Nichts geht mehr

- | Deutschland 2008 | 87 Minuten

Regie: Florian Mischa Böder

Ein Dumme-Jungen-Streich bringt zwei Bochumer Brüder in Terrorismus-Verdacht und löst ihre Flucht nach Hannover aus, wo sie in der alternativen Szene Aufnahme finden. Die Gegensätze zwischen den beiden führen jedoch zur gegenseitigen Entfremdung und zur Suche nach neuer Orientierung. Überzeugend entwickelte und geschickt inszenierte Coming-of-Age-Geschichte mit gut aufspielenden Jungdarstellern und unaufdringlicher Situationskomik. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
aquafilm/ZDF
Regie
Florian Mischa Böder
Buch
Florian Mischa Böder · Alexander Pelluci
Kamera
Ergun Cankaya
Musik
Tobias Ellenberg · Daniel Backes
Schnitt
Christian Matern
Darsteller
Jörg Pohl (Konstantin) · Jean-Luc Bubert (August) · Nadja Bobyleva (Marit) · Susanne Bormann (Hanna) · Oliver Bröcker (Mario)
Länge
87 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.

Heimkino

Verleih DVD
Galileo (16:9, 1.66:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Verkehrschaos in Bochum. Nichts geht mehr. Die Brüder Konstantin und August haben ihren Spaß harmloser eingestuft, als sie die wichtigsten Verkehrsampeln der Stadt mit Farbe unkenntlich gemacht haben. Ihre Initialen AKB aber deuten die Ordnungshüter als „Autonomes Kommando Bochum“, und fortan gelten die beiden als Terroristen, werden verfolgt und flüchten in einer überstürzten Aktion nach Hannover. Regisseur Florian Mischa Böder legt sein Spielfilmdebüt als Coming-of-Age-Geschichte des jungen Konstantin an. Aufgrund seiner eher zurückhaltenden Art wird er von dem selbstsicheren und älteren August dominiert, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seinen Bruder ins Leben einzuführen. Beide verfolgen keinerlei politische Ziele, ihr Antrieb ist nur der augenblickliche Spaß. Kaum in Hannover angekommen, brechen sie in die Wohnung der Eltern von Marit ein, dem Mädchen, in das Konstantin sich kurz vor der Flucht verliebt hat. Über Hanna, eine Nachbarin, die die Ampelaktion der beiden als revolutionären Akt bewundert, machen sie kurzerhand Bekanntschaft mit einer linken Gruppe. Sich treiben lassen, nicht wissen, was man machen soll, von heute auf morgen in den Tag hinein leben: Konstantins Leben ist geprägt von Ziellosigkeit. Er lässt sich von einer Situation in die nächste schleppen; im Gegensatz zu seinem Bruder denkt er zwar an die Konsequenzen seines Handelns, aber letztlich überwiegen sein Unwille und seine Unfähigkeit, selbst zu entscheiden, was er machen soll. Dabei ist er sich einer Sache sogar sehr sicher: seiner Liebe. Hier bezieht Konstantin Stellung und entscheidet sich für seine gerade gewonnene Freundin. Diese, mit stiller Zurückhaltung fein gespielt von Nadja Bobyleva, bedrängt ihn nicht und lässt ihm Entscheidungsfreiräume – fast so, als würde sie wissen, dass jeder seine Fehler selbst machen muss. Diese Fehler zeigt der Film bisweilen mit unaufdringlicher Situationskomik und schafft so zwischen all der Ernsthaftigkeit eine aufgelockerte Atmosphäre. Eine weitere Stärke sind die gut aufspielenden Jungdarsteller, die, bei aller Klischeehaftigkeit des Begriffs, in ihren Rollen unverbraucht wirken. Grundlage für diese Wirkung ist der nüchtern kommentierende Erzählstil des Films. Nachtszenen und Halbdunkel visualisieren mit ihren ungenauen Schemen die Ziellosigkeit; der karge, aber prägnante Musikeinsatz verstärkt dabei die symbolhafte Wirkung. Gerade die Anfangsszenen in Bochum sind weitestgehend in diesem Stil gehalten, der zumeist den beiden Brüdern vorbehalten ist. Denn es ist ihre Geschichte, die der Film erzählt: Eine Geschichte über zwei Jungen, die sich mögen, aber nicht zusammenpassen. Immer mehr entfremden sie sich voneinander, bis eines Tages Konstantin bei einer Aktion den Bruch mit seinem Bruder wagt und endlich seine eigene Meinung durchblicken lässt. Die Suche nach etwas Neuem, nach einem Ziel, ist eigentlich die Suche nach den Gründen für das, was momentan falsch läuft – diese Erkenntnis, die leider schmerzhaft sein kann, ist in diesem Film ebenso rigoros wie unterhaltsam verpackt.
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