Es ist Winter, Weihnachten steht vor der Tür. Bei den Wichteln tief im blauen Berg scheint die Welt in Ordnung. Einzig Prinzessin Blaurose möchte sich nicht mit ihrer neuen Aufgabe als Oberhaupt der Wichtelwelt anfreunden. Viel lieber lässt sie ihre schwere Kristallkrone auf dem Nachttisch liegen und tollt als ganz normales Mädchen durch den frisch gefallenen Schnee. Während die Blauwichtel in ihrem jahreszeitlichen Element sind, kämpfen die frierenden Rotwichtel mit den wetterbedingten Unbilden. Ein riesiger Gletscher bedroht das heimische Anwesen, aus dem sich die Menschen ängstlich zurückgezogen haben. Auch der Rotwichtel-Prinz Dreng weiß keinen Rat und erwägt, es ihnen gleichzutun, als ihm Blaurose von einem wundersamen Horn erzählt, das mit seinem Klang das Wetter im Land ändern könne. Wenn man es beim Blasen gen Boden halte, würde es kälter, hielte man es nach oben, wärmer. Das Problem sei nur, dass sich das Horn nicht mehr im Besitz der Wichtel befindet. Nachdem man es unerlaubterweise drei Mal kurz hintereinander geblasen und somit einen schlimmen Wintersturm herbeigerufen hatte, war es im Nachbarberg vergraben worden. Dort fand es der gewissenlose Besitzer eines Kohlebetriebs, der es seither zur Absatzsteigerung seiner Kohle missbraucht. Die Probleme der beiden jugendlichen Wichtelfürsten sind also gewaltig. Doch Blaurose hat sich fest vorgenommen, dem Unglück im Land Paroli zu bieten.
Auch in Norwegen herrschen die Gesetze des Filmmarkts. Wenn es der Erfolg und die Konstruktion eines Filmsujets erlauben, ist ein Sequel nicht weit. Den Abenteuern von Prinzessin Blaurose aus „Magic Silver“
(fd 40 299) können also weitere folgen, denn im Wichtelland blitzt an jeder Ecke ein Geheimnis auf. Zudem ist die Verantwortungslosigkeit der Menschen, auch gegenüber der Natur, ja bekannt, sodass die märchenhaften Bewohner des Nordwalds zur Wiederherstellung des „Gleichgewichts“ durchaus gebraucht werden. Dabei tut sich Regisseur Arne Lindtner Næss zunächst schwer: Die inszenatorische Ratlosigkeit angesichts der charakterlichen Weiterentwicklung Blauroses von einer kindlich-verhaltenen Prinzessin zur energisch-furchtlosen Königin wird mit allerlei süßlichen Liedern kaschiert, und auch die Etablierung der neuen Herausforderungen gerät plakativ-plump. Wenn die Fronten dann geklärt sind und die Suche nach dem magischen Horn an Fahrt gewinnt, entkrampft die Geschichte merklich. Lindtner Næss muss dabei nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch noch Norwegens ersten 3D-Film stemmen. Das gelingt vornehmlich im zweiten Teil, wenn die niedliche Wichtelwelt und der kleinkindgerechte Slapstick von magischen Tornados und halsbrecherischen Lorenfahrten durch alte Bergwerkschächte buchstäblich hinweg gewirbelt werden. Realisiert wurde dies (nach Hollywood-Maßstäben) mit geradezu lächerlich geringem Budget, worunter der eine oder andere Spezialeffekt leidet. Aber spätestens wenn am Ende die Weihnachtszeit eingeläutet wird, weiß jeder, dass hier festtägliche Unterhaltung für die kleineren Zuschauer geboten wird – und die fragen nicht nach Production Values, sondern allenfalls, wann es endlich die Bescherung gibt. Schade nur, dass der Film im Frühling an den Start geschickt wird.