„Step up“ und keine Ende. Über eine Million Zuschauer lockte „Step up: Miami Heat“
(fd 41 240), der vierte Teil, 2012 allein in Deutschland in die Kinos – da konnte ein weiterer Nachfolger nicht ausbleiben. Während der Vorgänger vor allem durch die Idee des Flash Mobs, bei dem ausgebildete Tänzer zu perfekten und ausgeklügelten Choreografien und lautem HipHop an ungewöhnlichen Orten zur verabredeten Zeit tanzen, bestach und dabei eine unglaubwürdige und abwegige Handlung in Kauf nahm, spielt der neue Film konsequenterweise in Las Vegas, der Stadt des Glitzers und des Scheins, der Bühne der Reichen und Schönen. Wer es hier, im Mekka der Entertainment-Branche, schafft, schafft es überall.
Es beginnt mit einem kurzen Abriss des Hollywood-Musicals. Szenen aus berühmten Filmen mit beliebten Tänzern, von Fred Astaire bis Cyd Charisse, sollen die Mühen und Qualen verdeutlichen, die der so leichtfüßig aussehende Akt des Tanzens bereitet. Eine Einstimmung auf den nun folgenden Wettbewerb, der – so die Aussage des Prologs – genau so hart werden wird. Dabei knüpft der Film direkt an den Vorgänger an. Sean, Anführer jener Gang von Flash-Mob-Tänzern aus „Step up: Miami Heat“, will endlich Karriere als professioneller Tänzer machen. Darum ist er nach Los Angeles umgezogen. Doch seine Crew glaubt nicht an den großen Traum und lässt ihn im Stich, plötzlich ist auch die Freundin weg. Da kommt das Angebot, sich bei einem Turnier in Las Vegas als Teil einer VH1-Fernsehshow mit dem sprechenden Namen „The Vortex“ (zu deutsch: Wirbel oder Kreisströmung) zu bewerben. Sean muss rasch eine neue Crew – „The Tru Kru“ genannt – zusammenzustellen – sehr zum Missfallen seiner ehemaligen Mitstreiter, die nun eine eigene Gang gründen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt es der Tru Kru, ein spektakuläres Tanzvideo aufzunehmen und bei YouTube hochzuladen – die Einladung zum Finale, an dem nur noch vier Crews teilnehmen, ist gesichert. Doch die eitle und hinterhältige Showmasterin von Vortex, die eher an eine Domina denn an eine Entertainerin erinnert (und somit den Juroren nationaler und internationaler Talentshows an nächsten kommt), hat so ihre eigenen Vorstellungen, wer den Wettbewerb gewinnen soll.
Die Story war noch nie eine Stärke der „Step up“-Serie. Auch hier setzt sie sich wieder aus den üblichen Konflikten um Konkurrenz und Eifersucht, um Liebe und Missverständnisse zusammen, die die Handlung nur aufhalten. Das Hauptaugenmerk gilt den Tanzszenen – auch wenn sie diesmal nicht so mitreißend, innovativ und ideenreich sind wie die Flash-Mob-Inszenierungen des Vorgängers. Sicher sind die Tanzbattles aufwändig ausgearbeitet und perfekt choreographiert, und doch geht eine gewisse Sterilität von ihnen aus, die dem Konzept von Spaß und Unterhaltung zuwiderläuft (von der abgehakten, elektrolastigen Musik ganz abgesehen). Nur perfekt ist dann doch zu wenig.
Konsequenterweise finden die abschließenden Finals erst in einem Boxring, dann in einer Arena, die an den Käfig in „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“
(fd 25 266), aber auch an ein altes Operngebäude mit zahlreichen Logen erinnert, statt: Der wertende Zuschauer gehört unmittelbar zur Inszenierung dazu, nur seinetwegen wird die Show veranstaltet. Dass der erbarmungslose Konkurrenzkampf, sonst konstituierend für die Reihe, am Schluss unterlaufen und ausgehebelt wird, ist dann doch eine Überraschung. Sollte es fortan im „Step up“-Franchise wirklich nur noch um Tanzspaß und Gemeinschaftserlebnis gehen? Was für eine schöne Utopie!