Dokumentarfilm | Deutschland/Japan/Schweden/Frankreich 2008 | 102 (arte 65, DVD 100) Minuten

Regie: Paul Smaczny

Dokumentarfilm über eine Jugendorchester-Bewegung in Lateinamerika, die Kindern aus Elendsvierteln mittels der Heranführung an die Musik Perspektiven jenseits eines von Armut, Drogen und Gewalt geprägten Daseins eröffnet. Dabei kommen Kinder, Eltern und Lehrer zu Wort, vor allem aber spricht die Musik der Schüler für sich selbst. Zwar erhellt der Film wenig an Hintergründen, vermittelt aber dennoch mitreißend die utopische Kraft des Projekts, weil er den Hintergrund von Gewalt und Hoffnungslosigkeit, in dem viele Schüler aufwachsen, gegenwärtig hält. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
EL SISTEMA
Produktionsland
Deutschland/Japan/Schweden/Frankreich
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
EuroArts Music/NHK/SF/Arte France
Regie
Paul Smaczny · Maria Stodtmeier
Buch
Paul Smaczny · Maria Stodtmeier
Kamera
Michael Boomers · Christian Schulz
Schnitt
Steffen Herrmann
Länge
102 (arte 65, DVD 100) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroArts/Al!ve (16:9, 1.78:1, DD5.1 span., dts span.)
Verleih Blu-ray
EuroArts/Al!ve (16:9, 1.78:1, dts-HD span.)
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Kinder in einer blauen Schuluniform schauen aufmerksam, während im Hintergrund sinfonische Musik von Ravel gespielt wird. Eine Stimme aus dem Off erläutert die Sinn stiftende Macht der Musik in Lebenswelten, die von Armut und Gewalt beherrscht werden. Der kluge alte Mann, der mit ruhiger und engagierter Stimme spricht, ist der Gründer eines der interessantesten kulturellen und sozialen Projekte des lateinamerikanischen Subkontinents: „Heute kämpfen wir mit den Mitteln der Kunst um eine neue Generation von Kindern und Jugendlichen“, sagt José Maria Abreu, der 1975 „El Sistema“, ein einzigartiges Netzwerk aus Kinder- und Jugendorchestern, ins Leben rief. Ziel war es, Kindern und Jugendlichen aus Elendsvierteln und sozial schwachen Familien durch die Musik Würde, Selbstvertrauen und ein Leben jenseits von Gewalt und Drogen zu bieten. Heute vermittelt die Initiative mehr als 265.000 Kindern Alltagsstruktur und Lebenssinn; das daraus entstandene nationale Jugendsinfonieorchester Venezuelas „Simón Bolívar“ hat weltweite Bedeutung erlangt. Paul Smaczny und Maria Stodtmeier dokumentieren die verschiedenen Facetten des Projekts als soziale und kulturelle Initiative, lassen Schüler und Lehrer zu Wort kommen und begleiten die Kinder in ihr familiäres Umfeld. Die Dokumentation beleuchtet die unterschiedlichen Ausbildungsstufen und die Improvisationsfähigkeit der Musikschulbewegung. Etwa die Heranführung der Jüngsten an die Musik mit Gesang, einem „Papierorchester“ und Streichinstrumenten aus Pappe, weil einfach nicht genügend Geld für echte Instrumente vorhanden ist. Es geht zunächst um die Liebe zur Musik und erst in zweiter Linie um die technische Perfektion: „Spiel mit dem Herzen, nicht mit dem Verstand“, zitiert ein junger Schüler das Prinzip der Ausbildung. Die Regisseure verzichten auf einen eigenen Kommentar; der Film wird getragen von den Äußerungen der Schüler, der Lehrer, der Eltern, von der Begeisterung aller Beteiligten und ganz besonders von der Musik, die eine eigene Poesie in den Film trägt. Die nationale Musikschulbewegung ist nicht zuletzt eine soziale Bewegung. Entsprechend legt „El Sistema“ ein besonderes Gewicht auf die Veränderung in den Stadtvierteln und in den Familien. Es ist eine psychologische, eine ethische Wandlung, die sich dank des Projekts vollzieht, und an vielen kleinen Anzeichen kann man erahnen, dass dessen Motivation in einem christlichen Menschenverständnis begründet ist. Der Film lässt das aber ebenso offen wie die Frage, wie sich die 34-jährige Musikbewegung zur „Revolución boliviariana“, zur boliviarianischen Revolution von Präsident Hugo Chavez, verhält. Manches bleibt an der Oberfläche, viele Fragen bleiben unbeantwortet, während an anderen Stellen weniger Wiederholungen der Dramaturgie gut getan hätten. Trotzdem erzählt der Film mitreißend von einer konkreten Utopie und ist zutiefst menschlich und optimistisch, gerade weil er den Hintergrund von Gewalt und Hoffnungslosigkeit, in dem viele der jungen Musikschüler aufwachsen, gegenwärtig hält. Dabei unterscheidet er sich wohltuend von Beispielen jenes sozialen Voyeurismus, wie er sonst oft die Darstellung lateinamerikanischer Elendsviertel charakterisiert. Dem scheinbar unabänderlichen Rhythmus von Drogen, Gewalt und Verwahrlosung setzt er ein neues Lied entgegen.
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