Rafiki - Beste Freunde

Familienfilm | Norwegen 2009 | 73 Minuten

Regie: Christian Lo

Weihnachtsutopie um ein Mädchen in der norwegischen Provinz, das über sich hinauswächst und am Ende vehement eine seiner beiden besten Freundinnen, eine von Abschiebung bedrohte Schwarzafrikanerin, vor dem Parlament in Oslo verteidigt. Vorzüglich inszeniert und gespielt, bietet der Kinderfilm „sattes“ Abenteuerkino um Freundschaft, Lebensmut und Grenzen überwindende Toleranz: Kino ohne explizit pädagogischen Auftrag, aber ansteckender und mitreißender als mancher sich politisch gebende Erwachsenenfilm, der selten eine solch kämpferische und dabei stets integre Position gegenüber dem Leben einnimmt. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
BESTEVENNER | RAFIKI
Produktionsland
Norwegen
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Filmbin AS
Regie
Christian Lo
Buch
Morten Hovland
Kamera
Bjørn Ståle Bratberg
Musik
Eirik Myhr
Schnitt
Arild Tryggestad
Darsteller
Jonathan Espolin (Pappa) · Live Marie Runde (Julie) · Regine Stokkevåg Eide (Mette) · Ado Johanna Girirpio (Naisha) · Teri Mungai (Salome)
Länge
73 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Familienfilm | Jugendfilm | Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
FilmConfect (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Diskussion
Naisha, Julia und Mette leben in einer norwegischen Kleinstadt und sind seit dem Kindergarten beste Freundinnen. Nach einer Probe zum Lichterfest Santa Lucia kommt es zum Streit, weil Julia es nicht schafft, auf der Bühne ein Wort zu sagen. Naisha und Mette reden auf Julia ein, sie soll sich endlich trauen und ihre Schüchternheit überwinden. Aber Julia kann nicht und zerbricht wütend die Lichterkrone von Naisha, die sie als Lucia tragen sollte. Als sich Julia am nächsten Tag bei Naisha entschuldigen will, ist Naisha mit ihrer Mutter verschwunden. Julia kann es nicht fassen, als sie von der drohenden Abschiebung von Naisha und ihrer Mutter erfährt, zumal ausgerechnet ihr Vater Polizist ist und die Abschiebung umsetzen soll. Warum darf Naisha nicht hierbleiben? Das ist nicht so einfach, erklärt Julias Vater recht hilflos und erweist sich emotional als ziemliche Niete. Er drängt Julia sogar dazu, zu verraten, wo sich Naisha und ihre Mutter in Oslo verstecken. Denn das hat Naisha ihr über Geheimschrift mitgeteilt. Julia verrät ihre Freundin und bereut es zugleich, denn ihr Vater informiert sofort die Polizei in Oslo. Aber Mette weiß, wie sie das alles wieder gutmachen können. So brechen die beiden Freundinnen heimlich nach Oslo auf, um Naisha und ihre Mutter zu warnen. Ein Wettlauf mit der Polizei und Julias Vater beginnt, der natürlich nicht funktioniert. Aber Aufgeben ist für die drei Mädchen keine Option. Und ausgerechnet die schüchterne Julia muss beweisen, was tatsächlich in ihr steckt. Das ist ganz schön dick aufgetragen, klar. Kitschig? Vielleicht. Aber es funktioniert, und die Geschichte der Freundinnen, die wider Willen getrennt werden, geht zu Herzen. Weil es gelingt, die menschliche Dimension von abstrakten Begriffen wie Flüchtling, Asyl und Abschiebung zu verdeutlichen. Stimmungsvoll arbeitet der Film mit Bildmotiven wie den Engeln, die die drei Freundinnen kurz vor ihrer Trennung in den tiefen Schnee hineindrücken. Es ist ergreifend, wie Julia am nächsten Tag genau dort in den Schnee sinkt und weint, weil sie Naisha so sehr vermisst. Das hört sich pathetisch an – und ist es auch. Aber es sind genau diese starken Bilder, die den Film so besonders machen. Weil es kaum Worte braucht, um zu verstehen, was Julia bewegt. Und noch etwas ist bemerkenswert: „Rafiki – Beste Freunde“ ist ein Film mit starken Mädchen, der ganz ohne Prinzessinnen-Gedöns, Internat und Pferde auskommt, dabei aber sehr genau erfasst, wie Mädchenfreundschaften funktionieren und wie verletzend beste Freundinnen sein können, jedem Schwur zum Trotz. So wird nebenbei auch erzählt, wie schwer es ist, zu eigenen Fehlern zu stehen, sich zu entschuldigen und zu verzeihen. Rafiki heißt Freund. Was Freunde ausmacht, zeigt dieser Film. Wie wichtig Integration ist, ebenfalls. Er mag ein modernes Märchen sein. Aber er ist auch eine fiktionale Antwort auf heutige Fragen: Wenn Kinder gemeinsam aufwachsen, ist es am Ende egal, wer woher kommt, weil sie Freunde werden, die zusammengehören.
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