Der Besitzer eines Nachtclubs in Nizza hat sich umgebracht und ein Testament hinterlassen, mit dem er im Nachhinein seine untereinander zerstrittene Familie zum Nachdenken bewegen und eine Familienzusammenführung in die Wege leiten will. Hervorragend besetzte, insgesamt aber allzu leichtgewichtige Komödie mit vielen schnulzig-schönen Chansons. Die verwobenen Erzählstränge werden zu früh aufgelöst, wodurch der Film einiges von seiner Wirkung einbüßt.
- Ab 14.
Le Héros de la famille
Komödie | Frankreich/Italien 2006 | 100 Minuten
Regie: Thierry Klifa
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Filmdaten
- Originaltitel
- LE HÉROS DE LA FAMILLE
- Produktionsland
- Frankreich/Italien
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- SBS Films/Edelweiss/France s Cinéma
- Regie
- Thierry Klifa
- Buch
- Christopher Thompson
- Kamera
- Pierre Aïm
- Musik
- David Moreau
- Schnitt
- Franck Desmoulins · Roman Dymny
- Darsteller
- Gérard Lanvin (Nicky Guazzini) · Catherine Deneuve (Alice Mirmont) · Emmanuelle Béart (Léa O’Connor) · Miou-Miou (Simone Garcia) · Géraldine Pailhas (Marianne Bensalem)
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
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- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
In Nizza existiert ein Nachtclub namens „Le Perroquet Bleu“ – so erzählt der Franzose Thierry Klifa in seinem zweiten Spielfilm –, der direkt aus „Casablanca“ zu stammen scheint oder zumindest aus einer anderen Zeit. Auch die Artisten, die dort auftreten, sind nicht ganz von dieser Welt. Der Zauberer Nicky Guazzini, ein Mittfünfziger, hatte in goldenen Zeiten seine eigene Fernsehshow, von deren Ruhm er bei seinen bescheideneren Auftritten im Nachtclub noch zehrt. Der 70-jährige Gabriel Stern, Inhaber des Lokals, heißt manchmal auch Gabrielle und tritt in schwelgerischen Abendkleidern auf die Bühne. Ferner sind da eine Tanzgruppe leicht bekleideter Frauen, auf Trab gehalten von der resoluten Choreografin Pamela, eine kleine Tiershow und – der allabendliche Höhepunkt im „Perroquet Bleu“ – die bezaubernde Sängerin Léa O’Connor.
Diese kleine Idylle mit Glitter, nackter Haut und Bühnenzauber hätte wohl ewig Bestand, wenn sich Gabriel/Gabrielle nicht eines Abends ohne weitere Angabe von Gründen in den Fluss gestürzt hätte. So aber versammelt der Zauberer Nicky seine Verwandtschaft, die auch die Familie des Verstorbenen ist, zur Beerdigung: Die Ex-Frau Alice, die frühere Geliebte Simone und Nickys erwachsene Kinder Nino und Marianne. Eine rasche Bestattung, einige unterkühlte Frotzeleien – bis zur Verlesung des Testaments verläuft alles nach Plan. Doch wie die wiedervereinte Sippschaft dann erkennen muss, hat Gabriel/Gabrielle auch im Tod noch einige Überraschungen auf Lager. Jetzt fliegen erst richtig die Fetzen. Seit Jahrzehnten zerstrittene Paare, einander unbekannte Halbgeschwister: eine friedliche Familie hinterließ der Verschiedene nicht. Natürlich, und zu dieser Erkenntnis kommen die Protagonisten etwas zu schnell, ist die vom Toten erzwungene Konfrontation für alle Beteiligten auch eine große Chance. Zunächst für die Kinder, die erst in diesem Moment die andere Hälfte ihrer Familie kennen lernen. Ebenso für Nicky Guazzini, der sich nicht weiter in Selbstmitleid suhlen kann und gezwungen wird, seinem Leben noch einmal eine neue Richtung zu geben; und ganz sicher auch für die beiden Mütter, die noch ein Geheimnis preiszugeben haben. Leider werden in Klifas Komödie die meisten dieser Erzählstränge viel zu früh aufgelöst, etwa ab der Filmmitte wird der ganze Zauber durchsichtig. Wer eher ein Feel-Good-Movie als eine typische französische Komödie erwartet, wird den Film dennoch mögen. Unbestritten schnulzig-schön sind vor allem die zahlreichen Chanson-Szenen, in denen Emmanuelle Béart zur Hochform aufläuft.
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