Ein wortkarger Busfahrer lenkt sein Gefährt tagaus, tagein mit stoischem Gleichmut durch die argentinische Provinz. Bis ihn die Liebe in Gestalt einer jungen Lehrerin ereilt, die ihn um einen Gefallen bittet, was seine eingefahrene Routine nachhaltig durcheinander bringt. Obwohl die Geschichte vorhersehbar ist, entfaltet die Komödie einen anrührenden Charme, wobei die zurückhaltende Inszenierung überzeugende Darsteller mit aufmerksamen Alltagsbeobachtungen zu verbinden weiß.
- Ab 14.
Der Glasbehälter - El Frasco
Komödie | Argentinien 2008 | 93 Minuten
Regie: Alberto Lecchi
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- EL FRASCO
- Produktionsland
- Argentinien
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Zarlek Producciones/Quimera Films/INCAA
- Regie
- Alberto Lecchi
- Buch
- Pablo Solarz
- Kamera
- Hugo Colace
- Musik
- Julian Vat
- Schnitt
- Javier Ruiz Caldera
- Darsteller
- Darío Grandinetti (Juan Perez) · Leticia Brédice (Romina) · Martín Piroyansky (Luis)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Ein Autobus fährt durch die weite argentinische Landschaft, von Dorf zu Dorf bis in die kleine Provinzhauptstadt. Das Leben von Juan Perez verläuft in eingefahrenen Gleisen – wenn diese Metapher für einen Busfahrer denn zulässig ist. Juan Perez: Der Name ist im Spanischen so originell wie Hans Müller im Deutschen. Der Mann, der diesen Allerweltsnamen trägt, ist kein geselliger Mensch; sein Leben verläuft nach festem Fahrplan. Stoisch und wortkarg erledigt er seine Arbeit, weshalb man ihn spöttisch „El mudo“, den Stummen, nennt. Das könnte immer so weitergehen, wäre da nicht Romina in einem der Dörfer auf halber Strecke. Die junge Lehrerin lebt in einem Wohnwagen am Dorfrand und träumt davon, ihr Auto wieder in Betrieb zu setzen und in die Welt hinaus zu fahren. Natürlich würde der schüchterne Perez niemals von sich aus Romina ansprechen oder ihr hinterherpfeifen und Komplimente zurufen wie die Dorfbewohner aus der Kneipe heraus. Doch die hübsche Frau bringt seine Routine durcheinander. Eines Tages beschließt die Schulaufsichtsbehörde, eine Gesundheitskontrolle aller Lehrer in der Provinz vorzunehmen. Deshalb bittet Romina den Busfahrer, ihre Urinprobe in die weit entfernte Provinzhauptstadt mitzunehmen und dort abzugeben. Perez erfüllt diesen Gefallen freudig. Ab dann nimmt die Geschichte unaufhaltsam ihren Lauf, bis das Glas mit der Urinprobe zerbricht, Perez in eine ausweglose Situation gerät und Romina erfährt, dass sie Diabetes hat.
In „El frasco – Der Glasbehälter“ ist vieles vorhersehbar – und trotzdem auf anrührende Weise komisch. Das ist besonders der trockenen, lakonischen Art des Hauptdarstellers zu verdanken: Darío Grandinetti, sonst oft als poetisch überfrachteter Galan besetzt und von leidenschaftlichem Ernst beseelt (wie etwa in Eliseo Subielas „Die dunkle Seite des Herzens“, fd 32 931), wirkt hier erfrischend natürlich und füllt wortkarg und stoisch eine tragikomische Rolle. Auch Leticia Brédice agiert weniger exaltiert als in anderen Filmen und spielt die junge Lehrerin zwischen Gefühl und Härte. Der Film hat nur wenig mit der kühlen, fast verfremdeten Alltagsbeobachtung des „Nuevo Cine Argentino“ zu tun, aber auch nichts mit den poetischen Exaltiertheiten und dem magischen Realismus Subielas. Regisseur Alberto Lecchi begann seine Karriere 1987 als Regieassistent bei Reinhard Hauffs Film „Blauäugig“ (fd 27 883); in vielen seiner eigenen Arbeiten hat er die tragische oder komische Geschichte mit einer genauen Alltagsbeobachtung verbunden. Darin erinnert sein Werk an die menschlichen Filme von Carlos Sorin, die allesamt in der argentinischen Provinz spielen.
Kommentar verfassen