Kinderfilm | Deutschland 2014 | 90 Minuten

Regie: Thomas Heinemann

Ein elfjähriges Mädchen, das mit seiner Mutter auf einem Hausboot lebt, trauert seinem verschwundenen Vater nach. Als sich die Mutter wieder verliebt und zudem ein neuer Mitschüler aus einer von Abschiebung bedrohten kurdischen Familie in der Klasse auftaucht, verlagern sich seine privaten Probleme und Sorgen zugunsten einer neuen Sicht auf die Menschen in seiner Umwelt. Märchenhaft-poetischer Kinderfilm mit liebenswürdig gezeichneten Personen, der glaubwürdig und kindgerecht von der Hoffnung erzählt, dass Aufrichtigkeit und Respekt die Welt ein wenig besser machen können. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
superNeun Filmprod./Aviv Pictures
Regie
Thomas Heinemann
Buch
Thomas Heinemann
Kamera
Tobias Jall
Musik
Frankie Chinasky
Schnitt
Laura Richter
Darsteller
Tabea Hanstein (Lola) · Christiane Paul (Loretta Lachmann) · Tobias Oertel (Kurt) · Arturo Perea Bigwood (Rebin) · Antoine Monot jr. (Herr Barkelt)
Länge
90 Minuten
Kinostart
04.09.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
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Verleih Blu-ray
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Diskussion
Lola ist elf Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter Loretta auf einem Hausboot namens „Erbse“, das am Rand eines idyllischen bayerischen Gewässers vertäut ist. Märchenhaft bunt und urgemütlich haben die beiden ihr ungewöhnliches Zuhause gestaltet, wie einen Rückzugsort angesichts der weit weniger harmonischen Außenwelt. In der ist der fiese und selbstherrliche Herr Barkelt, der einen Yachthafen plant und die „Erbse“ am liebsten versenkt sähe, noch das kleinere Übel. Weit unangenehmer ist Lolas Schulalltag. Das Mädchen ist viel zu selbstbewusst und sensibel, um dem Klassenverband kein Dorn im Auge zu sein, zumal Lola eine Marotte hat, die Anlass für Gespött und Ausgrenzung bietet: Seit ihr Vater verschwand, lässt sie ihre Haare wachsen und wäscht eine bestimmte Stelle am Hals nicht mehr – dorthin hatte ihr Vater sie das letzte Mal geküsst. Das empfindliche Gleichgewicht von Lolas Alltag kommt durch zwei Ereignisse in eine Schräglage. Zum einen verliebt sich Loretta in den Tierarzt Kurt und möchte ihm einen Platz in Lolas Herz öffnen, zum anderen bekommt Lola einen neuen Mitschüler, den stillen Rebin, der ihr lange Zeit sein Geheimnis verschweigt: Er lebt mit seiner kurdischen Familie illegal in Deutschland und muss stets mit Abschiebung rechnen. Nur dank der gutherzigen Schulleiterin kann er überhaupt am Unterricht teilnehmen. Wie viele deutsche Kinderfilme entstand auch „Lola auf der Erbse“ nach einer Romanvorlage. Doch der Film setzt nicht auf eine knallige „Verkaufsmarke“, nähert sich behutsam den poetisch-stillen und nachdenklichen Facetten des Buchs von Annette Mierswa an. Das hat es ihm bei der Herstellung nicht leicht gemacht: Ähnlich wie „Pommes essen“ (fd 41 159) und „Kopfüber“ (fd 42 018) fand „Lola auf der Erbse“ keinen mitfinanzierenden Fernsehsender, was eigentlich der Todesstoß für einen Kinderstoff ist; so kann man Mut und Beharrlichkeit der Macher nur bewundern, denen es gelang, die vielen Geschichten im Roman neu (und anders) zu gewichten und sie vor allem emotional überzeugend zu verdichten. Das Märchenhafte bleibt dabei im Kern erhalten: Der Erzählduktus zielt wenig auf eine realistische, politisch ausgewogene Weltaneignung, eher auf eine Art sinnlicher Herzensbildung. Den Kindern wird zugebilligt, dass sie die Wirklichkeit um sich herum eigenständig erfassen, um sich ihre Handlungsweisen zu überlegen und sie gegebenenfalls zu korrigieren. Obwohl Lolas Mutter liebenswürdig und solidarisch daherkommt, verschweigt sie ihrer Tochter die wahren Hintergründe der Trennung von ihrem Mann fast zu lang; auch die Anfeindungen, Erniedrigungen und Ängste, die Rebins Familie durchleidet, resultieren aus Unkenntnis ihres Umfelds, woraus Vorurteile und Ressentiments erwachsen. Die Low-Low-Budget-Produktion findet dafür betont einfache, ruhig erklärende und für Kinder nachvollziehbare Bilder und Szenen. Man erlebt, wie sich Lola aus ihren vorrangig „privaten“ Problem löst, indem sie schrittweise die Sorgen wie auch die Besonderheiten einer anderen Kultur erfährt: fremde Formen des Miteinanders, des Feierns und Austausches, des Tanzes und der Bewegung, über die sich Menschen näherkommen. So ist dieser kleine Film nur auf den ersten Blick „harmlos“; hinter den mal sanft, mal skurril, aber fast immer mit Nachsicht gezeichneten Figuren steckt eine große Utopie: dass Kinder selbstbestimmt zu einer glücklichen Zukunft beitragen können, wenn man ihnen mit Respekt begegnet und sie nicht (allzu) hermetisch aus der Realität ausschließt. Darunter müssen weder die Fantasie noch die Daseinsfreude leiden, im Gegenteil: Lola mag zwischendurch noch so „erwachsen“ in die Kamera sprechen, um ihre Situation zu erklären – am Ende zieht Rebin sie ganz einfach weg, um zu feiern und zu tanzen.
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