Zeichentrickfilm nach Erich Kästners Kinderbuch-Klassiker: Zwei Mädchen, Zwillinge, die nach der Geburt durch die Scheidung der Eltern getrennt wurden und nichts voneinander wissen, treffen sich zufällig in einem Ferienlager und beschließen die Wiedervereinigung der Familie. Die werkgetreue, kindgerechte Adaption gibt ein gemächliches Tempo vor, wobei die einfache zeichnerische Gestaltung in Anlehnung an die klassischen Illustrationen von Walter Trier die Verständlichkeit der Geschichte unterstützt. Erwachsene werden durch die nostalgische Erinnerung ebenso angesprochen.
- Ab 8.
Das doppelte Lottchen (2007)
Kinderfilm | Deutschland 2007 | 82 Minuten
Regie: Michael Schaack
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2007
- Produktionsfirma
- TFC Filmprod./Lunaris Film/Warner Bros. Ent.
- Regie
- Michael Schaack · Toby Genkel
- Buch
- Rolf Dieckmann
- Musik
- JP Genkel
- Schnitt
- Sascha Wolff-Täger
- Länge
- 82 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 8.
- Genre
- Kinderfilm | Literaturverfilmung | Zeichentrick
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Es ist, als schauten sie in einen Spiegel, als sie sich im Ferienlager am Bühler See zum ersten Mal begegnen: Lotte Körner und Louise Palfy, die sich nicht kennen und sich doch gleichen wie ein Ei dem anderen. Nach anfänglichen Querelen finden die Mädchen heraus, dass sie Zwillinge sind: Kurz nach der Geburt hatten sich die Eltern getrennt, und der Vater, ein Wiener Komponist und Dirigent, nahm Louise zu sich, während die Mutter, eine Bildredakteurin, Lotte großzog. Nun haben die Mädchen keinen größeren Wunsch, als das jeweils entbehrte Elternteil endlich kennen zu lernen und letztlich ihre zwei halben Familien wieder zusammenzuführen. Zu diesem Zweck gibt sich nach den Ferien eine für die andere aus und nimmt, ohne dass die Erwachsenen es merken, deren Stelle ein. Die (Wieder-)Vereinigung soll in München bei einem Musik-Nachwuchswettbewerb erfolgen, zu dem der Vater die talentierte Louise angemeldet hat. Der Rollentausch der Mädchen bringt allerdings Komplikationen mit sich, da im Gegensatz zu ihrem Äußeren ihre Charaktere und Vorlieben recht unterschiedlich sind, und als Problem erweist sich auch die neue Freundin des Vaters.
Dass Ehen scheitern und Familien zerbrechen, ist heute längst nicht so außergewöhnlich wie noch 1949, als Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ erschien. An der emotionalen Belastung, die damt gerade für die Kinder einhergeht, hat sich indes nichts geändert, und für das Trauma des Auseinandergerissenwerdens hatte Kästner mit dem Motiv der getrennten Zwillinge, denen durch den Bruch der Familie gleichsam ein Teil ihres eigenen Selbst genommen wurde, einen zeitlosen Ausdruck gefunden. Nun werden die kleinen Heldinnen Lotte und Louise einmal mehr auf der Leinwand zu neuem Leben erweckt, um mit Raffinement, Willensstärke und Hartnäckigkeit gegen den Egoismus der Erwachsenen und für die Utopie des heilen Familienlebens einzutreten. Im Gegensatz zu der Realfilm-Adaption aus dem Jahr 1993 (fd 30669; u.a. von Peter Zenk produziert, der auch den neuen Film mitverantwortet), die die Handlung in die Gegenwart verlegte, handelt es sich nun um einen Animationsfilm. Dieser spielt wieder zur selben Zeit wie der Roman und lehnt sich relativ eng an die von Kästner vorgegebene Handlung an – und beweist deren ungebrochene Aktualität, die auch ohne Modernisierungen des Stoffs zu bewegen versteht.
Mit der Off-Stimme von Axel Milberg ist wie in der Baky-Verfilmung (1950, fd 1004) ein Erzähler mit dabei, der vermittelt, erklärt und bisweilen auch milde-ironisch kommentiert. Das anvisierte Publikum dürfte dabei noch einmal etwas jünger sein als das der Realfilmadaption – angesichts einer Erzählweise, die sich sichtlich bemüht, den jungen Zuschauern nicht zu viel an Dramatik und Tempo zuzumuten und emotional aufwühlende Szenen durch komische Zwischenspiele aufzufangen (oft mit Tieren, auf die man in einem Animationsfilm offensichtlich nicht verzichten will). Sowohl auf kleinere Kinder als auch auf deren Eltern, die die Kästner-Geschichten als Buch verschlangen, zielt auch die visuelle Umsetzung, die sich an den mittlerweile selbst zu Klassikern avancierten Illustrationen von Walter Trier orientiert; bunte Farben und knappe Striche, deren Einfachheit und Prägnanz gut verständlich sind und Erwachsene als Referenz an eigene Leseerfahrungen erinnern – oder einfach stilistisch durch den konsequenten Retro-Look gefallen. Während Kästners Roman wie auch sein übrigen Werk bei aller „Märchenhaftigkeit“ dieser ans Wunderbare grenzenden Familienzusammenführung sehr eng an die soziale Realität seiner Zeit anschloss und kongenial Nüchternheit und Utopie zu verbinden verstand, ist der Animationsfilm freilich nun ganz im Bereich kindlicher Fantasie bzw. erwachsener Nostalgie angekommen.
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