Die detailverliebte Beschreibung des Alltags einer rumänischen Hirtenfamilie, die sich am Jahreskreislauf orientiert und die Naturverbundenheit der drei Protagonisten dokumentiert. Der ruhige Dokumentarfilm nimmt durch seine beeindruckende Schwarz-weiß-Fotografie für sich ein und erzählt die Geschichte einer Kultur und Lebensform, die auch in entlegenen Gebieten Europas zum Untergang verurteilt ist. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Dem Himmel ganz nah
Dokumentarfilm | Deutschland/Rumänien 2010 | 97 Minuten
Regie: Titus Faschina
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland/Rumänien
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- ma.ja.de/Europolis Film
- Regie
- Titus Faschina
- Buch
- Titus Faschina
- Kamera
- Bernd Fischer
- Musik
- Alexander Balanescu
- Schnitt
- Martin Eberle
- Länge
- 97 Minuten
- Kinostart
- 13.10.2011
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Ein wortkarger, stimmungsvoll fotografierter Schwarz-Weiß-Film über das Leben einer Hirtenfamilie in einer abgeschiedenen Region der rumänischen Karpaten. Wie häufig bei ähnlichen Sujets, dient der Jahreszyklus als dramaturgisches Konzept. Der Dokumentarfilm von Titus Faschina führt vom Sommer über den Erntemonat Herbst und den bitterkalten Winter zum Frühling, der Hoffnung in vielen Bereichen keimen lässt. So wenig spektakulär dieses Sujet ist, so atemberaubend sind die Bilder einer (noch) weitgehend unverfälschten Landschaft: Der Film enthüllt immer dann seine wahre Größe, wenn er in Totalen und Panaroma-Aufnahmen schwelgt: In ihnen scheint sich das Lebensgefühl der porträtierten Familie zu spiegeln, deren Arbeitsalltag keiner großen Worte bedarf. Warum auch? Die Bedürfnisse der Schafe bestimmen den Tagesablauf, die Handgriffe sitzen und sorgen für einen festgefügten Rhythmus, in dem schon winzige Abweichungen von der Tagesordnung zu Irritationen führen.
Faschina dokumentiert das Leben der „letzten Berghirten“ in Europa gänzlich unaufgeregt; er archiviert mit seinem Film ein Leben, das es in der nächsten Generation so vielleicht schon nicht mehr geben wird. Und er lässt seine Protagonisten Dimitru, Maria und ihren Sohn Radu in seinem kommentarlosen Film zu Wort kommen, um über ihr Leben, ihre Träume und ihre Pläne zu erzählen. Der Regisseur, der seine Doktorarbeit über „Mythenbildung und moderne Rezeption in traditionellen Gesellschaften Siebenbürgens/Transsilvaniens“ schrieb und schon mehrere Fernsehstücke über diese abgeschie- dene Region Europas gedreht hat, ist ein ausgesprochener Kenner der Materie. Ein wenig stört freilich sein Ausschließlichkeitsanspruch, mit dem er die Hirten vorstellen will. Ähnlich gelagerte Leben und Lebenspläne gibt es ja auch in Mitteleuropa, wie nicht zuletzt Erich Langjahrs „Hirtenreise ins dritte Jahrtausend“ (2002) belegte. Das tut „Dem Himmel ganz nah“ allerdings keinen Abbruch, der nicht nur eine Region im radikalen Umbruch zeigen will, sondern den Untergang einer vertrauten Tradition und eines kulturellen Erbes. Unausgesprochen steht die Frage im Hintergrund, wer und was die Lücke einmal schließen soll, ob es überhaupt eine kulturelle Sensibilität für dieses Thema gibt oder ob diese Lebensweise irgendwann einfach verschwunden ist.
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