Unter der Sonne Australiens

Drama | Australien 2007 | 99 Minuten

Regie: Richard Roxburgh

Australien in den 1960er-Jahren: Ein neunjähriger Junge wächst bei seinem Vater auf, einem angesehenen Schmied. Seine manisch-depressive Mutter kehrt nach längerem Aufenthalt in Melbourne zur Familie zurück, um sie wenig später wieder zu verlassen und mit einem Freund ihres Mannes eine neue Familie zu gründen. In opulente Landschaftsaufnahmen eingebettetes Einwanderer- und Exilantendrama, das vor dem Hintergrund einer konservativen Gesellschaft die Kindheitserinnerungen des australischen Autors Raimond Gaito vermittelt. Ganz aus der Sicht des Kindes erzählt, entwickelt sich ein betont langsam inszeniertes Drama mit herausragenden Leistungen der Darsteller. - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
ROMULUS, MY FATHER
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Arenafilm
Regie
Richard Roxburgh
Buch
Nick Drake
Kamera
Geoffrey Simpson
Musik
Basil Hogios
Schnitt
Suresh Ayyar
Darsteller
Eric Bana (Romulus) · Franka Potente (Christina) · Kodi Smit-McPhee (Raimond) · Marton Csokas (Hora) · Russell Dykstra (Mitru)
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit fünf im Film nicht verwendeten Szenen (5 Min.) sowie den Soundtrack zum Film auf separater Tonspur.

Verleih DVD
Capelight (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Während Baz Luhrman jüngst die australische Geschichte als große Oper inszenierte, liefert „Unter der Sonne Australiens“ dramaturgisch den genauen Gegenentwurf: Das auf der autobiografischen Familiengeschichte des Einwanderersohns Raimond Gaita beruhende stille Drama vermeidet dramatische Höhepunkte, und so weit und so malerisch sich die Landschaften auch dehnen, so kammerspielartig sind die Konflikte aufbereitet, um die es hier geht. Geschildert werden diese aus dem Blickwinkel des jungen Raimond, der in den 1960er-Jahren bei seinem Vater Romulus auf einer heruntergekommenen, einsamen Farm aufwächst. Die Mutter, die wie der Vater aus Europa stammt, ist nicht da bzw. kommt nur ab und zu vorbei. Dann verschwindet sie wieder mit ihrem neuen Freund in die Großstadt Melbourne: Christina – so kann man nach und nach erschließen – leidet unter Depressionen; ihr Leben ist ein ständiges Auf und Ab zwischen schillernd lebendig und völlig lethargisch, einerseits ein Suchen nach einem Ort, an den sie gehört, andererseits eine radikale Flucht aus den einengenden Verhältnissen des Hausfrauenlebens. Für die Männer der Geschichte, die diese schöne, schwer fassbare Frau lieben – neben Raimond und Romulus auch Christinas neuer Partner, der Bruder von Romulus’ bestem Freund – wird sie bald zu einer femme fatale, deren Unglück die ohnehin harte, einfache, einem strikten Arbeits- und Familienethos folgende Existenz der Einwanderer zu zerstören droht. Vater und Sohn schweißt die Abwesenheit (im physischen wie im psychischen Sinne) der Mutter zusammen; andererseits droht ihre seelische Zerrüttung die Restfamilie aber auch aufzureiben. Was an Konfliktpotenzial in dieser Geschichte lauert, wird konsequent unterspielt, „große Szenen“ werden ebenso gemieden wie ein klassischer Spannungsaufbau. Aus der kindlichen Perspektive Raimonds werden neben anderen Erlebnissen nur Ausschnitte jener Tragödie registriert, deren Ausmaße man allmählich erkennt. Erklärt wird fast nichts – weder die genaue Herkunft der Eltern noch die Gründe ihrer Emigration; auch die sozialen Bedingungen, denen sie in ihrer neuen Heimat begegnen, werden nur am Rande thematisiert. Dementsprechend fällt es nicht ganz leicht, Richard Roxburghs leisem Regiedebüt zu folgen; es erfordert vielmehr Geduld. Was trotzdem in die unspektakuläre Erlebniswelt hineinzieht, ist vor allem die herausragende Leistung der Darsteller – vom meisterlich differenziert aufspielenden jungen Kodi Smit-McPhee über Eric Bana als Vater und Martin Csokas als dessen zuverlässigen Freund bis zu Franka Potente, die in ihrem Spiel unter der kräftigen Oberfläche, die sie der Rolle mitgibt, langsam die Brüche der seelisch Kranken aufdeckt. Sie lassen am Ende des Films viele Fragen zurück, aber auch Erinnerungen an starke, lebensnahe Momente.
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