Minu Barati, modebewusste Ehefrau von Joschka Fischer, „macht jetzt in Film“. Ihr Einstand als Produzentin hätte belangloser ausfallen können; ein Glanzstück ist der neue Film von Ralf Huettner freilich nicht. Die Romanvorlage stammt von Michael Ebmeyer, der mit Minu Barati auch fürs Drehbuch verantwortlich zeichnet. Das Personal erinnert verdächtig an den unsäglichen Komödien-Boom der frühen 1990er-Jahre, Zwischentöne sind Mangelware. Fehlt eigentlich nur noch Til Schweiger. Die Ausgangssituation der Culture-Clash-Komödie ist so schlicht wie vielfach erprobt: ein Deutscher in der Fremde, diesmal mitten unter russischen Gefühlsterroristen. Fertig ist der Reigen herzerweichender Kollisionen. Schon die Anfahrt bedarf eines Begleiters, der dem slawischen Anarchismus mit bodenständiger Verschlagenheit begegnet – wer könnte den Part besser übernehmen als Armin Rohde?! Gleich am Flughafen in der sibirischen Steppe gibt es die erste Verwechslung. Joachim Króls Spießerfigur eines verklemmt pedantischen Provinztuchverkäufers, dessen Ex-Frau (in Gestalt von Katja Riemann) sich längst einen lebensfroheren Ersatz zugelegt hat, wird am Ausgang für Fußballnationaltrainer Joachim Löw gehalten. Womit das humoristische Niveau konfiguriert ist.
Król spielt mit und landet dank des deutschmächtigen Chauffeurs trotzdem zielsicher in der Firma, die er mit teutonischer Gründlichkeit auf Vordermann bringen soll, was den Sonderling – man beachte die überraschungsfreie Besetzung nach „Wir können auch anders“
(fd 30 116) oder „Zugvögel… Einmal nach Inari“
(fd 33 223) – nicht daran hindert, die Nähe zu einer mongolischen Sängerin zu suchen, die sein Faible für schamanische Praktiken mit asiatischer Sinnlichkeit befeuert. Ob da der Erfolg von „Die Geschichte vom weinenden Kamel“
(fd 36 306) als Inspirationsquelle gedient hat? Währenddessen trotzen seine Untergebenen den widrigen Verhältnissen mit reichlich Wodka, Gelagen und krimineller Energie. Króls Figur befindet sich da allerdings längst auf einem Selbsterforschungstrip, der sie vor einer majestätischen Naturkulisse bei arktischen Temperaturen Seebäder nehmen und auch gleich ihr ganzes bisheriges Leben in Frage stellen lässt. Kein Wunder, dass die Rückkehr ins Reihenhäuschen in Leverkusen nicht recht gelingen mag. Das gilt auch für die Bereitschaft des Zuschauers, die im Übermaß servierten Behaglichkeitsmätzchen zu ignorieren und den Wegen eines Drehbuchs zu folgen, das dem Prinzip simpelster Gag-Multiplizierung gehorcht. Bis auf wenige stimmige Momente (die den russischen Originalen in der zweiten Reihe zu verdanken sind) ist der Film ein biederes „Nummer-Sicher“-Produkt mit durchformatierter Mechanik, das von weniger angestrengten Komödien-Hits wie etwa „Ziemlich beste Freunde“
(fd 40 842) Lichtjahre entfernt ist.