Ein 15-Jähriger, sein bester Freund und ein gleichaltriges Mädchen wohnen in einem Dorf in Patagonien. Ihre Sehnsucht nach einem Ausbruch aus der Langeweile, vor allem aber nach dem ersten Sex, bestimmt ihr Leben, aber ihre Schüchternheit erschwert die Annäherung. Der mit großem Einfühlungsvermögen für die Belange der jungen Leute gedrehte Film gibt den Darstellern innerhalb eines vorgegebenen Rahmens viel Raum für Improvisationen, was zu einer wirklichkeitsnahen Darstellung ihrer Verhaltensweisen führt. Hinzu kommen atemberaubende Bilder der kargen südargentinischen Landschaft. (O.m.d.U.)
- Ab 16.
Glue
- | Argentinien/Großbritannien 2006 | 110 Minuten
Regie: Alexis Dos Santos
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Filmdaten
- Originaltitel
- GLUE
- Produktionsland
- Argentinien/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- The Bureau/Diablo Films/Meteoritos
- Regie
- Alexis Dos Santos
- Buch
- Alexis Dos Santos
- Kamera
- Natasha Braier
- Schnitt
- Alexis Dos Santos · Ida Bregninge · Leonardo Brzezicki
- Darsteller
- Nahuel Pérez Biscayart (Lucas) · Nahuel Viale (Nacho) · Inés Efron (Andrea) · Véronica Lliñás (Mecha) · Florecia Braier (Flor)
- Länge
- 110 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Es ist hart genug, Teenager zu sein, mit seinen Eltern nicht zurechtzukommen, von Sex nur zu träumen und in einem Dorf zu wohnen, in dem nichts los ist. Wenn dieses Dorf auch noch buchstäblich am Ende der Welt liegt, bedarf es schon eines hohen Grades an Fantasie und Selbstmotivation, um nicht zu verzweifeln. Lucas lebt in Patagonien, jenem südlichen Teil Argentiniens, der ans ewige Eis grenzt und wo selbst im Sommer die Sonne so tief steht, dass die windige, karge Landschaft permanent in ein rotes Abendlicht getaucht ist. Dennoch ist es heiß, alle laufen leicht bekleidet herum. „Diesen Sommer muss es passieren“, sagt Lucas zu sich, in den fiktiven Super-8-Tagebüchern, die nur ihm zugestanden werden und der gleichaltrigen Andrea. Auch Andrea sehnt sich nach dem ersten Kuss, einem feuchten Zungenkuss. Und mit seinem Freund Nacho, mit dem er auch in einer Band spielt, tauscht Lucas schon mal Zärtlichkeiten aus, die weniger schwul als experimentell wirken. Aber niemals würde den dreien einfallen, offen über ihre Sehnsüchte zu reden.
Über diese Konstellation hinaus passieren ein paar Dinge, die aber für die Faszination, die der Film ausstrahlt, kaum von Bedeutung sind: Lucas’ Vater kommt zu Besuch; Lucas will ihn aber nicht sehen, weil er fremdgegangen ist. Er schnappt sich vielmehr den Schlüssel zur sturmfreien Bude und plant eine Fahrt zu viert dorthin, wo dann aber nur er und Nacho landen. Außerdem gelingt es den beiden, mit ihrer Band einen Auftritt auf einer Geburtstagsfeier zu bekommen, auch wenn ihr Repertoire äußerst überschaubar ist. Kurz danach versucht der Vater, die Familie wieder zusammenzubringen. Das Fesselnde von „Glue“ ist die bestechende Unmittelbarkeit, mit der Regisseur Alex Dos Santos in seinem Debütfilm dem Teenager-Dasein mit seiner Unsicherheit, seiner Langeweile, seiner Sehnsucht nach dem Erwachsensein, nach Rausch (etwa mit Hilfe des titelgebenden Klebstoffs), vor allem aber nach Sex nahe kommt. Seine Methode erschließt sich aus dem Abspann, in dem er Cast und Crew als Menschen benennt, die den Film gemeinsam improvisierend hergestellt hätten. Tatsächlich gab Dos Santos nur den Rahmen vor, und seine überzeugenden jugendlichen Darsteller, die seither in Film, Fernsehen und Theater gut beschäftigt sind, spielen darin im Grunde sich selbst. Sie sprechen miteinander, wie sie es sonst auch tun, sie thematisieren die Dinge, die sie wirklich beschäftigen, sie treiben die Rituale und Spiele miteinander, die sie ohnehin treiben, und sie legen jene schweigsame Schüchternheit und Befangenheit an den Tag, mit der sie sich gerade angesichts des anderen Geschlechts das Leben schwer machen. Dem Regisseur ging es vor allem darum, jene spezifische Art des Umgangs Jugendlicher miteinander so wirklichkeitsnah wie möglich darzustellen, ohne ihnen altkluge oder gekünstelt wirkende Dialoge oder eine hanebüchene Handlung aufzupfropfen – wie es hierzulande im Jugendfilm leider zu oft praktiziert wird. Dazu gelingen ihm und seiner Kamerafrau Natasha Braier atemberaubende Bilder von jener flachen, nur von wenigen Hügeln und Seen unterbrochenen endlosen Landschaft, für die die Bezeichnung „inmitten des Nichts“ erfunden zu sein scheint. Dos Santos kennt die Gegend und die Menschen, die dort leben: In dem Dorf, in dem die Geschichte spielt, ist er aufgewachsen, bevor er zum Studieren in seine Geburtsstadt Buenos Aires zurückgegangen ist.
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