Es gibt wahrscheinlich elegantere Methoden, einer nach zehn Jahren eingefahrenen Ehezweisamkeit neues Leben einzuhauchen. Aber warum es nicht mal mit einem Porno versuchen? Nicht mit einem dieser downloadbaren Schmuddel-Videos, sondern mit einem eigenen, im heimischen Schlafzimmer mit dem iPad gedrehten? Das angegilbte Standardwerk „Joy of Sex“ dient Anny und Jay als Inspirationsquelle, und dreieinhalb Stunden später sind die Kombattanten glücklich, zufrieden und sich darüber einig, dass das Experiment zwar schön war, als Filmdokument aber besser gelöscht gehört. Doch dieser Schritt misslingt; statt die Aufnahme zu vernichten, schickt Jay sie in die Cloud. Was eigentlich nicht weiter schlimm wäre, wenn das Ehepaar nicht all seinen Freunden und Familienmitgliedern iPads geschenkt hätte, auf denen das freizügige Video nun abrufbar ist.
Das ist die gar nicht so uninteressante Ausgangssituation der „romantischen“ Komödie von Jake Kasdan, aus der der Regisseur von „Bad Teacher“
(fd 40 527) aber absolut nichts macht. Man muss gar nicht darüber philosophieren, warum ein Mittelständler wie Jay mal eben so ein gefühltes Dutzend iPads verschenken kann. Auch die Frage, ob all die Verwandten und Nachbarn bislang alle sensiblen Privat- und Geschäftsdaten übermittelt bekommen haben, muss nicht weiter problematisiert werden. Das Drehbuch ist schlicht schwach – und harmlos noch dazu. Doch was soll man erwarten, wenn eine Familienkomödie aus einem traditionell prüden Land wie den USA das Signalwort „Sex“ im Titel trägt?
Es fällt allerdings auf, dass „Sex Tape“ weit hinter dem einst progressiven „American Pie“
(fd 34 042) zurückbleibt, der immerhin schon 15 Jahre alt ist. Traurig stimmt auch das Fehlen jeglichen Komödienhandwerks. Man hätte sich durchaus eine temporeiche Jagd auf die diversen iPads und deren Besitzer vorstellen können. Doch alles, was dem Regisseur (immerhin der Sohn von Lawrence Kasdan) einfällt, erschöpft sich in Erpressungsversuchen und einer minutenlang ausgewalzten Hatz zwischen Jay und einem deutschen Schäferhund. Wenn Jay und Anny im Laufe der Handlung realisieren, dass sie mit ihrem Daten-Fauxpas eigentlich gelassen umgehen könnten, ist das nicht mehr von Belang. Die zarte Kritik am World Wide Web, seinen Betreibern und der eigenen Machtlosigkeit ist da längst schon verpufft – und taugt nur noch für eine penetrante Dauerwerbesendung aus dem Apple-Haus.