Dokumentarfilm | USA 2009 | 90 Minuten

Regie: Louie Psihoyos

Dokumentarfilm über Ric O’Barry, der in den 1960er-Jahren als Tiertrainer für die Serie "Flipper" arbeitete, sich später deswegen am Boom von Delphinarien mitschuldig fühlte und seitdem gegen den Missbrauch und die Quälerei der Meeressäuger kämpft. Der Film begleitet den Tierschützer bei seinen Versuchen, eine jährlich in Japan stattfindende Delphin-Auktion und die Abschlachtung nicht verkaufter Tiere zu dokumentieren. Durch raffinierte Anleihen bei Thriller-Dramaturgien und suggestive Handkamerasequenzen wird dabei geschickt Spannung aufgebaut, die das Anliegen packend vermittelt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE COVE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Diamond Docs/Fish Films/Oceanic Preservation Society/Quickfire Films
Regie
Louie Psihoyos
Buch
Mark Monroe
Kamera
Brook Aitken
Musik
J. Ralph
Schnitt
Geoffrey Richman
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo
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Diskussion
Ric O’Barry hat in den 1960er-Jahren Millionen Menschen Freude bereitet und dabei schwere Schuld auf sich geladen. Damals arbeitete der Amerikaner als Tiertrainer für die Erfolgsserie „Flipper“, die dafür sorgte, dass Delphine Menschen in aller Welt ans Herz wuchsen. Fünf „Flipper“-Darsteller hat O’Barry seinerzeit trainiert. Heute fühlt er sich deshalb (mit-)verantwortlich für all die Delphinarien, in denen die sensiblen Meeressäuger in viel zu kleinen Becken gehalten werden, um zahlungskräftige Besucher mit Kunststücken zu erfreuen. Der einstige Trainer ist deshalb zum Öko-Aktivisten geworden, der gegen die Delphin-Schauen ankämpft. In dieser Mission besucht er regelmäßig die japanische Hafenstadt Taiji, wo alljährlich im Herbst Delphine von Fischern in einer Bucht zusammengetrieben werden, um sie Aufkäufern der Delphinarien zu präsentieren. Jene Tiere, die von den Händlern verschmäht werden, entlassen die Fischer jedoch nicht zurück in die Freiheit, sondern sie bugsieren sie in eine Nachbarbucht, die von drei Seiten von schroffen Felsen umgeben ist. Dort ereignet sich das, auf was der Film dramaturgisch von Beginn an abzielt: Die Tiere werden mit Lanzen brutal abgeschlachtet, um sie, als Walfleisch etikettiert, in den Handel zu bringen. So weit, so verwerflich. Doch was „Die Bucht“ von all den anderen zahlreichen Dokumentarfilmen zum Schutz von Walen und Artverwandten unterscheidet, ist die Dramaturgie, die virtuos auf der Thriller-Klaviatur spielt. So gibt es Szenen, in denen O’Barry aus Angst vor Verfolgung im Auto nur maskiert durch den Ort fährt und seinen Beifahrer nötigt, sich auf den Boden zu legen. Ein ums andere Mal tauchen Herren in akkuraten Anzügen in seinem Hotel auf und befragen ihn im Auftrag irgendwelcher Behörden hinsichtlich seiner Pläne. Wann immer er das Areal verlässt, sieht man einen Wagen, der ihm folgt. Und sobald er sich mit einem Mitstreiter der Bucht nähert, in der die Delphin-Auktionen stattfinden, wird er von wütenden Fischern beschimpft, die sich der Kamera in den Weg stellen. Doch das Hauptaugenmerk von O’Barry und Regisseur Louie Psihoyos liegt darauf, das grausige Geschehen in der Nachbarbucht gegen alle Widerstände erstmals auf Film zu bannen, um so der Welt einen eindrucksvollen Beweis für das Gemetzel zu liefern. Dazu heuern die beiden ein ganzes Team von Spezialisten an, denn die drei Felsen mit ihren Zäunen, Wachleuten und Überwachungskameras gleichen einem Hochsicherheitstrakt: Spezialtaucher, Hightech-Kameras und Mini-Helicopter werden herbeigeschafft. Um eine Felsattrappe zu konstruieren, in der eine versteckte Kamera Platz finden soll, wird eigens ein Special-Effects-Künstler aus Hollywood eingeflogen. Mit Nachtsichtkameras macht sich das Team schließlich auf den Weg, immer auf der Hut vor möglichen Verfolgern. Bisweilen erinnern die verwackelten Sequenzen sogar an „Blair Witch Project“ (fd 33 983). So clever und effektvoll hat bisher kein anderer Dokumentarfilm die Dramaturgie und Ästhetik des Thrillers genutzt. Wenn O’Barry zwischendurch erzählt, wie einst einer der „Flipper“-Darsteller aus Verzweiflung über die Gefangenschaft in seinen Armen „Selbstmord“ beging (davon ist zumindest der ehemalige Trainer überzeugt), ist auch für große Emotionen gesorgt. Die finalen Bilder vom Abschlachten der Delphine, wenn sich das Meerwasser in der Bucht komplett rot färbt, gehen fraglos ans Gemüt. Auf der anderen Seite ließen sich nicht weniger schockierende Bilder in jedem Schlachthof drehen. Doch im Gegensatz zu Delphinen haben kleine Kälber und Lämmer keine Lobby. So verdankt der mit zahlreichen Preisen dekorierte Film seine Wirkung letztlich demselben Medienereignis, das Delphinarien entstehen und O’Barry zum engagierten Tierschützer werden ließ: „Flipper“.
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