Mancher Erwachsene wird sich auch mit diesem „Urmel“-Film schwer tun: Schließlich schieden sich bereits am Kino-Debüt des drolligen Dinos („Urmel aus dem Eis“, fd 37 731) die Geister, da Ältere oft die Fernsehadaptionen der Geschichten von Max Kruse durch das Marionetten-Theater der Augsburger Puppenkiste für die allein selig machende hielten. Dabei gaben sich die Macher der Kinoversion redlich Mühe, Geist und Charme der Kruse-Figuren und -Geschichten in ihrem computeranimierten Trickfilm zu erhalten. Was ihnen bei diesem Sequel gelungen ist, bei dem freilich nur noch die Figuren auf den Kinderbuch-Autor zurückgehen. Zu seinem ersten Geburtstag bekommt Urmel, das bekanntlich stets unter seinem Schicksal als Einzelkind litt, von den Mitbewohnern der Insel Titiwu ein kleines Panda-Mädchen namens Babu geschenkt. Wovon Urmel allenfalls mäßig begeistert ist, da das zottelige Bärchen erst seine Geburtstagstorte verputzt und ihn dann auch noch hartnäckig „Ummel“ nennt. Zudem scheinen sich Professor Tibatong, Wutz und die anderen Inselbewohner plötzlich mehr für Babu als für Urmel zu interessieren. Zur selben Zeit plant der skrupellose Geschäftsmann Barnaby fernab von Titiwu die Eröffnung eines Vergnügungsparks. Doch seine Geldgeber, arabische Scheichs, sind sauer, da ihnen bislang eine echte Attraktion auf dem Gelände fehlt. Weil sie gehört haben, dass auf einer Insel ein echter Dino sein Unwesen treiben soll, schicken sie Barnaby los, um die vermeintlich Furcht einflößende Bestie zu fangen. Auf Titiwu angekommen, ist der Unternehmer geschockt, als sich Urmel, das er zunächst für ein grünes Känguru hält, als eben jener Dino entpuppt. Doch bevor er die Insel wieder verlässt, schleicht sich Urmel, genervt von der neuen Schwester und der Missachtung durch seine Freunde, heimlich an Bord von Barnabys Schiff – entschlossen, eines Tages als Star zurückzukehren. Doch im Vergnügungspark wird es zu seinem Entsetzen erst einmal in Ketten gelegt. Zum Glück hat auch Babu die Reise als blinder Passagier mitgemacht, und auch Wutz setzt einen Suchtrupp in Bewegung, als sie das Verschwinden ihrer Lieblinge bemerkt. Hinsichtlich der Dramaturgie setzt auch dieses Abenteuer auf das bewährte Strickmuster, indem sich der possierliche Dino einmal mehr den Nachstellungen eines Gauners ausgesetzt sieht. Dabei ist die Verlagerung des Geschehens in einen Freizeitpark ein entschiedener Schritt in Richtung Modernisierung, wobei die schwerreichen arabischen Investoren in erster Linie als Scherz für Erwachsene durchgehen. Das Salz in der Suppe sind neben den anrührenden Szenen um den Wert wahrer Freundschaft vor allem die rasanten Action-Sequenzen. Ob Wutz auf einem Skateboard in halsbrecherischem Tempo durch den Wald rast oder Urmel und Babu eine Probefahrt auf der noch nicht ganz fertigen Achterbahn des Parks machen – hier wird die Freiheit des Trickfilms gegenüber den Zwängen von Schwer- und Fliehkraft nach allen Regeln der Kunst demonstriert. Für zusätzlichen Unterhaltungswert sorgt Otto, Barnabys zähnefletschender Hund, der in bester „Tom & Jerry“-Manier regelmäßig auf die Schnauze fällt, aber auch die größten Katastrophen unbeschadet übersteht. Andere Figuren – ein schottischer Schlossgeist, der im Park sein Unwesen treibt, oder eine Assistentin der Araber im Lara-Croft-Look – bleiben demgegenüber eher schwach. So ist „Urmel voll in Fahrt“ gewiss keine Revolutionierung des Trickfilms, bietet jedoch in erster Linie für kleinere Kinder Vergnügen ohne Reue. Dass einmal mehr eine Schar deutscher Comedians für qualifiziert befunden wurde, den Figuren ihre Stimmen zu leihen, wird sie dabei kaum stören. Schließlich dürften sie die so wenig kennen wie die „Urmel“-Version der Augsburger Puppenkiste.