Gypsy Spirit - Ein musikalisches Roadmovie

Dokumentarfilm | Österreich/Indien 2010 | 91 Minuten

Regie: Klaus Hundsbichler

Zwei Roma-Musiker aus Wien reisen durch die indische Provinz Rajastan und suchen nach ihren musikalischen Wurzeln. Sie treffen auf andere Musiker, lassen sich neue Instrumente erklären und integrieren die kulturellen Unterschiede in neue Musikstücke. Ein beschwingter Dokumentarfilm, der von überraschenden Kontrasten lebt, wobei das Exotische vertraut, das Vertraute exotisch erscheint. Entsprechend konsequent wechselt das Road Movie in der zweiten Hälfte die Richtung und begleitet indische Musiker nach Wien, wo sie Wein trinken, sich an Wiener Schnitzel erfreuen und ihrerseits in Europa auf Wurzeln ihrer Identität stoßen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
GYPSY SPIRIT - EIN MUSIKALISCHES ROADMOVIE
Produktionsland
Österreich/Indien
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Interspot Film
Regie
Klaus Hundsbichler
Buch
Klaus Hundsbichler
Kamera
Klaus Achter · Rudolf Klingohr · Klaus Hundsbichler
Musik
Harry Stojka · Mosa Sisic · Christof Unterberger · Azeem Ahmed Alvi · Hafeez Ahmed Alvi
Schnitt
Klaus Hundsbichler
Länge
91 Minuten
Kinostart
14.11.2013
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Zwei Männer sitzen in einer Hütte und schauen in die trockene Landschaft hinaus: „Wir können hier Desert Jazz machen!“ Der Gitarrist Harri Stojka und der Geiger Mosa Sicic aus Wien reisen durch die staubigen Wüstenlandschaften der indischen Provinz Rajastan, wo die Roma über eine lange Tradition verfügen. Die Musiker sind beide ebenfalls Roma. Mosa stammt aus Serbien, Harri ist in Wien geboren. Beide suchen kulturelle und musikalische Wurzeln in Indien. Harri kommt aus einer Musikerfamilie; er ist ein bekannter Jazzmusiker. Mit Mosa Sisic verbinden ihn zahlreiche Konzerte und Plattenaufnahmen. Zugleich sind sie aber sehr unterschiedlich, Harri ist introvertiert, aber polyglott, Mosa hingegen gänzlich unbegabt für Fremdsprachen, aber extrovertiert und kommunikativ. Regisseur Klaus Hundsbichler begleitet die beiden auf ihrem „self discovering trip“ in klapprigen öffentlichen Bussen und beim Trampen durch den indischen Linksverkehr. Er ist dabei, wenn sie mit den Tücken des ungewohnten Alltags kämpfen („Ob der Tee wohl trinkbar ist? Nicht dass man wieder so einen Durchfall kriegt!“) und bei ihrem Kampf gegen Staub und Hitze, aber auch bei den erfüllenden musikalischen und menschlichen Begegnungen. Die Verständigung ist das zentrale Motiv von „Gypsy Spirit“. Es geht um gemeinsame musikalische Wurzeln und die Fähigkeit zur Fusion unterschiedlicher Musikstile. Immer wieder lassen sie sich die Beiden neue Instrumente zeigen und erklären; dann musizieren sie gemeinsam mit den indischen Virtuosen. Der Leiter einer Musikschule für Kinder erklärt ihnen das klassische Roma-Instrument Bhapang, das nur eine Saite hat. Die beiden Reisenden sind sehr erstaunt über einen indischen Schüler mit einer Maultrommel. Im Vergleich zu anderen Filmen über Indien, die meist etwas mit Unterernährung, Bollywood oder spiritueller Wellness zu tun haben, ist „Gypsy Spirit“ eine erfrischende Ausnahme. Er lebt von überraschenden Kontrasten, das Exotische wird vertraut, das Vertraute exotisch. Wenn später dann indische Musiker durch die Wiener Weinberge laufen und in einer Heurigen-Schenke oder im Prater musizieren und einheimische Musiker wie Karl Hodina kennenlernen, gewinnt das Road Movie eine gänzlich neue Dimension. Die indischen Roma-Musiker entdecken dann ihre Wurzeln in Europa, bei rumänischen Musikanten oder in Wien selbst. „Gypsy Spirit“ ist ein positiver Film über die Verständigung durch Musik. Er zeigt die Suche nach den fehlenden Stücken in einem musikalischen Puzzle, die Entstehung der „All Gypsy Super Band“. Eine Hommage an die kulturelle Identität eines Volkes, an den Ländergrenzen übergreifenden, titelgebenden Geist der Gypsys, den einer der Musiker als „wandernden und sich ständig verändernden Geist“ definiert.
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