- | Deutschland 2007 | 103 Minuten

Regie: Hagen Keller

Eine 17-jährige Schülerin spielt mit ihren Freundinnen in einer Mädchen-Band und möchte am liebsten Schlagzeugerin werden. Dabei sieht sie sich jedoch dem (Lehrstellen-)Druck ihres Schulabschlussjahrs und Konflikten im Elternhaus ausgesetzt. Die authentisch gespielte und erzählte Coming-of-Age-Geschichte wird ganz von der charismatischen Hauptdarstellerin getragen. Der Film leidet zwar mitunter am etwas unausgereiften Drehbuch, trifft aber besonders auch auf der Musikspur das Lebensgefühl junger Leute und zeigt hoffnungsvolle Ansätze zu großem Unterhaltungskino mit unaufdringlichem Tiefgang. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
ostlicht filmprod./MDR/SWR/HFF München
Regie
Hagen Keller
Buch
Hagen Keller
Kamera
Philipp Kirsamer
Schnitt
Monika Schindler
Darsteller
Elinor Lüdde (Lena) · Luise Kehm (Klara) · Sandra Zänker (Alex) · Rosalie Eberle (Anna) · Thorsten Merten (Lenas Vater)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und der Darstellerin Elinor Lüdde sowie den Kurzfilm "Djen Prischjol" ("Der Tag verging").

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Die stimmungsvoll fotografierten CinemaScope-Landschaftspanoramen des Titelvorspanns engen sich rasch auf Nah- und Halbnahaufnahmen ein. Auch im Verlauf des Films wird sich der Blickwinkel nur noch selten öffnen, und wenn, dann immer auf dieselben Gassen oder Gebäude in Weimar. Dabei atmet „Meer is nich“ durchaus den Hauch von „großem Kino“ und ist eine der authentischsten Coming-of-Age-Geschichten, die das deutsche Kino seit langem erzählt hat. Im Mittelpunkt steht die 17-jährige Lena, die gleich bei ihrem ersten Auftritt in der Berufsberatung mit ihrem sowohl aufmüpfigen als auch reflektierenden Charakter für sich einnimmt. Zu Hause reißt sie die Luftschlösser ihres seit der Wiedervereinigung arbeitslosen Vaters, einem Brückenbauingenieur, immer wieder ein, tröstet die allein die Familie unterhaltende Mutter und weiß doch selbst nicht so genau, wohin ihr Weg führen soll. Am liebsten würde sie, die mit ihren Freundinnen Alex und Klara Musik macht, Drummerin werden. Doch als sie bei der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule einen kleinen Steppke aus dem Vorspielraum kommen sieht, schmeißt sie alles hin – „zu spät“, teilt sie der verdutzten Prüfungskommission mit. Auch die vom Vater über ihren Kopf besorgte Informatik-Lehrstelle lehnt sie ab. Erst als sie das Elternhaus verlässt und zu Klaras Bruder Hans, einem Freund seit Kindertagen, zieht, findet sie Unterstützung und kommt zur Ruhe. So kann sie sich ihren Schlagzeug-Traum doch noch erfüllen, auch wenn sie dafür hart jobben muss und nicht mit ihren Freundinnen in Urlaub fahren kann: „Meer is nich.“ Gänzlich unaufgeregt und ohne aufgesetzte dramatische Zuspitzungen erzählt Hagen Keller die Geschichte seiner Protagonistin, die zwar nicht genau weiß, was sie will, aber immer ihre Passion vor Augen hat. Beiläufig fließen die Befindlichkeiten der Wende-Verlierer mit ein, ohne in die Larmoyanz ähnlicher (Film-)Geschichten zu verfallen; die den Film wie ein roter Faden durchziehende Freundschaft zwischen Lena und dem Rentner Apel, dessen vorgelebte „Weisheiten“, die ohne jeden erhobenen Zeigefinger daherkommen, Lena immer wieder Mut machen, zeugt von der optimistischen Stimmung, die der Film verbreitet, ohne die Probleme zu verschleiern oder gar zu negieren. Das gelingt Keller, dessen Geschichte mitunter zwar am etwas unausgereiften Drehbuch leidet, vor allem deshalb so überzeugend, weil er seine Figuren ernst nimmt. Nie verrät er sie an die billigen (und geschmacklosen) Gags des gängigen Teenie-Kinos, nie fährt er ein Klischee nach dem anderen auf. Auch wenn er manchmal, ähnlich seiner Protagonistin, nicht immer weiß, wohin er will, bleibt er doch stets authentisch. Dabei kommt die Band-Geschichte zwischen den Freundinnen gegenüber den Konflikten in Lenas Elternhaus sicherlich etwas zu kurz, verdichtet sich andererseits aber auf der Tonspur; denn die an die junge Franka Potente erinnernde Elinor Lüdde spielt auch im wirklichen Leben Schlagzeug in der Band „sleazy inc.operated“, zusammen mit ihren (auch Filmfreundinnen) Luise Kehm und Sandra Zänker. Ihre Kompositionen, gemischt mit anderen Soundtracks aus der deutschen Musikszene, spiegeln das Musikgefühl der jungen Generation adäquat wieder. Dazu bringt die mit dem Bayerischen Filmpreis als „bestes Nachwuchstalent“ ausgezeichnete Elinor Lüdde eine Ungekünsteltheit und ein Charisma auf die Leinwand, dass man sich an Truffauts Ausspruch über Isabelle Adjani erinnert fühlt: „Man müsste sie jeden Tag filmen, auch sonntags.“
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