Nicht viel hat sich verändert im australischen Outback seit der Zeit von »Die Ballade von Jimmie Blacksmith« (1978) und »Mad Max« (1979). Hitze, Staub und Schweiß bestimmen das Leben in den kleinen, verkommenen Townships. Es hätte kaum des zusätzlichen Hinweises bedurft, dass »The Rover« zehn Jahre nach einem nicht näher definierten Kollaps angesiedelt ist, um das apokalyptische Dasein am Ende der Welt glaubwürdig zu machen. Im Mittelpunkt der nihilistisch angehauchten Story steht ein ungewaschener, wortkarger Mann namens Eric (Guy Pearce), der mit seinem Auto unterwegs ist. Wir wissen nicht, woher er kommt, was sein Ziel ist oder welche Absicht seine Reise verfolgt. Als er einmal Halt macht, gerät er unter eine Reihe noch ungewaschenerer Ganoven, die sich kaum von einer Horde Zombies unterscheiden. Einer von denen stiehlt Erics Auto. Und wenn noch ein Anstoß nötig gewesen wäre, Erics latenten Zorn zur Eruption zu bringen, so ist dieser Diebstahl gerade gut genug. Mit wütender Entschlossenheit folgt er nun der Spur des Diebes, was ihm erleichtert wird durch dessen verletzten Bruder, den Eric in seine Gewalt bringt.
Filme, die im australischen Outback spielen, sind gewalttätig. Nach seinem Erstlingsfilm »Animal Kingdom«, den man in Deutschland mit dem dummen Titel »Königreich des Verbrechens« versehen hat, nimmt es nicht wunder, dass David Michôds »The Rover« Gewalt als unentrinnbare Lebensform darstellt. Früher oder später überfällt sie jeden. Aus dieser Hölle aus Stein, Sand und flirrender Hitze gibt es kein Entkommen. Von Hoffnung ist nicht einmal die Rede. Umso bemerkenswerter nimmt sich die nur andeutend beschriebene, langsam entwickelte Beziehung zwischen Eric und dem Bruder des Verfolgten aus, der nicht nur körperlich verletzt ist, sondern auch geistig zurückgeblieben (Robert Pattinson ist kaum wiederzuerkennen). Ohne den minimalistischen Stil des Films zu verlassen, beschreibt Michôd hier eine menschliche Annäherung inmitten einer unmenschlichen Umgebung, die in ihren kargen, distanzierten Zeichen durchaus die elementare Wucht eines antiken Dramas besitzt. Solch aufkeimende, von vornherein zum Scheitern verurteilte Anteilnahme scheint es zu sein, die Michôd in seinen Filmen am meisten interessiert. Es gab sie schon ähnlich in »Animal Kingdom« und sie wird durch den unerwarteten Schluss von »The Rover« noch einmal unterstrichen.
Wer vermutet, dass die gottverlassene Atmosphäre des Films stellvertretend sein soll für die Brutalisierung der Welt, darf sich durch den Regisseur bestätigt fühlen. »Ich hatte nicht die Absicht«, sagt Michod, »einen post-apokalyptischen Film zu machen, der die Welt zu totaler Anarchie reduziert. Ich wollte vielmehr eine Welt, die gleich um die Ecke existieren könnte, spannungsgeladen und bedrohlich durch ihre greifbare Plausibilität.«