Dokumentarfilm | Schweiz 2015 | 86 Minuten

Regie: Jonas Frei

Auf dem traditionellen Jakobsweg nach Santiago de Compostela, auf dem religiöse Pilger mittlerweile die Ausnahme geworden sind, folgt der Dokumentarfilm Wanderern durch Frankreich und Spanien. Dabei kommen am Wegesrand weit mehr als 50 Protagonisten zu Wort, deren knappe Statements belanglose Momentaufnahmen bleiben. Die Vielfalt der Motivationen, auf dem Jakobsweg zu wandern, kommt dabei ebenso zu kurz wie eine kritische Analyse dieser Modeerscheinung, während dazwischen geschnittene, pittoreske Landschaftsaufnahmen jegliche Inspiration vermissen lassen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
CAMINO DE SANTIAGO
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
MB Prod.
Regie
Jonas Frei · Manuel Schweizer
Buch
Ivan Hernandez
Kamera
Jonas Frei · Alan Sahin · Manuel Schweizer
Schnitt
Alan Sahin
Länge
86 Minuten
Kinostart
04.06.2015
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
farbfilm/Lighthouse (16:9, 2.35:1, DD5.1 Schweizerdt./dt.)
Verleih Blu-ray
farbfilm/Lighthouse (16:9, 2.35:1, DD5.1 Schweizerdt./dt.)
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Belanglose Momentaufnahmen auf dem traditionellen Jakobsweg

Diskussion
Als der deutsche Komiker Hape Kerkeling 2006 einen Reisebericht über seine Begehung des Jakobsweges unter dem Titel „Ich bin dann mal weg“ auf den Markt brachte, avancierte das Buch in den Folgemonaten überraschenderweise zum Bestseller, der sich bis heute vier Millionen Mal verkauft hat. Wie viele Menschen der populäre Autor durch seine Publikation animiert hat, selbst die Wanderschuhe zu schnüren, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist das Wandern heute Volkssport, und auch auf dem traditionellen Jakobsweg machen sich von Jahr zu Jahr mehr Menschen auf den Weg Richtung Santiago de Compostela im Westen Spaniens. Eigentlich Anlass genug, die Mode einmal mit distanziertem Blick unter die Lupe zu nehmen. Doch davon ist diese Dokumentation der beiden Schweizer Filmemacher Jonas Frei und Manuel Schweizer weit entfernt. Stattdessen folgen sie schlicht Wanderern aus aller Welt durch Frankreich und Spanien und befragen sie zwischendurch nach den Motiven ihres Tuns. Mit wenig überraschenden Ergebnissen. Die einen wollen sich finden, andere sich selbst verlieren. Womit alle letztlich ungefähr dasselbe meinen dürften. Immerhin wird deutlich, dass christlich motivierte Pilger auf diesem Weg längst in der Minderheit sind, während die Mehrzahl auf einem mehr oder minder diffusen Wellness-Trip unterwegs ist. Einzelgänger preisen die Einsamkeit, während andere mit leuchtenden Augen erklären, sie hätten unterwegs viele wunderbare Menschen getroffen. Und dann ist da noch ein Ungar, der mit veritablen Insider-Tipps aufwartet: Bei heißem Wetter empfehle sich ein Sonnenhut und die Mitnahme von genügend Trinkwasser. Wer hätte das gedacht?! Gut möglich, dass sich unter den Protagonisten Menschen befinden, die wirklich bewegende Geschichten zu erzählen gehabt hätten. Doch dazu lassen ihnen die Filmemacher leider keine Zeit. Die Statements beschränken sich auf drei, vier Sätze; danach tauchen die einzelnen Wanderer auch nicht wieder auf. Und weil hier am Wegesrand weit über fünfzig von ihnen zu Wort kommen, gelangen die Begegnungen über flüchtige Momentaufnahmen kaum hinaus. Dazwischen werden, unterlegt mit gefälliger Musik, immer wieder pittoreske Landschaftspanoramen geschnitten, die oft mit Kamera-Drohnen aufgenommen wurden und das Ganze bisweilen aussehen lassen wie „Der Jakobsweg von oben“. Erst gegen Ende des Films werden dezent kritische Stimmen zum modischen Pilger-Hype hörbar. Da berichtet ein Herbergs-Wirt von Wanderern, die abends schon mal einen über den Durst trinken und andere Gäste um den Schlaf bringen, und ein anderer wettert gegen Pilger-Touristen, die das Ganze als Pauschalreise mit Vollpension buchen, aber nur wenige Kilometer zu Fuß zurücklegen. Zu sehen (und zu hören) bekommt man von diesen Trittbrettfahrern der Erleuchtung jedoch leider keinen einzigen Vertreter. Unter dem Strich: Ein uninspirierter Dokumentarfilm mit einem gänzlich schlichten Konzept, der sich ähnlich zieht wie der Jakobsweg. Das Kino wird diesen Pilgerpfad allerdings so schnell nicht loswerden. Nachdem Hollywood 2010 Martin Sheen in „Dein Weg“ (fd 41 142) auf Selbsterfahrungstrip nach Spanien schickte, feiert Ende dieses Jahres die Adaption von Kerkelings Bestseller als Spielfilm Premiere.
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