Schöne Frauen

- | Deutschland 2004 | 80 Minuten

Regie: Sathyan Ramesh

Fünf nicht gerade erfolgreiche Schauspielerinnen um die 30 lernen sich beim Casting für einen Fernsehthriller kennen und brechen gemeinsam zu einer Reise an die Ostsee auf. In einem Hotel lernen sie zwei Musikerinnen kennen und verbringen eine rauschhafte Nacht, während der sich hinter den mehr oder minder coolen Fassaden ihre Ängste, Träume, Enttäuschungen und Verletzungen offenbaren. Ein inszenatorisch wie erzählerisch überzeugender Debütfilm fasziniert sowohl als Liebeserklärung an die fünf Darstellerinnen als auch als präzises Porträt einer Frauengemeinschaft. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
D&D Film- und Fernsehproduktion/mementoFilm/NDR/ARTE
Regie
Sathyan Ramesh
Buch
Sathyan Ramesh
Kamera
Thomas Merker
Musik
queen bee · Stefan Hiss
Schnitt
Andrea Mertens
Darsteller
Floriane Daniel (Barbara Schüttle) · Julia Jäger (Dana Lemberg) · Caroline Peters (Kandis Zuckermann) · Clelia Sarto (Genoveva Artuides) · Ulrike C. Tscharre (Karin Leiser)
Länge
80 Minuten
Kinostart
27.01.2005
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
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Diskussion
Schöne Frauen“ ist das Regiedebüt des ehemaligen Filmkritikers Sathyan Ramesh, der bislang mit zwei sorgfältig gearbeiteten Drehbüchern für „Das Jahr der ersten Küsse“ (fd 35 635) und „Mr. & Mrs. Right“ (2003) auffiel. Dazwischen schrieb er für fünf junge Schauspielerinnen, mit denen er persönlich bekannt ist, das Buch für „Schöne Frauen“ und rutschte dann gewissermaßen wie von selbst auf den Regiestuhl. So entstand eine melancholische Komödie mit ungewöhnlich viel Live-Musik, eine filmische Liebeserklärung an seine Hauptdarstellerinnen. Die Schauspielerinnen Karin, Dana, Geno, Barbara und Kandis, alle um die 30 und nicht gerade im Karrierehoch, treffen sich bei einem obskuren Casting für einen Fernsehkrimi mit dem Titel „Tödliche Bruderliebe“, dessen Dramaturgie direkt aus den Gruselkammern von SAT 1 stammen könnte: „Liebe, Gewalt, Sex aus Mitleid“. „Fast wie bei uns“, bringt es Kandis’ Jogging-Partner auf den Punkt; freilich verspürt keine der Frauen Lust, über weite Strecken halbnackt in „Serienkiller-Erotikthriller-Fernsehscheiße“ zu agieren. In prägnanten, sehr konzisen Szenen stellt „Schöne Frauen“ die Protagonistinnen kurz vor, setzt erst danach zu einer Rückblende in die erzählte Gegenwart an, weshalb der Prolog zu einem knappen Kommentar des Folgenden wird, bevor es mit der Exposition weiter geht. Es gilt also, hier sehr gut aufzupassen. Mittels seiner pointierten Erzählökonomie skizziert der Beginn durch die vermittelte Trivialität des geplanten Fernsehfilms hindurch die persönliche Situation der Frauen, die sich nicht sicher sind, ob sie ein solches Angebot abschlagen können. Persönliche Beziehungen stecken in der Krise, neue Partner drängeln per Telefon, Dana ist schwanger, bekommt von ihrem Manager aber den Rat: „Egal, was privat ist. Wollen wir so tief sinken?“ Worauf Kandis bitter pariert: „Kann man als Schauspieler überhaupt zu tief sinken?“ Beim Casting trifft man sich wieder, taxiert sich, markiert das Revier mit knackig-lakonischen One-Linern: „Ich hab deinen letzten Film im Kino gesehen.“ „Mein letzter Film war nicht im Kino.“ „Dann eben dein vorletzter!“ „Ach, du warst das!“ Die Frauen raufen sich zusammen, reflektieren das Entwürdigende der Situation und beschließen, einen gemeinsamen Tag einzulegen. So beginnt ein Buddy-Movie, eine Art „Sex & the City“ on the Road. Die Frauen – die Toughe, die Noch-Toughere, die Heulsuse, die Zicke und die Geheimnisvolle – machen einen Ausflug, reden, rauchen, trinken, suchen einen Berg und landen an der Ostsee. Weil es aber auch in Deutschland eine „Schutzheilige für arbeitslose, ungeliebte und hungrige Schauspielerinnen“ gibt, verschlägt es sie in ein leerstehendes Hotel, in dem zwei Musikerinnen proben. Nun ändert sich der Tonfall; in einer exzessiv-rauschhaften Nacht kommen diverse unangenehme Wahrheiten ans Licht. Wahrheiten über Trennungs- und Verlustängste, geteilte Geliebte und verstörte Ex-Kinderstars. Die beiden coolen Musikerinnen von Queen Bee bekommen ausgiebig Gelegenheit, ihre gewöhnungsbedürftigen, so spröde wie altklugen Chansons auszubreiten und haben auch sonst recht abgeklärte Sprüche drauf. Am Morgen danach ist man nur noch zu viert. Vieles ist klarer zu erkennen, einiges sollte sich ändern. Bei einen Treffen auf einem Queen-Bee-Konzert wird dann der versöhnliche Song zum sentimentalen Ende gesungen: „Freundin müsste man sein!“ Beim Krimi-Casting-Gespräch lautete eine Einsicht, dass sexistische „Männerkacke“ auch von Frauen geschrieben werden könne. „Schöne Frauen“ dürfte die Gegenposition dazu bezeichnen. Gemäß der alten Utopie, dass Filmen bedeute, schöne Frauen vor der Kamera schöne Dinge tun zu lassen, präsentiert Ramesh tolle Frauen, die mehr oder weniger cool durchs Leben flanieren; doch hinter der harten Schale verbergen sich Träume, Hoffnungen und Enttäuschungen. Aus all dem ergibt sich tatsächlich eine schöne Hommage an die fünf Schauspielerinnen. Wenngleich dem Film zum Ende etwas der Drive abhanden kommt (weil ja auch den Figuren im Laufe der Nacht der Atem ausgeht), kann Ramesh bei seinem Kinodebüt mit Dialogwitz und einer fast perfekten Auflösung von Handlung in Szenen wuchern. „Schöne Frauen“ ist ein kleiner Film mit vielen großen Szenen, von denen man sich gut vorstellen kann, dass man sich an sie wie an einzelne Szenen aus „Zur Sache, Schätzchen“ (fd 15 202) oder „Harry und Sally“ (fd 27 891) erinnert.
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