Tragikomödie | Deutschland 2010 | 101 Minuten

Regie: Dennis Todorovic

Ein junger Mann in Köln, dessen Familie aus Montenegro stammt, verliebt sich in seinen Klavierlehrer, was für Konflikte sorgt, weil der traditions- wie ehrbewusste Vater nichts von der Homosexualität des Sohns wissen darf und der Angebetete der Karriere wegen aus Köln wegziehen wird. Auch andere Familienmitglieder und Freunde stehen vor zahlreichen (multikulturellen) Problemen. Vielstimmig thematisiert der Film das Sichzurechtfinden zwischen unterschiedlichen Kultur- und Subkulturkreisen und verdichtet alle Perspektiven zu einer humorvollen Tragikomödie. (Teils O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
eastart pictures
Regie
Dennis Todorovic
Buch
Dennis Todorovic
Kamera
Andreas Köhler
Musik
Peter Aufdenhaar
Schnitt
Britta Strahtmann
Darsteller
Sasa Kekez (Sascha) · Tim Bergmann (Gebhard) · Pedja Bjelac (Vlado) · Zeljka Preksavec (Stanka) · Ljubisa "Lupo" Grujcic (Pero)
Länge
101 Minuten
Kinostart
24.03.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Salzgeber (1.78:1, DD2.0 dt.)
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Diskussion
Ein junger Mann steht schüchtern an der Zeitschriftenauslage in einem Rasthof. Zögerlich greift er nach einem erotischen Magazin für Schwule. Sein Vater ruft ihm etwas zu, der junge Mann wird nervös, die Zeitschriften fallen auf den Boden: „Lassen Sie liegen, ich räume es schon auf“, beruhigt ihn die herbeigeeilte Verkäuferin. „Oder möchten Sie es kaufen?“ Der junge Mann verneint, dann aber geht sein energisches Kopfschütteln in ein mindestens genauso energisches Nicken über. Es ist Sommer. Eine Familie kommt aus dem Urlaub in Montenegro zurück nach Köln. Saschas Eltern leben schon seit 20 Jahren in Deutschland. Der Vater träumt von der Rückkehr in die Heimat, die Mutter davon, dass ihre Söhne über die kleinen Verhältnisse hinauswachsen: Boki, der Jüngere, soll Profi-Ruderer werden, Sascha Konzertpianist – der unerfüllte Traum der Mutter, den sie vor Jahrzehnten für Mann und Kinder aufgegeben hat. Sascha ist musikalisch extrem begabt, zumindest glaubt das seine Mutter. Aber Sascha hat ein ganz anderes Problem. Der Vater möchte ihn männlicher, Sascha aber mag Männer und ist ausgerechnet in seinen Klavierlehrer verliebt, der von einer internationalen Karriere träumt, die seine mittelmäßige Kölner Lehrer-Existenz ablösen soll. Als er seinem Schüler zwei Tage vor der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule erzählt, dass er eine Professur in Wien antreten wird, bricht für Sascha eine Welt zusammen. Dennis Todorovic präsentiert in seinem Debütfilm ein ganzes Ensemble unerfüllter Sehnsüchte: Sascha liebt einen Klavierlehrer, der nur sich selbst liebt; Saschas Mutter Stanka will ihren Sohn in künstlerischen Sphären sehen, Vater Vlado sieht ihn als rauflustigen Draufgänger, wie er selbst einst war, bevor eine Kriegsverletzung seine Sportlerkarriere beendete. Auch der Vater der jungen Chinesin Jiao sieht seine Tochter als Konzertvirtuosin, weit weg vom väterlichen Restaurant. Jiao aber liebt Sascha, und diese wird von Baki geliebt, dem drei Jahre jüngeren Bruder. „Sascha“ ist ein Reigen der Wünsche und Leidenschaften, und immer wieder reiben sich auch die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe. Da ist die Offenheit der Kölner Schwulen-Szene, der alten Traditionen folgende montenegrinische Kämpfer und seine Familienehre, die knappe, fast wortlose Kommunikation zwischen Jiao und ihrem strengen Vater, die Atmosphäre in der deutschen Firma, für die Saschas Mutter Stecker in Heimarbeit erstellt. Der Witz entsteht aus der Unterschiedlichkeit der Perspektiven, während der Film zwischen den Zeilen auch manches Trauma der Vergangenheit anspricht, den Krieg in Ex-Jugoslawien, den Verlust sicherer Lebensperspektiven; es geht auch um Emanzipation und um Aufbrüche. An der gelungenen Balance aus Leichtigkeit und Schwere, der sensiblen Regie der Gefühle, erkennt man, wie souverän sich hier jemand in den unterschiedlichen Kulturkreisen bewegt. So ist der Humor bissig, aber nie diskriminierend, bleiben die Figuren bei allem Witz Menschen und werden nie zur Karikatur. Auch das Schauspieler-Ensemble vermittelt eindrücklich die Vielschichtigkeit der Charaktere, sodass „Sascha“ mehr als eine Coming-out-Geschichte ist, die virtuos unterschiedliche Milieus und Kulturkreise verbindet. Der 33-jährige Regisseur, in Deutschland als Kind einer Familie aus Montenegro geboren, steht in einer spezifisch osteuropäischen Erzähltradition, spielt über Musik, Ton und Parallelmontage zugleich aber geschickt auf der Klaviatur „klassischer“ Komödien.
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