House of David
Drama | USA 2025 | (8 Folgen)
Regie: Jon Erwin
Filmdaten
- Originaltitel
- HOUSE OF DAVID
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2025
- Produktionsfirma
- Argonauts/Kingdom Story Comp./Lionsgate Tele./Nomadic Pic./Wonder Project
- Regie
- Jon Erwin · Jon Gunn
- Buch
- Jon Erwin · Jon Gunn
- Kamera
- Simos Sarketzis · Kristopher Kimlin
- Schnitt
- Parker Adams · Christopher A. Smith
- Darsteller
- Michael Iskander (David) · Ali Suliman (König Saul) · Ayelet Zurer (Königin Ahinoam) · Stephen Lang (Samuel) · Martyn Ford (Goliath)
- Länge
- (8 Folgen)
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Historienfilm | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Eine Dramaserie rund um die alttestamentarische Figur des König David, wobei der Fokus auf der Jugend des Helden und seinen Aufstieg zum König von Israel liegt.
Die Geschichte von König David, wie sie das Alte Testament vermittelt, steckt voller unvergänglicher Themen – es geht um Macht und Mut, um Intrigen und um Glauben. Gleich zu Beginn der neuen Serie, die diesen faszinierenden Erzählstoff aufgreift, wird die wohl bekannteste Episode rund um David angesprochen. Das alte Israel ist von Feinden bedroht. Der junge David, ein Hirte mit unerschütterlichem Gottvertrauen, tritt vor den versammelten Heeren der Philister und der Hebräer unter König Saul auf dem Schlachtfeld gegen den Riesen Goliath aus den Reihen der Philister an. Die Spannung ist greifbar, als er, mit einer einfachen Steinschleuder bewaffnet, das Unmögliche versucht und Goliath im Zweikampf entgegenstürmt, der Speer um Speer nach David schleudert. Dieser Moment wird zum Wendepunkt, nicht nur für David, sondern für ganz Israel.
Die Vita des biblischen Königs als klassische Heldenreise
Bevor aber David endgültig zum Helden wird, springt die Serie um Jahre zurück: Wir lernen David als jüngstes von acht Kindern des einfachen Viehzüchters Isai in Betlehem kennen. Eigentlich will David als Soldat für den König kämpfen, wie mehrere seiner älteren Brüder, aber der Vater schickt ihn zum Schafe hüten. Durch einen weiteren Sprung in die Vergangenheit wird das besondere Verhältnis des Jungen zu seiner bereits verstorbenen Mutter deutlich. Wobei auch angedeutet wird, dass David unehelich gezeugt sein soll und seine Mutter daher verachtet wurde.
Es ist für die einfache Dramaturgie und die insgesamt wenig komplexe Figurenzeichnung durchaus passend, dass „House of David“ seinen Ausgangspunkt vom sprichwörtlich gewordenen Kampf David gegen Goliat nimmt. Die Serie interessiert sich mehr für Attraktionen, wechselnde Schauplätze und eine Dramaturgie der klassischen Heldenreise. Zwischentöne erscheinen da eher hinderlich.
Fortan werden nun die Aufstiegsgeschichte Davids und der Niedergang des Königs Saul parallel gezeigt. Scheint Saul zu Beginn noch durch einen vernichtenden Sieg über das Volk der Amalekiter auf dem Höhepunkt seiner Macht, so stürzt die Verurteilung des Königs durch den Propheten Samuel die Herrscherfamilie und vor allem Saul selbst in eine tiefe Krise (wobei sich die Serie aufs biblische Buch Samuel stützt). Saul hatte die Amalekiter nicht vollständig (und das umfasst laut göttlicher Weisung nicht nur die Menschen, sondern auch das Nutzvieh) vernichtet, sondern den König der Amalekiter verschont und das Vieh als Beute unter seinen Männern verteilt. Was aber nicht das war, was Gott verlangt hatte. Samuel entzieht Saul daraufhin Gottes Beistand, und in der Konsequenz auch die Königswürde, die „ein anderer“ erhalten werde.
Sauls Niedergang kreuzt sich mit Davids Streben, sich zu bewähren
Durch seine nun folgenden (nächtlichen) Visionen wirkt der König dem Wahnsinn nahe und wird zur Gefahr für sich und seine Umwelt. Zwischen seinen Söhnen Jonathan und Eshbaal kommt es zu Konkurrenz und Streit, wobei Jonathan als loyaler und gläubiger Prinz dargestellt wird, während Eshbaal rücksichtslos und genusssüchtig erscheint.
David wiederum steht noch am Beginn seiner Heldenreise und will seinen Mut beweisen, indem er sich dem Kampf mit einem Löwen stellt, der immer wieder die Herden, aber auch Isais Haus bedroht. Da die Konfrontation in einer Höhle, vor Zeugen verborgen stattfindet, glaubt ihm später niemand seine Tat. Auch das Aufsuchen einer Siedlung, die im Grenzland liegt und von riesenhaften Kriegern heimgesucht worden zu sein scheint, gemeinsam mit seinem ältesten Bruder endet für David eher niederschmetternd, so dass er bei seinem Vater Isai erneut in Ungnade fällt.
Wenig charakterliche Tiefe
Die Betonung der gesamten Erzählung liegt auf dem äußeren Geschehen. Die Personen werden recht oberflächlich gezeichnet. Selbst zentrale Figuren wie Saul oder David gewinnen nur wenig an charakterlicher Tiefe, da sie auf ihr unmittelbares Handeln reduziert werden. So zeigt David schon in jungen Jahren außergewöhnliche Fähigkeiten, sowohl im Umgang mit Tieren als auch in der Musik. Ihm werden Psalmverse in den Mund gelegt, die er zum Spiel der Harfe beim Hüten der Schafe singend darbietet. Seine Motive und Gefühle bleiben aber verborgen.
Auch die Gottesbeziehung wird gelegentlich wortreich versichert, einen genuin filmischen Ausdruck dafür findet die Serie aber nicht. Diese Zurückhaltung mag man bedauern, kann aber auch positiv gewertet werden. Regisseur der Serie ist Jon Erwin, der unter anderem dezidiert christliche Filme wie „I Still Believe“, „I Can Only Imagine“ und „American Underdog“ zu verantworten hat; ein solches typisches „faith based-Movie“ ist die Serie „House of David“ nun nicht. Gezeigt wird keine besonders religiös geprägte Erzählung, sondern ein abenteuerlicher, recht schematisch dargebotener Heldenmythos und zugleich der an Shakespeares Königsdramen erinnernde Niedergang und Machtverfall König Sauls. Dazwischen intrigieren Personen, wie es in vielen fantastischen Serien im Gefolge von „Game of Thrones“ üblich ist. Die Bildsprache, einschließlich des Titel-Schriftzuges, lehnt sich an den „Der Herr der Ringe“-Filmzyklus bzw. die ebenfalls auf Amazon Prime erschienene Serie „Die Ringe der Macht“ an und bleibt in den Gestaltungsmitteln dabei sehr konventionell. Der Prophet Samuel etwa wirkt wie ein Bruder von Gandalf, und die Suche des Königs von Gat nach den Riesen hat viel Ähnlichkeit mit dem Eintritt der Ringgemeinschaft in die Minen von Moria.
Action statt Interpretation
Inhaltlich scheint Bibeltreue leitend zu sein; eine historisierende, interpretierende oder gar hinterfragende Perspektive spielt keine Rolle. Es wird also, um es auf den Punkt zu bringen, naiv der Bibeltext filmisch nacherzählt und mit fantastisch-märchenhaftem Stoff ausgeschmückt.
Amazon versucht offensichtlich, Kunden anzusprechen, die sonst vom liberalen, kosmopolitischen Hollywood übersehen werden, und bietet religiöse Stoffe im Gewand einer Abenteuererzählung. Eine Anlehnung an die Machart der Serie „The Chosen“, ohne deren missionarischen Impuls aufzunehmen, verweist ebenfalls auf das Zielpublikum.
Die hauptsächlich in Griechenland, mit einem multinationalen Cast – darunter israelische, palästinensische, britische und amerikanische Künstler – gedrehte Serie findet aber keine eigene Haltung zum Stoff; zudem hapert es bei der Spannungsdramaturgie, was auch die immer wieder eingestreuten Schlacht- und Kampfszenen kaum ändern. Immer wieder prägen recht blutige Szenen von tödlichen Kämpfen die ansonsten eher ruhige Handlung. Diese gewaltsamen Zuspitzungen lassen die Serie für jüngere Zuschauer eher ungeeignet erscheinen, selbst die Freigabe ab 12 ist in manchen Szenen schon grenzwertig.
Die biblischen Erzählungen über Davids Jugend und Sauls Herrschaft sind nicht nur Geschichten über Macht und Krieg, sondern auch über Glauben, Identität und die Suche nach dem richtigen Weg in schwierigen Zeiten. Zwar folgt die Serie in der Handlungsabfolge den beiden biblischen Büchern Samuel, die auch als erste Königsbücher bezeichnet werden, ergänzt durch Erzählungen des jüdischen Midrasch (wie z. B. Motive über Davids Mutter) und einige rein fiktionale Figuren und Handlungsstränge; sie tut aber zu wenig, um die zeitlosen Themen des Stoffs wirklich neu zu erschließen.
Die dritte Folge endet – wie deren Titel bereits andeutet – mit der Salbung Davids durch Samuel. Ganz eng an den biblischen Text angelehnt, muss Samuel Isai erst dazu auffordern, auch seinen Jüngsten von der Weide holen zu lassen, da keiner der anderen Söhne der Berufung durch Gott entspricht. In der Inszenierung dieser Szene ist ansatzweise zu erkennen, welche Potenziale der Stoff zu bieten hat, leider werden diese in den bisher zu sehenden Folgen so gut wie nicht genutzt.
Die ersten drei Folgen der Serie sind seit Ende Februar online zu sehen. Die restlichen Folgen werden ab dem 6. März 2025 wöchentlich veröffentlicht. Die Staffel endet mit der Doppelfolge „David und Goliat”. Doch schon zu Beginn der ersten Folge kann man einen ersten Blick erhaschen auf den riesigen Goliat, dem sich der jugendliche David entgegenstellt.