Spannender Dokumentarfilm über den brasilianischen Rennfahrer
Ayrton Senna, der die Formel 1 ein Jahrzehnt lang dominierte,
ehe er 1994 bei einem Wettkampf tödlich verunglückte. Die fesselnde Inszenierung stützt sich dabei ausschließlich auf weitgehend unbekannte Originalaufnahmen, die in einer virtuosen
Montage mit Interviews von Freunden und Gefährten verbunden
werden, wodurch auch der Privatmann zur Geltung kommt.
- Ab 14.
Senna
Dokumentarfilm | Großbritannien/Frankreich/USA 2010 | 104 (BD auch 162) Minuten
Regie: Asif Kapadia
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Filmdaten
- Originaltitel
- SENNA
- Produktionsland
- Großbritannien/Frankreich/USA
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- Working Title Films/Universal/Studio Canal
- Regie
- Asif Kapadia
- Buch
- Manish Pandey
- Kamera
- Jake Polonsky
- Musik
- Antonio Pinto
- Schnitt
- Chris King · Gregers Sall
- Länge
- 104 (BD auch 162) Minuten
- Kinostart
- 12.05.2011
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar mit dem Regisseur, dem Drehbuchautor und dem Produzenten James Gay-Rees. Die BD enthält zudem eine verlängerte Fassung des Films (162 Min.), in der noch weitere Interviews (die zum Teil als Off-Kommentare in der Kinofassung vorhanden sind) in den Film als "Bild/Ton-Dokumente" eingefügt worden sind.
Diskussion
Obwohl andere Formel-1-Piloten ihn längst überholt haben, was die Anzahl der Grand-Prix-Siege und WM-Titel betrifft, gilt Ayrton Senna vielen Rennsportfans noch heute als bester Fahrer aller Zeiten. War der Brasilianer schon zu Lebzeiten eine Legende, wurde er durch seinen Unfalltod beim Großen Preis von San Marino in Imola am 1. Mai 1994 endgültig zum Mythos. Wenn ein Regisseur sich anschickt, das filmische Porträt dieses Ausnahmesportlers zu zeichnen, der nur 34 Jahre alt wurde, richtet man sich auf das Übliche ein: bewegte Archivbilder seiner größten Erfolge, private Fotos aus dem Familienalbum, wohlmeinende Statements von Kollegen und Weggefährten. Auch möchte man fast darauf wetten, dass die Dokumentation mit (Zeitlupen-)Sequenzen des tragischen Unfalls von Imola aufwartet. Asif Kapadias Film beginnt jedoch mit einem für die Formel-1-Geschichte eher unbedeutenden Rennen in Monaco im Juni 1984. Von Platz 13 aus startet Senna, der seine erste Grand-Prix-Saison fährt, in einem nicht konkurrenzfähigen Auto. Runde um Runde arbeitet sich der ehrgeizige Newcomer auf dem engen Stadtkurs nach vorn. Auf der Zielgerade rast Senna am führenden Alain Prost vorbei, in dem alle den kommenden Weltmeister sehen. Zur allgemeinen Überraschung wird dennoch der Franzose zum Sieger von Monaco erklärt, da das Rennen eine Runde vor Schluss wegen Regens abgebrochen wurde, obwohl es bereits vom Start an wie aus Kübeln goss. Womit nach fünf Minuten bereits zwei Elemente eingeführt sind, die den fesselnden Dokumentarfilm bis zum Ende bestimmen: Sennas Konkurrenzkampf mit Alain Prost, der sich verstärkt, als beide später für dasselbe Team fahren, und fragwürdige Entscheidungen zum Nachteil des Brasilianers durch den Motorsport-Weltverband FIA, an dessen Spitze damals der selbstherrliche Jean-Marie Balestre stand.
Daneben zeichnet die Dokumentation mit Hilfe zahlreicher Fotos und Filmsequenzen aus dem Archiv von Sennas Familie das Privatleben des Rennfahrers in seinem Heimatland nach, wo der Sportler geradezu vergöttert wurde. Von weit größerer Bedeutung für den Film ist indes der Umstand, dass Bernie Ecclestone, Herrscher über sämtliche Bildrechte an der Formel 1, den Produzenten uneingeschränkten Zugriff auf sein riesiges Archiv erlaubte. So sieht man nicht nur eine Fülle packender Rennszenen aus ungewohnten Perspektiven, sondern erhält erstmals auch Einblick in die Fahrersitzungen vor den jeweiligen Rennen, auf denen die Fahrer mit Veranstaltern um Sicherheitsvorkehrungen feilschen und offen Animositäten untereinander zutage treten. Als Geniestreich erweist sich die Entscheidung, die Dokumentation zumindest auf der Bildebene ausschließlich aus Archivmaterial zusammen zu setzen. Zwar kommen mehrfach Zeitzeugen wie Alain Prost, Sennas Schwester und Rennstall-Chefs wie Ron Dennis und Frank Williams zu Wort, doch sie tauchen nie im Bild auf. Neben einer virtuosen Montage ist es nicht zuletzt dieser schlichte, aber effiziente Trick, der „Senna“ fast wie einen rasanten Spielfilm aus einem Guss erscheinen lässt.
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