In seiner fünften Regiearbeit wendet sich George Clooney einmal mehr einer Geschichte zu, die auf historischen Tatsachen beruht. Es handelt sich um eine bislang nur Fachleuten bekannte Episode aus dem Zweiten Weltkrieg: die Aktivitäten des „Monuments, Fine Arts and Archives Program“ (MFAA), einer kleinen Sondereinheit der US-Army, die vor allem aus hochrangigen Kunstexperten, darunter vielen Emigranten, bestand. Nach der amerikanischen Landung in Nordfrankreich sollten sie kostbare Kunstschätze und Denkmäler vor der Zerstörung durch die Alliierten oder der sich zurückziehenden Wehrmacht retten. Zu ihren Aufgaben zählte auch, Raubkunst zu klassifizieren und zurückzuerobern. Eine besondere Bedeutung bekamen diese „Monuments Men“ nach dem berüchtigten „Nero-Befehl“ Hitlers, der für den Fall der Niederlage unter anderem die Zerstörung bedeutender Kunst- und Kulturschätze vorsah. Hier schützte die MFAA die Kunst gegen ihre Besitzer.
Soweit die Fakten. Ein spannendes und überraschend aktuelles Szenario, das die Raubkunst-Thematik ebenso berührt wie gesellschaftliche Debatten um die Bedeutung von Kunst und Kultur, also auch Fragen nach dem, was überhaupt als schützenswert und dauerhaft archiviert werden soll – und was nicht. Denn manches Werk wurde zwar vor der Nazi-Barbarei gerettet, verrottet seither aber in Archivkellern.
Die Hauptfigur des Films ist der Kunsthistoriker Frank Stokes (Clooney), der eine Einsatztruppe zusammenstellen soll. Dafür rekrutiert er – im Stil nicht unähnlich der ersten Szenen aus „Die glorreichen Sieben"
(fd 10 005) – acht meist ältere Herrn, die bisher vom Kriegsdienst verschont geblieben sind, weshalb sie mal sanfter, mal härter zum Dienst am (Kunst-)Vaterland überredet werden müssen. Gespielt werden sie unter anderen von Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin. Hinzu kommt noch Cate Blanchett, deren Besetzung darauf hindeutet, was „The Monuments Men“ zuallererst ist: Ein Star-Vehikel, eine Gelegenheit also, mit sehr beliebten Schauspielern ein paar schöne Leinwandstunden zu verbringen. Ein Hauch von „Ocean’s Eleven“ im Zweiten Weltkrieg.
Die im Wesentlichen vorhersehbare, sehr klassisch konstruierte Handlung spielt sich zu großen Teilen in Paris nach der Invasion von 1944 ab, und hat vor allem den Zweck, die Stars in Szene zu setzen und ihnen schöne Dialoge in den Mund zu legen. In den besten Momenten sind die Wortwechsel scharf und witzig, erinnern bisweilen an den zeitlosen Charme der Screwball-Comedies von Howard Hawks. Mitunter aber ist alles etwas langatmig und redundant, mit der Botschaft, dass Kunst ein universaler Wert ist und von humanisierendem Charakter.
Man möchte da nicht widersprechen, wünschte sich aber, dass der Film jene Frage wirklich ernst nehmen und offen thematisieren würde, die hier ungeachtet des Komödiencharakters fortwährend präsent ist: Ob Kunst womöglich genauso wichtig ist wie ein Menschenleben, oder sogar wichtiger, wenn zu ihrer Rettung Opfer in Kauf genommen werden.
So zugespitzt, provoziert die Kernaussage von „Monuments Men“ die Mehrheitsmeinung unseres Zeitalters, dem als ausgemacht gilt, das nichts den Tod eines Menschen rechtfertigen kann. Nicht wenige dürften es für die Ideologie eines zu Recht untergegangenen Zeitalters halten, dass man für den Schutz eines Picasso oder Vermeer natürlich den Tod oder das Leiden vieler Dutzend Menschen in Kauf nehmen darf. Genau diese Provokation und Clooneys furchtlose Haltung ist es aber, die den Film deutlich über den Hollywood-Durchschnitt hinaus hebt.