Kill Your Darlings - Junge Wilde

Drama | USA 2013 | 103 Minuten

Regie: John Krokidas

Im Jahr 1944 lernt der junge Allen Ginsberg an der Columbia University in New York den charismatischen Draufgänger Lucien Carr und mit ihm auch William Burroughs und Jack Kerouac kennen. Die jungen Literaten fühlen sich vom akademischen Betrieb eingesperrt und proben den Aufstand. Doch Carrs Interesse an Ginsberg führt zu Neid und Eifersucht, dem am Ende auch ein eifersüchtiger Liebhaber zum Opfer fällt. Das kammerspielartige Drama überzeugt jenseits seines Krimi-Subplots als detailreiche Chronologie einer literarischen wie sexuellen Selbstfindung, was unter der Hand viel zum Verständnis einer kulturell ungemein produktiven Epoche beiträgt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
KILL YOUR DARLINGS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Killer Films
Regie
John Krokidas
Buch
Austin Bunn · John Krokidas
Kamera
Reed Morano
Musik
Nico Muhly
Schnitt
Brian A. Kates
Darsteller
Daniel Radcliffe (Allen Ginsberg) · Dane DeHaan (Lucien Carr) · Michael C. Hall (David Kammerer) · Jack Huston (Jack Kerouac) · Ben Foster (William Burroughs)
Länge
103 Minuten
Kinostart
30.01.2014
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs, des Drehbuchautors und der Darsteller Daniel Radcliffe und Dane DeHaan sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (7 Min.).

Verleih DVD
Koch (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Koch (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Einmal ausbrechen und die Welt aus den Angeln heben, mit Gleichgesinnten studieren, andere mit der eigenen Sicht der Dinge konfrontieren und unendlich frei sein im Geiste. All das mag dem jungen Allen Ginsberg durch den Kopf geschossen sein, als er 1944 als 18-Jähriger die Zusage fürs Studium der Literatur an der Columbia University in New York erhielt. Er war bereit, dafür Opfer zu bringen, selbst wenn er seine psychisch kranke Mutter darüber ein Stück weit vernachlässigen würde. New York war damals anscheinend eine Stadt, in der man vom großen Krieg kaum etwas merkte; ein El Dorado für junge Menschen, die etwas bewegen wollen. Doch der Schein trügt, denn der Lehrkörper an der Columbia ist alt und die Traditionen übermächtig. Keiner hat hier auf die Ergüsse eines literarischen Aussteigers gewartet. Wäre da nicht der charismatische Draufgänger Lucien Carr, der mit seiner Aufsässigkeit, Unbekümmertheit und snobistischen Schönheit all die Freidenker anzog; wer weiß, was aus Jack Kerouac, William S. Burroughs und Allen Ginsberg ohne ihn geworden wäre. Sie bilden den Kern um den intellektuellen Sonnyboy, der das Studium nur bewältigte, weil er mit dem abgetakelten Professor David Kammerer einen geheimen Förderer gefunden hat, der ihm – gegen Sex – seine Arbeiten schreibt. Carr war nicht dazu bestimmt, berühmt zu werden; er wollte vielmehr Muse und Motivation für all jene sein, die das Establishment in Frage stellen. Doch je mehr Ginsberg Carrs Interesse erregt, desto mehr trübt Neid und Eifersucht die Produktivität des Zirkels. Der Professor fühlt sich zunehmend von Carr abserviert und sät Zwietracht. Am Ende schwimmt er tot im East River, und Carr wird des Mordes angeklagt. Die unbeschwerte Zeit der jungen Wilden hat jäh ein Ende gefunden. Regisseur John Krokidas setzt vage Bilder dieser tödlichen Konfrontation als Klammer an Anfang und Ende seines Debütfilms, so, als wollte er einen Krimi inszenieren. Doch der Film ist alles andere als das. Eigentlich wirken jene Teile, in der es um Anklage, Verteidigung und Urteil geht, wie Fremdkörper in einem Kammerspiel über New York in den 1940ern und drei Literaten auf dem Weg zum Ruhm. Virtuos spielt die Inszenierung mit der Topografie Manhattans, wenn anhand des U-Bahn-Plans die Hotspots abgefahren werden, in die es die literarische Gang auf ihren Streifzügen verschlägt. Es sind die Details, nicht die großen Rezitationsabende oder Wortgefechte, die den Film auszeichnen. Etwa die wenigen Episoden mit Allen und seiner kranken Mutter Naomi Ginsberg (brillant: Jennifer Jason Leigh), die den jungen Schriftsteller als empfindsamen, ja hilflos-unsicheren Menschen zeigen. Für die großen Worte und die affektierten Gesten stehen eher Filme wie „On the Road“ (fd 41 298) oder „Howl“ (fd 40 253), die Ginsberg auf dem Höhepunkt seiner Schaffensphase zeigen. „Kill Your Darlings“ ist vielmehr die Chronologie einer literarischen wie sexuellen Selbstfindung, in der sich Nebenfiguren wie Lucien Carr in den Vordergrund drängen. So kommen denn auch Dane DeHaan als exaltiertem Showman Carr die großen Szenen des Films zu, etwa wenn er auf Tische des Lesesaals springt, womit er den Look des Filmes prägt. Daniel Radcliffe als Ginsberg oder Ben Foster als Burroughs spielen dezent im Hintergrund, überzeugen aber durch die ungleich intensivere Ausarbeitung ihrer Rollen. Der Film taugt deshalb allenfalls als Mosaikstein in der Biografie von Allen Ginsberg; als Biopic ist er zu fragmentarisch, als Thriller zu wenig fokussiert; doch zum Verständnis einer kulturell ungemein spannenden Epoche trägt er als höchst interessanter Exkurs viel bei.
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