In einem irischen Hotel werden zwei Hochzeiten gefeiert, die beide keine reinen Liebesheiraten sind. Die Enge der Räumlichkeiten sowie das allgemeine Chaos führen dazu, dass sich die Braut der einen und der Bräutigam der anderen Verbindung in bester Screwball-Manier in die Quere kommen. Eine klaustrophobische romantische Komödie, die von der warmen Ruppigkeit ihrer Figuren und sorgfältig besetzten Darstellern lebt. Obwohl manche Slapstick-Szene bemüht ausfällt, überzeugt das Hochzeitstheater in der Verkehrung gängiger Vorstellungen durch amüsanten Tiefgang und stimmige Charaktere.
- Ab 14.
Happy Ever Afters
Romantische Komödie | Irland 2009 | 101 Minuten
Regie: Stephen Burke
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Filmdaten
- Originaltitel
- HAPPY EVER AFTERS
- Produktionsland
- Irland
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Newgrange Pic./Torus
- Regie
- Stephen Burke
- Buch
- Stephen Burke
- Kamera
- Jonathan Kovel
- Musik
- Stephen Rennicks
- Schnitt
- Guido Krajewski
- Darsteller
- Sally Hawkins (Maura) · Sinead Maguire (Molly) · Tom Riley (Freddie) · Tina Kellegher (Karen) · Deirdre Molloy (Niamh)
- Länge
- 101 Minuten
- Kinostart
- 16.09.2010
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Romantische Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Am Anfang steht eine irreführende Parallelmontage, wie man sie aus „Das Schweigen der Lämmer“ (fd 28 838) kennt: Braut und Bräutigam sind am Morgen der Hochzeit noch für sich, hier wie dort pendelt das Stimmungsbarometer zwischen Nervosität und Panik, dann kommt man doch noch in Kleid und Anzug hinein, und es geht ab in die Kirche. Nein: In die Kirchen. Denn erst am Altar geht dem Zuschauer auf, dass nicht die resolute Maura den schusseligen Freddie heiratet, sondern sich hier zwei andere Konstellationen das Ja-Wort geben. Die Montage aber macht klar, dass Maura und Freddie – die sich in diesem Moment noch gar nicht kennen – füreinander geschaffen sind. Eine schöne Idee für eine romantische Komödie um zwei sich kreuzende Hochzeitsgesellschaften. „Happy Ever Afters“ spielt in Irland und lebt von der warmen Ruppigkeit der Figuren. Das Chaos, ohne das keine Hochzeitskomödie auskommt, wird dadurch bewirkt, dass beide Entouragen im selben Hotel feiern. In typischer Screwball-Manier kommen sich so auch Maura und Freddie ständig in die Quere. Ein Fahrstuhl, eine Telefonzelle, ein Abstellraum: Zufällig stößt das „Paar“ immer wieder in engen Räumen aufeinander. Hier entlädt sich der jeweilige Hochzeitsstress, die Grobmotorik führt zu diversen Blessuren und irgendwann zum unausweichlichen Kuss in der Besenkammer. „Happy Ever Afters“ ist eine klaustrophobische Komödie. Einen finalen Abstecher ins Psychopathen-Genre bereitet Regisseur Stephen Burke geschickt vor, weshalb der durch enge Flure stampfende, Axt schwingende Brautvater à la „Shining“ (fd 22 670) nicht einmal unpassend wirkt.
Burke kann mit Frauenfiguren generell aber mehr anfangen und hat einige „lebhafte“ Mutter-Tochter-Beziehungen eingebaut. Maura ist selbst Mutter und schlägt sich mit ihrer rebellischen Tochter herum. Sinead Maguire überzeugt in der Mädchenrolle ebenso wie die großartige Sally Hawkins als Maura – noch in bester Erinnerung als lebenslustige Londonerin Poppy in Mike Leighs „Happy-Go-Lucky“ (fd 38 794). Im Gegensatz zu Poppy wirkt die Irin Maura um einiges pragmatischer. Weil die Pfändung ihres Hausstands droht, hat sie sich gegen Bares von dem afrikanischen Immigranten Wilson zur Scheinheirat überreden lassen. Maura weiß: Zwei Undercover-Agenten der Einwanderungsbehörde haben sich unter die Festgäste gemischt, das Hochzeitstheater muss also möglichst lange weitergespielt werden. Bei Freddie scheint alles anders, seine Braut hat er schon zum zweiten Mal vor den Altar geführt. Aus Liebe haben Sophie und er aber trotzdem nicht geheiratet. Als die Neurotikerin aus dem Hotel flüchtet, um sich in der Stadt mit einem raubeinigen Lesben-Trio herumzutreiben, kommt Freddie ins Grübeln. Der Zuschauer auch: Kann eine Scheinehe nicht ehrbarer sein als ein Bund, der nur aus Schuldgefühlen geschlossen wird? Mauras Pseudo-Ehemann Wilson jedenfalls ist derart sympathisch gezeichnet, dass man ihm den irischen Pass gönnt. Das „echte“ Brautpaar dagegen erscheint als größerer Fake, weil sich hier zwei Menschen gegenseitig und auch noch selbst betrügen. Diese Umkehrung gängiger Moralvorstellungen verleiht „Happy Ever Afters“ einigen Tiefgang. Auf der Sollseite stehen dagegen bemühte Slapstick-Szenen, bei denen der Funke kaum überspringt. Doch die Charaktere „stimmen“, Burke erweist sich in der Figurenzeichnung als geschickter Drehbuchkapitän, der Klischeeklippen umschifft (wenn man über Sophies „Kampflesben“ einmal hinwegsieht). Neben Sally Hawkins brillieren Tom Riley als eher lebensuntüchtiger, aber lernfähiger Freddie, Ariyon Bakare als Wilson und Jade Yourells psychisch auffällige Sophie, die – böser Tiefpunkt der Figur – im Suff eine Nonne niederschlägt.
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