Das schillernde Porträt des 82-jährigen kongolesischen Sängers Papa Wendo, der nach jahrelanger Abstinenz wieder auf die Bühne zurückkehrte und eine 30-köpfige Rumba-Band zusammenstellte. Der kommentarlose Dokumentarfilm konzentriert sich ganz auf seinen Protagonisten und dessen Musik. Durch eine Fülle von extremen Detailaufnahmen erreicht er einen gewissen musikalischen Abstraktionsgrad, suggeriert durch dieses Stilmittel jedoch auch eine allzu große Vertrautheit des Fremden.
- Ab 14.
On the Rumba River - Wendo
Musikfilm | Frankreich/Kongo 2007 | 85 Minuten
Regie: Jacques Sarasin
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Filmdaten
- Originaltitel
- BATALIER DE LA RUMBA
- Produktionsland
- Frankreich/Kongo
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- Fairbleu
- Regie
- Jacques Sarasin
- Buch
- Jacques Sarasin
- Schnitt
- Bernard Josse
- Länge
- 85 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Musikfilm | Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Eine unbekannte Welt – das verspricht wohl jeder Dokumentarfilm seinen Zuschauern. Interesse darf verlangt werden, Unterhaltung und Bereicherung locken als Lohn. Eine gewisse Lernbegier wird jedem Publikum eines Dokumentarfilms gemeinsam sein. Schier unbegrenzt sind dagegen die Wege und Möglichkeiten, diese in seiner Auseinandersetzung mit dem Thema zu befriedigen. Für „On the Rumba River – Wendo“ hat sich der Genfer Jacques Sarasin dazu entschieden, die Musik der kongolesischen Rumba-Legende Papa Wendo in Bilder zu fassen. Sarasin zeigt, wie der inzwischen 82 Jahre alte Sänger nach langer Abwesenheit die Musikszene Kinshasas wieder betritt und eine Gruppe von 30 Musikern zusammenbringt. Auf einen Kommentar verzichtet der Regisseur; das Wort hat allein der Protagonist – in Interviews wie auch in beiläufigen Alltagsgesprächen. Was sich beim Betrachten des Films nicht zwingend erschließt: Die abschließenden Szenen, die scheinbar völlig ungestörten Momente der Normalität, wurden von Jacques Sarasin sorgfältig inszeniert. Bei der Vorbereitung beobachtete der Regisseur seine Protagonisten, um sie dann zu bitten, bestimmte Begegnungen und Augenblicke aus ihrem Leben für die Kamera nachzuspielen. Diese Vorgehensweise nennt er „kreativen Dokumentarfilm“.
An die Musik von Papa Wendo kommt man in „On the Rumba River – Wendo“ hautnah heran. In der Anfangsszene singt der Musiker sein berühmtes Lied „Marie-Louise“, seinen großen Hit aus dem Jahr 1948, für den Wendo auf Betreiben aufgebrachter belgischer Missionare exkommuniziert wurde. Die Re-Inszenierung dieses Auftritts umreißt Sarasin mit extremen Detailaufnahmen: Instrumente, Handbewegungen, Münder, Atemzüge. Fast abstrakt sind diese Bilder, und sie unterstützen und verstärken die Musik, die ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Während des ganzen Films bleibt diese Gewichtung erhalten. Zur Begleitung einer schmissigen Videoclip-Montage wird Wendos Musik in Sarasins Film nie. Problematisch wird es allerdings, wenn der Regisseur seine visuelle Konzentration auf Details bei Szenen anwendet, die nicht direkt an die Musik gebunden sind. Häufig wirken die Detail-Aufnahmen dann irritierend und drängen den Zuschauer auch in eine unangenehm voyeuristische Position. Die amerikanische Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey hat diese Zerstückelung des Körpers in Großaufnahmen eine „Zähmung des Fremden“ genannt – eine Deutung, die nicht ganz Sarasins Absichten entsprechen dürfte. Anstatt die Figuren in ihrem Umfeld zu belassen und aus relativer „Ferne“ zu beobachten, werden ihre Bewegungen hier unter Kontrolle behalten. Ob das nun ideologisch problematisch ist und im vorliegenden Fall schließlich zu einer markanten Schwächung des Protagonisten führt, muss jeder für sich entscheiden. Erstaunlich jedenfalls, wie markant Sarasins Stil auf den zweiten Blick zutage tritt: Seinem Versprechen, eine fremde Welt erfahrbar zu machen, kommt der Regisseur dadurch durchaus nach.
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