verlorenen Sohn zeigt auch die Infrastruktur des gigantischen Pilgerlagers, wo jeden Tag Hunderte von Kindern und Erwachsenen verloren gehen. „An den Ufern der heiligen Flüsse“ ist ein anregendes Kinoerlebnis, kurzweilig und unterhaltsam. Kein religionsdidaktischer Film, auch keine spirituelle Propaganda für gequälte westliche Seelen, sondern eine dichte und kompakte Dokumentation über das Zusammentreffen von Millionen Gläubiger. Dabei gelingt Pan Nalin eine überzeugende Verbindung von heiteren und tragischen Momenten, von Lebensfreude und Weltentsagung, von Volksfeststimmung und Spiritualität.
Kommentar verfassen

Kommentieren