Das große Vorbild ist offensichtlich: Veit Helmers Nasenbärbande, bestehend aus sechs aufgeweckten, höchst selbstbewussten Vorschulkindern zwischen vier und sechs Jahren, steht in der Tradition der »Kleinen Strolche« von Produzent Hal Roach. Diese tobten bereits in den 1920er-Jahren durch zunächst noch stumme Kurzfilme, wobei sie – Jungen wie Mädchen, Weiße wie Schwarze – bemerkenswert häufig in ihrem ganz normalen Verhalten eingefangen wurden. Auch die sechs kleinen Racker aus dem beschaulichen Ort Bollersdorf agieren überwiegend »natürlich«: Geschickt montierte Helmer viele spontane Momentaufnahmen von ihnen in die Spielhandlung ein, sodass sich aus dem Zusammenwirken mit der erläuternden Off-Erzählung eine verblüffend »logische« Geschichte um die sechs allerjüngsten Haupt-»Darsteller« ergibt – turbulent, lustvoll und überdreht, fröhlich und trickreich, mit einem ungewöhnlichen Tier, liebenswerten Kindern sowie bis zur Karikatur und zum Slapstick überzeichneten Erwachsenen. Als wenn dies alles nicht schon verrückt und mutig genug wäre, konzipiert Helmer seinen Film auch noch als Musical mit schönen Gesangsnummern und einigen Tanzeinlagen. »Pädagogisch« ist das alles ganz gewiss nicht – aber als möglicher erster Kinobesuch für die Jüngsten ein Vergnügen, das auch größeren Zuschauern in Erinnerung bleiben dürfte. Was nicht zuletzt auch an der aufmüpfigen »Kratzbürstigkeit« der Geschichte liegen dürfte: »Tanzkreis oder Freiheit!«, heißt die Devise, mit der die Kinder das Ordnungsdenken der Erwachsenen in Frage stellen, weil dieses nicht mehr den Menschen dient, diese vielmehr gefährdet, ja sogar bedroht. Bollersdorf zeichnet sich durch seine ganz besondere Lage im Zentrum Europas aus; hier ist alles absoluter Durchschnitt, selbst die Pflastersteine sind exakt genormt, sodass eine Gesellschaft für Marktforschung hier ihr Hauptquartier aufschlägt, um die Bürger als Versuchskaninchen für neue Produkte vor deren Markteinführung zu testen. Bald schwärmen die Bürger von ihrer Durchschnittlichkeit und tun alles, damit es so bleibt – selbst die Generation der Großeltern wird gedanken- und gefühllos ins Altersheim abgeschoben, weil man dies halt mit 68-Jährigen so tut. Nur die Kinder setzen sich einfallsreich zur Wehr. Da jedes von ihnen bereits über frühkindliche Talente verfügt, planen sie Erfindungen, die aus Bollersdorf etwas Besonderes machen sollen, wobei sie sich nach den immer katastrophaler werdenden Fehlversuchen mit ihren Großeltern verbünden. Die aber müssen erst einmal aus ihrem tristen Altenheimdasein befreit werden. Das mag in den Augen mancher Betrachter womöglich wirklich alles nur »Quatsch« sein, es ist vor allem anderen aber zunächst einmal »Kino pur« für die ganz Jungen, eine ausgelassene, mitunter zauberhaft poetische »Einstiegsdroge« fürs Kino. Und die lässt womöglich manches wissbegierige Kind noch neugieriger fragen: Warum ist eigentlich alles so, wie es ist? Und könnte es im häufig zwanghaft durchorganisierten Alltag nicht alles etwas besser, freundlicher und gerechter zugehen?