Adventureland

Komödie | USA 2009 | 107 Minuten

Regie: Greg Mottola

Ein schüchterner College-Absolvent heuert während des Sommers 1987 in einem Freizeitpark an, um seine Finanzen aufzubessern. Dabei begegnet er neben anderen Altersgenossen auch einer jungen Frau, in die er sich verliebt und die seine Gefühle erwidert, allerdings in eine unglückliche Beziehung verstrickt ist. Mit scharfem Wortwitz und präzisem Blick für die Feinheiten des menschlichen Miteinanders glänzender Film über Freuden und Leiden des Erwachsenwerdens. Die liebevolle Zeichnung der Charaktere wird durch selbstironische Perspektiven und melancholische Untertöne ergänzt, die den Coming-of-Age-Stoff in eine authentisch wirkende Komödie verwandeln. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
ADVENTURELAND
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Sidney Kimmel Ent./This is That Prod.
Regie
Greg Mottola
Buch
Greg Mottola
Kamera
Terry Stacey
Schnitt
Anne McCabe
Darsteller
Jesse Eisenberg (James Brennan) · Kristen Stewart (Em Lewin) · Ryan Reynolds (Mike Connell) · Martin Starr (Joel) · Bill Hader (Bobby)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
James ist Anfang 20, schüchtern und klug. Ein zarter Bursche, der wenig Erfahrung mit dem anderen Geschlecht hat und gerade eine Trennung verschmerzen muss – obwohl diese „Beziehung“ nur elf Tage währte. Es ist das Jahr 1987, Ronald Reagan regiert das Land, Falcos „Rock me, Amadeus“ erobert gerade die Charts. Weil sein Vater auf einen schlechter bezahlten Job versetzt wird, können James’ Eltern nach dem College-Abschluss weder ein Universitätsstudium finanzieren noch das versprochene Geschenk einer Europareise einlösen. Frustriert begibt sich der Youngster auf die Suche nach einem Sommer-Job, wird aber mangels Erfahrung überall abgewiesen, bis er im „Adventureland“ anheuert, einem heruntergekommenen Freizeitpark. Als er dort in Schwierigkeiten gerät, steht ihm seine Kollegin Em zur Seite. Diese hat eine Affäre mit dem verheirateten Mechaniker und Freizeitgitarristen Mike, für die sie sich zunehmend hasst. Nichtsdestotrotz verliebt sich James in sie, und auch Em erwidert seine Gefühle. Der Rhythmus des Films passt sich James’ Charakter an. Ruhig und nachdenklich entfaltet er seine Erzählung vor dem Hintergrund des belebten Freizeitparks, dessen bunte Fahrgeschäfte und Spielbuden als dröge, minderwertige Touristenattraktionen gezeigt werden, in den Szenen wachsender Intimität zwischen James und Em jedoch jenen besonderen Zauber verströmen, der die erlebte Nähe noch Jahre später frisch und einzigartig im Gedächtnis der Beteiligten erscheinen lässt. Ein Ort eben, an dem sich eine große Liebe entwickelt. Die Figuren sind dabei genau und liebevoll gezeichnet. So wäre beispielsweise Ryan Reynolds als Mechaniker Mike in vergleichbaren Produktionen ein klassischer Antagonist. Doch der Regisseur und Drehbuchautor Greg Mottola beschreibt ihn als unglücklich Verheirateten, der so sehr mit dem Joch seines Lebens, seinen Sehnsüchten und Ängsten beschäftigt ist, dass er überhaupt nicht auf die Idee kommt, offen gegen James als Rivalen um die Geliebte zu agieren. Während Mikes jüngere Kollegen noch zu ihm aufsehen, erweckt der längst Mitleid. Mit ähnlicher Sorgfalt werden alle anderen Figuren des Films behandelt, etwa Lisa, ein schönes und oberflächliches Mädchen, das James zeitweise von Em ablenkt, aber nicht die klassische bösartige Zicke verkörpert, zu der sie einfacher gestrickte Filme degradiert hätten. James ist dabei ein Verlierer wider Willen – und im ranzigen Vergnügungspark von lauter Gleichaltrigen umgeben, die ähnlich unangepasst sind und ihr Los still ertragen. Unter ihnen befindet sich auch Frigo, ein ehemaliger Freund aus Kindertagen, der in seiner Entwicklung etwas hinterher zu hinken scheint und James in unregelmäßigen Abständen demütigt, indem er ihn zumeist in den Schritt boxt. Lediglich Bill Hader als schnauzbärtiger Parkbesitzer und dessen Frau verströmen noch die komische, „außerweltliche“ Absurdität, die der Mehrheit der Figuren aus Mottolas Komödie „Superbad“ (fd 38 337) anhaftete. Seinen Humor schöpft „Adventureland“ überwiegend aus klugen Dialogen, die nichts von der künstlichen Erwachsenen-Attitüde in Filmen wie „Juno“ (fd 38 618) haben, aber auch fernab der Fäkal- und Ferkelwitze rangieren, die das Genre aktuell dominieren. Die Qualität des Drehbuchs wird dabei von einem jungen Hauptdarstellerpaar unterstützt, das trotz eines Altersunterschiedes von fast sieben Jahren wunderbar harmoniert. Insbesondere Kristen Stewart beweist in diesem Film eine Vielschichtigkeit, die sich bereits in „Twilight“ (fd 39 085) erahnen ließ; nun ist sie unschuldige Freundin, raffinierte Verführerin, verletzte Geliebte und – wie das Gros der Figuren – ein Kind an der Schwelle zum Erwachsenensein. Als Coming-Of-Age-Film gleicht „Adventureland“ mehr einem persönlichen Erfahrungsbericht denn einer konstruierten Genre-Geschichte. Und tatsächlich trägt der Film autobiografische Züge, da Mottola in seiner Jugend im echten „Adventureland“ arbeitete. Das Resultat ist eine romantische Komödie im besten Sinne: eine in mehrfacher Hinsicht bezaubernde Produktion, die wie James still, sensibel und ehrlich ist. Nicht zuletzt dank melancholischen Untertöne richtet sich der Film dabei eher an ein erwachsenes Publikum, das sich an seine eigene Jugend erinnern will, denn an Jugendliche, die eine Komödie im Stile von „American Pie“ (fd 34 042) erwarten.
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