„The Bay“ ist Horror reinsten „verseuchten“ Wassers. Thema ist die Natur, die zum Schlag gegen die Menschen ausholt: Am 4. Juli 2009 befand sich die kleine Touristen-Küstenstadt Claridge, Maryland, für gut 24 Stunden in einem Belagerungszustand. Wie durch ein Wunder konnte dieses katastrophale Ereignis eingedämmt und vertuscht werden. Das will die Journalistin Donna Thompson nun ändern, indem sie ihre eigenen Erlebnisse sowie Filmdokumente, die ihr zugespielt wurden, auf ihrer Internetplattform veröffentlicht. „The Bay“ ist einer der seit geraumer Zeit so beliebten „Found Footage“-Horrorfilme. Der Zuschauer wird Zeuge einer Invasion der Körperfresser, in der mutierte Fischparasiten auf den Menschen überspringen und dort ein grausames Werk vollführen.
War die qualitative Ausbeute dieses Subgenres bisher eher bescheiden, demonstriert der inzwischen 71-jährige Altmeister Barry Levinson („Rain Man“), dass ein auf Dokumentarfilm getrimmter Wackelkamera-Horror durchaus spannend und unheimlich sein kann, wenn er intelligent gemacht ist. In seinem ersten Horrorfilm beweist Levinson, dass die oft mit logischen Brüchen einhergehende Verwendung von „gefundenen Material“ durch eine vernünftige Rahmenhandlung auf mehreren Ebenen verstörenden Sinn machen kann. Zum einen als fesselnder Öko-Horror, der im wahrsten Sinne unter die Haut geht; zum anderen als bissiger Kommentar auf die gerade hoch aktuelle „Whistleblower vs. NSA-Problematik“, die der 2012 entstandene Film hier auf beängstigende Weise vorwegnimmt.