Beobachtungen in einem selbstverwalteten, genossenschaftlich organisierten Ökodorf in der Altmark, dessen Bewohner sich einer alternativen Lebensführung verschrieben haben. Der kommentarlose Dokumentarfilm wird von der Sympathie für die Porträtierten getragen, stellt deren Lebensentwürfe aber nur unzureichend dar, sodass sich die Informationsausschnitte nicht zu einem Überblick zusammenfügen. Gleichwohl liefert der Film sinnvolle, bedenkens- und nachahmenswerte Anregungen.
- Ab 14.
Menschen, Träume, Taten
Dokumentarfilm | Deutschland 2006 | 90 Minuten
Regie: Andi Stiglmayr
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Stiglmayr Film
- Regie
- Andi Stiglmayr
- Buch
- Andi Stiglmayr
- Kamera
- Andi Stiglmayr
- Musik
- André Feldhaus
- Schnitt
- Andi Stiglmayr · Manuela Kempf
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb
Diskussion
Im 150 Kilometer westlich von Berlin in der Altmark gelegenen Ökodorf „Sieben Linden“ leben 45 Frauen, 41 Männer und 19 Kinder. Das selbstverwaltete, genossenschaftlich organisierte Projekt hat sich „Selbstversorgung, biologische Landwirtschaft, ökologisches Bauen, alternative Energien sowie Bildungs- und Friedensarbeit“ auf die Fahnen geschrieben. „Menschen, Träume, Taten“ nennt Andi Stiglmayr („Der bayerische Rebell“, fd 36448) seinen Dokumentarfilm über diese Modellsiedlung; in Anlehnung an die Unterzeile zu dem ab November 2007 durch die Republik wandernden Filmfestival „ueber morgen“, in dessen Rahmen die Dokumentation im Kino zu sehen ist: „Utopien, Träume, Weltentwürfe“. Bemerkenswert sind die „Taten“ im Filmtitel. Hier geht es nicht um Fantastereien, sondern um Menschen, die versuchen, ihre Träume in die Tat umzusetzen. Stiglmayr stellt einige von ihnen vor, ohne selbst als Kommentator oder Fragesteller in Erscheinung zu treten. Auswahl und Montage der verschiedenen Statements verrät, dass er mit den Zielen und dem Engagement der Ökodörfler durchaus sympathisiert, die Reibungspunkte innerhalb der Gemeinschaft aber nicht verdecken möchte.
So sehr sich die Träume der Einzelnen im Ungefähren nämlich ähneln, so sehr unterscheiden sie sich im Detail. Unter den „Sieben Linden“ hat man sich daher darauf verständigt, Projekthäuser mit unterschiedlichen Ansätzen in einem Dorf zu vereinigen. Auseinandersetzungen etwa zwischen veganen und nicht veganen Gruppen über Fragen der Tierhaltung bleiben da nicht aus. Überhaupt vermittelt der Film den Eindruck, als ob unter den Dorfbewohnern gern und viel diskutiert werde; eigentlich kein Wunder, sollen Entscheidungen doch nach dem Konsensprinzip getroffen werden. Trotzdem erscheint fraglich, ob das Bild der kopflastigen, ein wenig verbiesterten Ideologen, das der Film unfreiwillig zeichnet, den Menschen im Dorf gerecht wird. Stiglmayr beschränkt sich weitgehend darauf, Ansprüche und Ideale von seinen Protagonisten abzufragen. Ausgerechnet ihre „Taten“ blendet er aus. Es gelingt ihm nicht, ein authentisches Gefühl für den Lebensalltag der Ökodörfler zu vermitteln. Das „Dorfleben“, das sich aus den Aussagen der Interviewpartner nur indirekt rekonstruieren lässt, wirkt eher dogmatisch, starr, freudlos. Dass Stiglmayr die Bilder mit einem sich penetrant wiederholenden Dudelsound wie aus einer Telefonwarteschleife unterlegt, macht die Sache nicht besser. Trotz der zahlreichen theoretischen Redebeiträge bleiben am Ende auch die strukturellen Hintergründe vage. Unterm Strich wird der Film dem ausgesprochen spannenden Thema, dem er sich widmet, nur bedingt gerecht. Der Versuch, die Dorfbewohner ihr Leben kommentieren zu lassen, erweist sich in doppelter Hinsicht als problematisch. Zum einen, weil sich die einzelnen Informationsausschnitte zu keinem Überblick ergänzen, zum anderen weil den Protagonisten dadurch die Rolle von Theoretikern zugewiesen wird. Dies ist auch deshalb heikel, weil es bei allem Stolz über den schmalen ökologischen Fußabdruck, den sie hinterlassen, den Genossenschaftlern doch vor allem darum geht, im Hier und Jetzt und für sich selbst eine alternative Lebensform zu verwirklichen. Ob sich dieses Nischenleben auf die nachmoderne, globalisierte Gesellschaft insgesamt übertragen lässt, muss bezweifelt werden. Sinnvolle, bedenkens- und nachahmenswerte Anregungen liefern das Projekt und mit ihm Stiglmayrs Film aber allemal.
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