Der Film lässt sich Zeit. Bis es zu den avisierten „Coincidences“, den Fügungen, kommt oder bis sie sichtbar werden, vergeht viel Zeit, in der viele Äpfel über die Theke des kleinen Gemüseladens von Najila und ihrem Vater Abdullah gehen. Der Gemüseladen liegt im Erdgeschoss eines Frankfurter Altbaus, in dem der Film überwiegend spielt. Regisseur, Produzent und Autor Enkelejd Lluca stammt ursprünglich aus Albanien. „Frankfurt Coincidences“ ist seine mit bescheidenen Mitteln produzierte Abschlussarbeit an der Hochschule Darmstadt, Studiengang Digital Media. Die Figuren werden langsam eingeführt: Najila und ihr Vater kaufen frühmorgens auf dem Großmarkt ein, dokumentarisch wird die Routine aufgerollt. Gabelstapler kurven aneinander vorbei, Waren werden begutachtet, man grüßt sich. Der Farbige Aidu, dem eine Arbeitserlaubnis verweigert wird, wohnt ganz oben im Haus, in der Wohnung darunter arbeitet die Asiatin Ana als Prostituierte, um ihre kleine Tochter zu unterstützen, die in Paris bei Anas Schwester lebt. Dann gibt es noch den schüchternen Erik, der in Najila verliebt ist, und Udo, der von Najila versorgt wird, Klavier spielt und den Tod seiner Frau nicht verkraftet.
Der Regisseur und sein Kameramann lassen entscheidende Bilder lange stehen, einzelne Blickwechsel und Begegnungen werden theaterhaft intensiv ausagiert, etwa wenn Aidu und Ana stumm nebeneinander auf dem Sofa sitzen und sich immer wieder ansehen oder wenn Abdullah misstrauisch den Freund seiner Tochter beäugt. Kameramann Dennis Mill spielt ein wenig zu oft mit Schärfen, Unschärfen und betonenden Großaufnahmen. Auch den Dialogen fehlt gelegentlich der Mut zur Lücke; insbesondere Najila und Udo erklären in hölzernen Sätzen viel zu viel. Udos Rolle bleibt ohnehin unklar und ist zu groß angelegt; auch wirkt die Gewichtung der einzelnen Geschichten eher an Gerechtigkeitserwägungen angelehnt als aus sich heraus entwickelt. Udos Figur macht den naiv-exemplarischen Charakter der multikulturellen Mischung am ehesten spürbar: Er ist eben der ältere Deutsche neben den Türken, der Asiatin, dem Afrikaner und spiegelt sich im jungen Erik. Sich beim ersten Langfilm für eine episodische Form zu entscheiden, erfordert Mut; Ambition und Stilwillen sind dem Film anzusehen. Lluca vermeidet die Hürden des episodischen Erzählens wie Überlappungen, Gleichzeitigkeiten oder die Überschneidungen von Episoden. Diese fast schon rührende Naivität des Menschenbilds (und des ganzen Films) ist zugleich seine Stärke; das zeigt sich in der am besten gespielten Episode zwischen Aidu und Ana, in der es gelingt, den anfangs recht klischeehaften Figuren ein Eigenleben einzuhauchen.