Finn und die Magie der Musik

Kinderfilm | Niederlande/Belgien 2013 | 90 Minuten

Regie: Frans Weisz

Ein neunjähriger Junge begegnet einem rätselhaften, verschrobenen Alten, dessen Geigenspiel schmerzhafte Erinnerungen an seine verstorbene Mutter weckt. Um sich ihr durch die Musik näher zu fühlen, will er selbst das Geigenspiel erlernen, doch sein verbitterter Vater verbietet ihm den Kontakt zu dem alten Musiker. Der einfühlsame, sympathisch lebensbejahende Kinderfilm erzählt konsequent aus der Sicht des Jungen über Verlust und Trauer, wobei sich spielerisch die Grenzen zwischen Realität und Traum auflösen. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
FINN
Produktionsland
Niederlande/Belgien
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Flinck Film
Regie
Frans Weisz
Buch
Jannek van der Pal
Kamera
Goert Giltay
Musik
Fons Merkies
Schnitt
Michiel Reichwein
Darsteller
Mels van der Hoeven (Finn) · Daan Schuurmans (Vater) · Jan Decleir (Luuk) · Justin Emanuels (Erik) · Jenny Arcan (Frau Eising)
Länge
90 Minuten
Kinostart
04.12.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Kinderfilm
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Diskussion
Auf einmal beginnt es zu schneien, mitten im Sommer. Dicke Flocken fallen vom Himmel und verwandeln den Garten des heruntergekommenen Bauernhofs von einem Moment auf den anderen in eine zauberhafte weiße Winterlandschaft. Ungläubig richtet Finn den Blick zum Himmel. Und dann ist plötzlich auch noch der alte Geigenspieler verschwunden, dessen wunderschöne, traurige Melodie den neunjährigen Jungen an diesen Ort gelockt hat. Stattdessen sieht er plötzlich seine Mutter in dem verschneiten Garten stehen. Sie strahlt vor Freude und stützt sich auf eine Schneeschippe. Finn ist glücklich. Er kennt diesen Moment nur allzu gut von jenem alten Foto, das in dem Zimmer seines Vaters hängt. Es stammt aus der Zeit, als seine Mutter noch lebte. Weil sie schon wenige Stunden nach seiner Geburt starb, hat Finn keinerlei Erinnerungen an sie. Und auch dieser Tagtraum endet abrupt, als die Geigenmusik verstummt. Über den Tod der Mutter sind weder Finn noch dessen Vater hinweggekommen. In einem verschlossenen Schrank hütet der Vater noch immer ein Geheimnis, das er mit seinem Sohn nicht teilen will. Und um einem Konflikt mit seinem Vater aus dem Weg zu gehen, beginnt auch Finn, seinen Vater zu täuschen. Als er ihm von der Begegnung mit dem alten Geigenspieler erzählt, ist sein Vater ziemlich aufgebracht und verbietet ihm, den Musiker wieder zu treffen. Da Finn sich aber im Fußballverein, den er nur seinem Vater zuliebe besucht, nicht länger zum Gespött der anderen machen will, geht er heimlich zu dem alten Mann. Seit jenem magischen Erlebnis will er unbedingt lernen, Geige zu spielen. Die Musik bringt ihn seiner Mutter näher. Noch tiefer in die Geschichte seiner Familie wird Finn schließlich verstrickt, als der stets schwarz gekleidete alte Mann sich als Finns Opa entpuppt und den Jungen ermutigt, selbst über sein Leben zu entscheiden. Überraschend oft wird in Filmen für Kinder vom Umgang mit dem Tod, mit Trauer und Verlusterfahrungen erzählt. Während diese Geschichten im breit angelegten Family Entertainment nicht selten in außergewöhnliche fantastische Welten führen, schlagen Arthouse-Produktionen oft leisere Töne an. In dieser Tradition steht auch „Finn und die Magie der Musik“. Dass hier ebenfalls die heilende Kraft der Fantasie eine wichtige Rolle spielt und Traumwelt und Wirklichkeit fließend ineinander übergehen, ist dabei zunächst gar nicht so offensichtlich. Geschickt nutzt der Film die konsequente Konzentration auf Finns Sichtweise, um diese Grenzen verschwinden zu lassen. Seine große Stärke bezieht der Film gerade daraus, sich ganz auf die Gefühlswelt von Finn einzulassen und dessen Sehnsüchte und Träume spürbar werden zu lassen: Für das Publikum ist Finns Vorstellung von der Welt ganz und gar real. Der niederländische Regisseur Frans Weisz hat „Finn und die Magie der Musik“ solide, aber auch ohne Finesse inszeniert. Die vorwiegend dunklen Innenräume geben das Gefühl der Beklemmung und des Eingesperrtseins von Finn und seinem Vater in ihrer Trauer oder ihrer Traumwelt zwar gut wieder. Aber der Musik gelingt es nur selten, diese Enge wirklich aufzubrechen. Zugleich wirkt die Handlung bisweilen gar überkonstruiert und holprig und muss schließlich sogar auf eine längere, recht plumpe Erklärszene zurückgreifen. Im Vergleich zu thematisch ähnlichen Kinderfilmen wie etwa Boudewijn Kooles preisgekröntem „Kauwboy“ (fd 41 711) lässt „Finn“ letztlich wenig Raum für Mehrdeutigkeiten, sondern setzt vielmehr auf Harmonie. Das nimmt dem Film etwas von seiner Kraft, auch wenn der Protagonist für ein junges Publikum zweifellos eine gute und sympathische Identifikationsfigur ist. Zu den schönsten Szenen zählen jene zwischen Finn und seinem einzigen Freund Erik. Als Finn sich aber nur noch fürs Geigenspiel interessiert, setzt er die Freundschaft zu Erik aufs Spiel. Dabei ist es dieser, mit dem ihn am meisten verbindet und der ihn immer wieder ermahnt, im Hier und Jetzt zu leben. „Deine Mutter ist nicht mehr da. Aber ich bin es schon.“
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