Afrikanische Elefanten seien im Gegensatz zu indischen nicht zu zähmen, nur die Pygmäen verstünden sich auf einen geheimen Trick, um sich die Tiere gefügig zu machen: den „Hop“. So erzählt Justin Dieudonné, ein aus Burundi stammender Teenager, zu Beginn des Kino-Debüts von Dominique Standaert seinen belgischen Klassenkameraden. Der Film handelt davon, wie der selbstbewusste, intelligente Justin sich selbst an einem verwegen-verzweifelten „Hop“ versuchen muss, um einen besonders mächtigen Elefanten zu zähmen, dem sein Vater zum Opfer zu fallen droht: die belgischen Behörden. Die Dieudonnés leben illegal in Belgien, schon seit Jahren. Der Junge, dessen Mutter früh verstarb, ist gut in der Schule, und Herr Dieudonné versucht, so gut es geht in dem fremden Land nicht aufzufallen. Doch aus eigentlich banalen Gründen kommt es zur Katastrophe: Justin möchte ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen anschauen und zapft dafür die Kabelverbindung eines Nachbarn an. Dieser rückt mit seinen Freunden bei den Dieudonnés an, mit offensichtlichem Spaß daran, die schwarzen Hausgenossen demütigen zu können, und wirft kurzerhand deren Fernsehgerät aus dem Fenster. Es kommt zu Trubel, die Polizei wird eingeschaltet und nimmt nach einer kurzen Verfolgungsjagd Justins Vater fest, während der Junge fliehen kann. Er findet Unterschlupf bei dem Eigenbrötler Frans, der abgeschieden auf dem Land lebt und, wie sich herausstellt, einst Mitglied einer linken terroristischen Vereinigung war. Frans und seiner freundlichen Haushaltshilfe Gerda gelingt es, den Jungen vor den Nachstellungen der Behörden zu bewahren, doch als klar wird, dass Justins Vater inhaftiert wurde und ihm die Abschiebung droht, reift in seinem Sohn, inspiriert von Frans’ Dynamit-Vorräten aus alten Zeiten, ein radikaler Plan.
Präzise im Drehbuch, entfaltet sich „Hop“ wie ein Polit-Thriller und findet gleichzeitig immer wieder Raum hat für komödiantische Momente; erstaunlich in seiner Bildsprache in schlichtem Schwarz-Weiß, bietet der Film mit starken Bildern großes Kino: Suggestive Raumfantasien von weiten, fast wüst wirkenden Industrie-, Stadt- und Parklandschaften, neben denen Frans’ Behausung in einem Wäldchen wie eine Wärmezone wirkt; und immer wieder, als „Seelenlandschaft“, Nahaufnahmen von Kalomba Mboyi als Justin mit ernstem, wild entschlossenem Kindergesicht, der sich trotz allen äußeren Drucks weigert aufzugeben. Selten hat ein Kinderfilm seinem jungen Helden mehr Format verliehen. Leichte Kost ist „Hop“ nicht, er weckt Fragen und Widerspruch und regt seine Zuschauer an, das Handeln der Figuren durchaus kritisch zu überdenken. Eine schön übersichtliche Gut-Böse-Aufteilung und damit einhergehende satirische Charakter-Überspitzungen, wie man sie jüngeren Kinofans sonst gerne serviert, werden dem Publikum hier vorenthalten. Um so aufregender und nuancierter ist der Film: in der Beobachtung von Menschen, die gnadenlos in die Enge getrieben werden und trotzdem ihre Würde wahren, in seiner Zeichnung einer latenten Fremdenfeindlichkeit, im Skizzieren zunächst verschlossen-wortkarger, sich erst langsam öffnender Charaktere, im Entwerfen vertrackter moralischer Konflikte, die in einem furiosen Showdown gipfeln.