- | Südafrika/USA/Deutschland 2004 | 94 Minuten

Regie: Zola Maseko

Südafrika in den 1950er-Jahren: Im Zuge der sich verschärfenden Apartheid-Politik wandelt sich das Boulevard-Blatt "Drum" zum führenden Sprachrohr der Regime-Kritiker. Zugleich wird ein vergnügungssüchtiger Sportreporter zum wagemutigen Journalisten, der zur Symbolfigur der Anti-Apartheid-Bewegung wird. Der Film will ein Zeichen der Hoffnung setzen und ein Beispiel dafür geben, dass ein gesellschaftliches Miteinander zwischen den Rassen möglich ist, wenn auch nicht ohne Kontroversen. Zwar nicht immer an historischer Genauigkeit ausgerichtet, entreißt der Film ein wenig bekanntes Kapitel südafrikanischer Apartheid-Geschichte auf berührende Weise dem Vergessen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
DRUM
Produktionsland
Südafrika/USA/Deutschland
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Armada Pic./Drum Pty./VIP 2 Medienfonds
Regie
Zola Maseko
Buch
Jason Filardi
Kamera
Lisa Rinzler
Musik
Terence Blanchard · Cedric Gradus-Samson
Schnitt
Troy Takaki
Darsteller
Taye Diggs (Henry Nxumalo) · Gabriel Mann (Jürgen Schadeberg) · Jason Flemyng (Jim Bailey) · Tumisho Masha (Can Themba) · Moshidi Motshegwa (Florence Nxumalo)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Arthaus (1:1.78/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Diskussion
Der südafrikanische Regisseur Zola Maseko erzählt ein Stück wahrer Geschichte seines Landes; ein Stück über Apartheid, das jedoch nicht in erster Linie von Opfern und Tätern handelt. Die skrupellosen, rassistischen weißen Polizeichefs und Großgrundbesitzer tauchen zwar ebenso auf wie die versklavten, schwarzen Landarbeiter, dienen jedoch eher als Kulisse eines Films, dem es weniger darum geht, ein weiteres Mal die unerträglichen Zustände eines Unrechtsregimes festzuhalten, als vielmehr darum, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. Im Mittelpunkt steht die Redaktion der Zeitschrift „Drum“, des in den 1950er-Jahren bedeutendsten Lifestyle-Magazins Afrikas, das sich im Zuge der verschärften Apartheid nach und nach von einem launigen Boulevard-Blatt zum führenden Sprachrohr der Regime-Kritiker wandelte. Henry Nxumalo, der zu Beginn des Films noch als vergnügungssüchtiger und leichtlebiger Sportreporter in Erscheinung tritt, entwickelt sich im weiteren Verlauf zum engagierten, wagemutigen Investigationsjournalisten, der als „Mr. Drum“ zu einer Symbolfigur der Anti-Apartheid-Bewegung heranreift. In einer der Schlüsselszenen seiner politischen Initiation beobachtet Nxumalo zwei Gangster bei einer tödlichen Messerstecherei. Anders als seine Geliebte, die nichts Heroisches daran finden kann, wenn zwei Schwarze sich gegenseitig umbringen, schwärmt Nxumalo zunächst von der tänzerischen „Choreografie“ des Kampfes, bis ihn etwas anderes fasziniert. Er erkennt, dass die Männer vor allem darum kämpfen, „überhaupt jemand zu sein“. Sie bezahlen ihre Identität mit dem Leben. Diese Erkenntnis nimmt bereits Nxumalos weiteres Schicksal vorweg. Seinen Freiheitskampf, seinen Einsatz gegen die geheimen Pläne zur Räumung Sophiatowns schildert Maseko als einen Akt der Selbstfindung. Nxumalo ficht ihn mit der Feder statt mit dem Messer, und er richtet sich gegen die Verursacher der Unterdrückung statt gegen deren Opfer, aber er endet für ihn ebenso tödlich. Die Dramaturgie des Filmes will es, dass Nxumalo am Ende ausgerechnet von jenem Gangster erstochen wird, den er anfangs noch für seine letale Grazie bewunderte. Der symbolische, sinnträchtige Handlungsaufbau entspringt einem Erzählstil mit leichtem Hang zum Pathetischen, Plakativen, unter dem die Authentizität der Geschehnisse bisweilen leidet. Die staubigen Straßen, die verräucherten Bars in Sophiatown mit ihrem grün-goldenen Licht, die Abschiede bei Nacht und Regen: So manche Einstellung riecht ein wenig zu sehr nach Studio oder schmeckt nach Drehbuch. Offensichtlich war Maseko bemüht, „Drum“ möglichst geschmeidig, kurzweilig zu inszenieren, um den versöhnlichen, optimistischen Grundton des Films nicht zu stören. „Drum“ reißt keine Wunden auf. Er demonstriert am Beispiel der „Drum“-Redaktion, dass sich selbst inmitten einer durch und durch rassistischen Gesellschaft Schwarze und Weiße verbünden konnten; wenn natürlich auch nicht ohne Kontroversen. Nxumalo wird bei seinen politischen Reportagen vom deutschen Fotografen Jürgen Schadenberg begleitet und vom britischen Redaktionsleiter unterstützt. Wie nah an der Realität oder wie weit weg von der Wirklichkeit Masekos intimer Hinterzimmerblick auf persönliche Zwistigkeiten, politische Diskussionen oder Nxumalos Eheprobleme angelegt ist, lässt sich wie in jedem Geschichtsdrama kaum bemessen. Dass Maseko sich in seiner Inszenierung jedoch nicht immer nur an historischer Nähe orientiert, belegt bereits die Auswahl seines Hauptdarstellers. Taye Diggs weiß in der Rolle Nxumalos sehr wohl zu überzeugen, vermag sein US-amerikanisches Naturell aber nie ganz abzustreifen. Diggs selbst äußerte, Nxumalo hätte eigentlich von einem Südafrikaner gespielt werden sollen. Maseko hingegen setzt in der internationalen Co-Produktion auf Frauenschwarm Diggs, einen möglichst global kompatiblen Helden. Trotz Township-Jazz und wunderbarer, traditioneller Klagelieder ist „Drum“ nur bedingt ein südafrikanischer Film; die Anleihen an Hollywoods Politthriller sind unverkennbar. Dennoch oder vielleicht deshalb, leistet Masekos Film viel, indem er ein hierzulande nur wenig bekanntes Kapitel südafrikanischer Apartheidgeschichte auf unterhaltsame, berührende Weise dem Vergessen entreißt und in den Blickpunkt einer Weltöffentlichkeit rückt.
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