Der Dokumentarfilm stellt fünf Künstler aus André Hellers "Afrika! Afrika!"-Tourneeprogramm in ihren Heimatländern sowie deren Haltung zu ihrer Kunst vor. Dabei wird die tiefe Dankbarkeit für ihre Talente deutlich, die gepflegt und an junge Artisten weitergegeben werden. Der Film erweist sich als selbstbewusster und farbenfroher Gegenentwurf zum von Krisen geprägten Afrika-Bild, das in den Medien dominiert. Dabei kommt der Traum von einer panafrikanischen Zukunft ebenso wie die Bedeutung von Traditionen zum Ausdruck.
- Ab 14.
Back to Africa
Dokumentarfilm | Österreich/Deutschland 2008 | 99 Minuten
Regie: Othmar Schmiderer
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Filmdaten
- Originaltitel
- BACK TO AFRICA
- Produktionsland
- Österreich/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Langbein & Skalnik/Peter Rommel Prod.
- Regie
- Othmar Schmiderer
- Buch
- Peter Zach · Othmar Schmiderer
- Kamera
- Hermann Dunzendorfer · Moritz Gieselmann · Othmar Schmiderer
- Schnitt
- Peter Przygodda · Sarah J. Levine
- Länge
- 99 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Das jüngste Erfolgsprojekt des Wiener Impresarios André Heller, der stets auf der Suche nach „begnadeten Körpern“ ist, heißt schlicht „Afrika! Afrika!“, wobei der Name bereits Programm ist. Sein Tourneeprogramm stellt Künstler, Artisten und Musiker aus allen Teilen Afrikas vor, die das hiesige Publikum nicht nur durch atemberaubende Akrobatik bezaubern, sondern ihm auch schiere Lebensfreude und überwältigende Farbenpracht bescheren.
Der Dokumentarist Othmar Schmiderer, dem man ein durchaus vertrautes Verhältnis zu Heller attestieren kann – schließlich war er Co-Autor und Kameramann des Heller-Films „Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin“ (fd 35 380) und verantwortete das Fernsehporträt „André Heller – Außer Konkurrenz“ (2005/06) –, nähert sich dessen jüngstem Projekt quasi von unten, von den Wurzel her. Er stellt fünf der beteiligten Künstler in ihrem Alltag und in ihren afrikanischen Heimatländern vor. Künstler, die in ihrem Metier nicht nur aufgehen und -leben, sondern ihre Talente durchaus als Gaben verstehen, die es zu pflegen, zu entwickeln und weiterzugeben gilt. Einer von ihnen ist der Choreograf und Tänzer Georges Momboye, der durch den Tanz eine Körperbehinderung überwand, Mitglied des Nationalballetts der Elfenbeinküste war und jetzt Tanz in Paris lehrt. Oder Mingue Diagne Sonko, ebenfalls eine Tänzerin, die das Projekt „Afrika! Afrika!“ als persönliche Chance begreift, die Tournee-Pausen jedoch nutzt, um in den Senegal zurückzukehren, da sie sich, neben vielen anderen Jobs, der Tanzausbildung von Kindern verschrieben hat. Der Kora-Spieler Tata Dindin geht zwar in der Tradition der gambianischen Stegharfe auf, hat deren Spiel aber zugleich weiterentwickelt und stellt seine Auftritte in den Dienst von Gesundheits- und Aufklärungskampagnen. Nicht zu vergessen „Waterman“ Dickon Oppong aus Ghana, ein begnadeter Jongleur, der das Wasserspucken zur Kunstform erhob, und der „Schlangenmensch“ Makaya Dimbelolo – in Angola geboren, im Kongo aufgewachsen –, der sich die Kunst der Kontorsion auf autodidaktischem Weg beibrachte und sein Wissen an Jugendliche weitergibt.
Schmiderer begleitet seine afrikanischen Künstler zwar auch ins winterkalte Europa, zeigt Ausschnitte aus ihrem Zirkusprogramm; wichtiger ist ihm aber, bei aller Unterschiedlichkeit das Verbindende zwischen den Protagonisten herauszuarbeiten und ihre Hintergründe aufzuhellen: die kulturelle Vielfalt des afrikanischen Kontinents, die positive innere Einstellung, die lebensbejahende Energie. Für die Tänzer ist Tanz der Atem, für die Musiker die Musik zunächst Gefühl und nicht Geschäft. Mit seinem farbenprächtigen, in ruhigen Bildern erzählten Dokumentarfilm gelingt es Schmiderer, ein Afrikabild jenseits von Katastrophenbildern und (Bürger-)Kriegsberichten zu zeigen; ein Leben, das in seinen Traditionen ruht, auch wenn die Protagonisten zeitweilig in Europa gastieren; und Menschen, die durchaus an die Zukunft ihres Kontinents glauben. Ein Glaube, der sie zu mannigfaltigen Engagements in ihrer Heimat beflügelt und die Kraft gibt, ihre Kunst an die nachfolgende Generation weiterzugeben, und der sich auch darin dokumentiert, dass alle porträtierten Künstler von einer panafrikanischen Zukunft jenseits der (Stammes-)Grenzen träumen, um Europa mehr als ein exotisch-kulturelles Gegengewicht entgegenzusetzen. „Back to Africa“ ist ein ebenso unterhaltender wie fesselnder Film, der ein gesundes Selbstbewusstsein spiegelt und die (Selbstheilungs-)Kraft Afrikas beschwört, wenn es den Menschen nur gelingt, gegen Trägheit und Lethargie anzukämpfen. Die Protagonisten selbst sind die besten Beispiele, wie dieser Kampf geführt werden könnte, und sie prägen damit einen positiven Film, der keine fremdbestimmten Projekte vorstellt, sondern charismatische Menschen, die Wege in eine mögliche Zukunft weisen.
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