Allmählich entwickelt sich der ehemalige Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson zu einem untrüglichen Zeichen für ein gut gemachtes B-Picture. Nachdem er in „Die Mumie kehrt zurück“
(fd 34 846) ein eher statueskes Leinwanddebüt gegeben hat und dafür mit dem Ableger „The Scorpion King“
(fd 35 385) belohnt wurde, bewies er ein erstaunlich gutes Händchen bei der Auswahl seiner Drehbücher und Regisseure. Die Actionkomödie „Welcome to the Jungle“
(fd 36 383) zählt zu den bemerkenswertesten Beispielen ihres Genres, und in „Walking Tall – Auf eigene Faust“
(fd 36 593) räumt The Rock als unkorrumpierbarer Kämpfer für das Gute einen kleinstädtischen Saustall auf, dass es eine beinah ungetrübte Freude ist. Ein durchgedrücktes Kreuz benötigt auch seine jüngste Figur: ein engagierter Aufseher im Jugendknast, der es leid ist, seine kaum entlassenen Schützlinge auf den Straßen von Los Angeles sterben zu sehen. Gegen innere und äußere Widerstände setzt er ein Sportprogramm auf und schmiedet gemeinsam mit seinem vom Rapper Xzibit dargestellten Kompagnon aus jugendlichen Straftätern ein schlagkräftiges Footballteam.
Im Grunde variiert dieses „Spiel auf Bewährung“ nur einen Topos des Sportfilmgenres: Aus einem zusammengewürfelten Haufen Verlierer wird durch individuelles Talent, aber vor allem durch hart erarbeiteten Gemeinschaftssinn ein konkurrenzfähiges Team, dessen Mitglieder selbst nach einer Niederlage wieder mit Stolz in den Spiegel schauen können. Also sieht man die Delinquenten in der Sommerhitze schwitzen, bis sie zu schwach sind, einander zu verprügeln, und erlebt ihre erste vernichtende Niederlage, um daraus neuen Ansporn erwachsen zu sehen. Dieser uramerikanische Glauben an das Charakter- und Gesellschaftsbildende im Mannschaftssport bekommt vor dem Hintergrund blutiger Bandenkriege eine weitere dramatische Dimension: „Sportlicher Zusammenhalt bricht den Korpsgeist der Jugendbanden“, lautet die Kurzformel des Films, die im Gegen- und Miteinander zweier verfeindeter Insassen exemplarisch inszeniert wird. Diese Mischung der Genres ist in ästhetischer Hinsicht nicht sonderlich originell, aber überaus solide inszeniert und mit der nötigen Prise Realitätssinn ausgestattet. Ein liberaler Geist weht durch dieses nach einer wahren Begebenheit entstandene Aufbruchsdrama hinter Gittern, und man darf vermuten, dass gerade das The Rocks Rollenwahl beeinflusst hat. Den Eindruck der Faktentreue versuchen Regisseur Phil Joanou und Autor Jeff Maguire nicht nur im Zitieren der tatsächlichen Rückfallquote, sondern bis in einzelne Formulierungen hinein zu erhärten. Wenn im Abspann Ausschnitte aus einem Dokumentarfilm über die realen Vorbilder laufen, findet man bestimmte Schlüsselsätze wortwörtlich wieder und Schlüsselmomente weitgehend identisch nachgestellt. Mag dieses Pathos der Authentizität letztlich nichts beweisen, so lehrt es einen doch manches über das Ethos der Filmemacher. Nicht jeder, der auf dem Spielfeld zum Sieger wurde, fand sich nach seiner Entlassung auch im Alltag zurecht. Doch wird hier niemand verloren gegeben, bis es tatsächlich zu spät ist.