Durch seine farbenfrohen Bilder, seine tonnenschweren Skulpturen sowie eloquente Selbstaussagen erschließt der Dokumentarfilm die Welt und das Schaffen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero, der durch seine scheinbar naiven Werke die Kunstwelt aufmischte. Ein sinnlicher Film, der durch seine hermetische Machart freilich eines aufgeschlossenen Publikums bedarf.
- Ab 16.
Botero - Geboren in Medellín
Dokumentarfilm | Deutschland 2008 | 92 Minuten
Regie: Peter Schamoni
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Peter Schamoni Film
- Regie
- Peter Schamoni
- Buch
- Peter Schamoni
- Kamera
- Ernst Hirsch · Konrad Hirsch
- Schnitt
- Carsten Dillhöfer · Sabine Rottmann
- Länge
- 92 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
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Diskussion
Farbenfrohe Gemälde mit nahezu grotesk korpulenten Menschen sind sein Markenzeichen, tonnenschwere, in ihrer Ausgestaltung naiv anmutende Skulpturen, die mittlerweile die Hauptstädte der Welt bevölkern und über deren zentimetergenaue Ausrichtung der Künstler penibel wacht, seine Visitenkarte. Die Rede ist von Fernando Botero, dem kolumbianischen Künstler aus Medellin, der, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, erst dann Beachtung fand, nachdem seine eigenwilligen Kunstwerke in Deutschland erfolgreich ausgestellt wurden. Eine Initiation, die seitdem Kunstwelt und Kunstmarkt gehörig aufmischt.
Rundungen haben es dem eigenwilligen Maler und Bildhauer Botero sichtlich angetan, den sein Bewunderer und Freund Peter Schamoni anlässlich seines 75. Geburtstages mit diesem Film ehrt. Botero verzerrt Proportionen, um zum Wesentlichen vorzudringen; schon lange läuft er nicht mehr Gefahr, wie in seinen Anfangsjahren der Naivität bezichtigt zu werden. Er, der überaus schlanke Künstler, der in vielen seiner Werke als kleine rundliche „Putte“ auftaucht, nutzt seine Arbeit, um sich eine Welt zu schaffen, die den schnöden Alltag mit einem Gegenentwurf konfrontiert.
Botero findet kein Ende, über barocke Formen, prächtige Farben und die Fantasie zu schwärmen. Katholische Priester und Stierkämpfer seien heutzutage die einzigen Menschen, die sich fantasievoll kleiden. Deshalb sind der Kirche und der Corrida eine Reihe von Bildern geschuldet, deren Genremalerei sich jedoch auch den Hurenhäusern Bogotàs oder des Karnevals annimmt. Fester Bestandteil des künstlerischen Œuvres sind natürlich auch zahlreiche Porträts, die Botero zunächst nie malen wollte, die ihm jedoch während seiner Studienjahre in Madrid, als Kopist der Meisterwerke des Prato, in Fleisch und Blut übergingen.
Schamonis fünfte filmische Auseinandersetzung mit Künstlern (u.a. „Niki de Saint Phalle“, fd 31 764) ist ein kurzweiliges Künstlerporträt, das den Menschen Botero über seine Arbeit darzustellen und zu erklären versucht. Ein etwas hochgeschraubter Ansatz, der kunstferne Zuschauer kaum erreicht und der in pausenlosen Wiederholungen einander gleichender Bilder eine gewisse Redundanz aufweist. Doch gegen Ende zieht Schamoni die „Spannungskurve“ an: Dann kommt er auf den Unfalltod von Boteros vierjährigem Sohn Pedrito im Jahr 1974 zu sprechen, der seither in unzähligen Bildern aufscheint; Schamoni schneidet auch das Bombenattentat in Singapur an, bei dem der Sprengstoff unter eine Botero-Skulptur in Gestalt einer Friedenstaube versteckt wurde, und das zahlreiche Menschen in den Tod riss. Der jüngste Zyklus des überzeugten Pazifisten gilt in 40 Ölgemälden dem Nachhall der Folter in Abu Ghraib. Spätestens hier wird deutlich, dass auch Barockmenschen eine soziale Verantwortung empfinden und ihren klangvollen Namen in den Dienst einer nicht nur der Schönheit verpflichteten Sache stellen können.
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